1. FC Nürnberg: Letzte Chance für Trainer Miroslav Klose?

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Vier Pflichtspiele, vier Niederlagen: Mit dem 1. FC Nürnberg erwischt Miroslav Klose einen kapitalen Fehlstart in die neue Saison. Die Gründe sind vielfältig – und der frühere Torjäger gerät langsam unter Druck. "Ich bekomme vielleicht nicht die Zeit. Das ist ein Ergebnissport", sagte Miroslav Klose am Samstag nach dem 1:2 seines 1. FC Nürnberg gegen Preußen Münster . Der Trainer der Franken kennt nun mal das Geschäft – und weiß: Jetzt wird es richtig ernst für ihn, der als Fußballlehrer so gerne anknüpfen möchte an seine überaus erfolgreiche aktive Karriere als Torjäger. So recht gelingen mag ihm das beim "Club" aber nicht – in seinem zweiten Jahr beim FCN hat Klose einen veritablen Fehlstart hingelegt: Null Punkte nach drei Spielen der neuen Saison der 2. Bundesliga , schlechter ist Nürnberg noch nie in eine Saison gestartet. Dazu das Aus in der ersten Runde des DFB-Pokals beim Regionalligisten FV Illertissen . "Ich weiß, dass es gewisse Mechanismen im Fußball gibt, was auch ganz normal ist", erklärte Klose nach der neuerlichen Niederlage gegen Münster weiter. "Wir müssen schleunigst punkten." "Mussten nicht als Verlierer vom Platz gehen" Dabei ist die aktuell verfahrene Lage nichts Neues für den 47-Jährigen und die Nürnberger – denn im vergangenen Jahr verlief der Saisonstart ähnlich. Klose weiß, worum es geht: 2024/25 setzte es in den ersten sieben Ligaspielen vier Niederlagen, darunter ein 0:4 gegen den 1. FC Magdeburg und ein 0:2 gegen Hertha BSC , beides im eigenen Stadion. Nürnberg war schon auf Rang 14 abgestürzt, Klose wackelte gewaltig – und legte dann eine Serie von fünf Spielen in Folge ohne Niederlage hin. Plötzlich spielte die Mannschaft berauschend, demontierte Jahn Regensburg mit 8:3, trotzte dem Hamburger SV ein 1:1 ab. Und Klose war gerettet. 2025/26 aber scheint die Situation ernster – denn der Traditionsklub steht nochmals deutlich schlechter da. Jetzt kann es ganz eng werden für den Trainer. Auch wenn Sportvorstand Joti Chatzialexiou den Fehlstart nicht als solchen sehen will – "weil wir auch heute nicht unbedingt als Verlierer vom Platz gehen mussten", erklärte der frühere Sportliche Leiter des DFB nach der Münster-Pleite. Tatsächlich: Nürnbergs bisherige Auftritte der Spielzeit waren selten wirklich desolat, dafür aber unglücklich. Zum Auftakt bei der SV Elversberg fiel das entscheidende 0:1 in der 90. Minute, am zweiten Spieltag gegen Darmstadt 98 sogar erst in der vierten Minute der Nachspielzeit, trotz verbesserter Leistung. Gegen Münster nun? Da war Kloses Elf immer wieder defensiv zu passiv, offensiv harmlos. Der Anschlusstreffer durch Rafael Lubach in der 74. Minute war gar das erste Ligator der Mannschaft in der neuen Saison. Nürnberg wachte erst spät auf – und blieb trotzdem im Angriff zu verhalten. Kloses Spielidee gibt Rätsel auf Ohnehin tun sich Klose und seine Mannschaft bisher mit der Umsetzung einer erkennbaren Spielidee mindestens schwer. "Das sind halt diese Automatismen, in denen Darmstadt schon viel, viel weiter ist", erklärte der Weltmeister von 2014 nach der knappen Niederlage gegen die "Lilien", dass in seiner Elf noch viele kleine Dinge nicht stimmten. Eine "gewisse Dominanz" hatte Klose einst bei Amtsantritt als Ziel ausgegeben, im weiteren Verlauf erklärte er dann die Spielweise eines Konkurrenten zum Vorbild: "Jeder weiß, wir wollen genau so spielen wie Magdeburg irgendwann in Zukunft." Der FCM spielte unter Christian Titz teilweise berauschenden Offensivfußball. Auch in Kloses zweitem Jahr in Nürnberg ist davon allerdings nichts zu sehen. Gegen Münster hatte seine Mannschaft das erste Mal in dieser Saison mehr Ballbesitz als der Gegner, und das mit 51 Prozent auch nur äußerst knapp. Klose selbst redet dabei nichts schön. "Fahrlässig in den Zweikämpfen" sei seine Mannschaft gegen Münster gewesen, habe "nicht kompakt genug" gestanden, auch am Kombinations- und Umschaltspiel habe es gemangelt. Wenn der WM-Rekordtorschütze das sagt, klingt aber kein schwerer Vorwurf mit – weiß er doch um ein wesentliches Merkmal seiner Elf: Der 1. FC Nürnberg hat den mit Abstand jüngsten Kader der 2. Bundesliga . Mit einem Durchschnittsalter von gerade einmal 23,4 Jahren sind die Spieler in den dunkelroten Trikots fast noch ein Jahr jünger als die des zweitplatzierten SC Paderborn (24,1). Neuzugänge bisher kaum aufgefallen Dazu musste Klose gleich mehrere namhafte Abgänge kompensieren: Innenverteidiger Finn Jeltsch wechselte bereits in der Winterpause zum VfB Stuttgart , in der Offensive fehlt der zu Brighton & Hove in die Premier League gewechselte Stefanos Tzimas (12 Tore in 23 Spielen letzte Saison) ebenso wie der Neu-Lauterer Mahir Emreli (10 Treffer in 24 Einsätzen). Und der junge Mittelfeldspieler Jens Castrop ging im Sommer für 4,5 Millionen Euro zu Borussia Mönchengladbach . Die von Chatzialexiou mitverantworteten Neuzugänge blieben hingegen bisher blass, Klose musste in der Vorbereitung lange Zeit mit einem unvollständigen Kader arbeiten. Chatzialexiou gestand am Sonntag in der Sendung "Blickpunkt Sport" beim Bayerischen Fernsehen derweil eigene Fehler ein: "Fakt ist, dass wir uns auf der Mittelfeld-Position nicht so verstärkt haben, wie wir uns das wünschen und vorstellen." Darauf werde nun "der Fokus in den kommenden Tagen liegen. Dann hoffen wir, dass wir auch einen Spieler bei uns begrüßen können, der uns für die Saison Rückendeckung gibt und unterstützt." "Gemeinsam alles geben" "Ich weiß auch, dass wir vorn wieder alles neu haben", sagte Klose weiter. "Und ich sehe es im Training, dass sich die Spieler schon anders positionieren. Aber ich kann immer wieder darüber reden, so wie es letztes Jahr der Fall war." Chatzialexiou vermied zuletzt ein direktes Ultimatum an seinen Trainer – und doch lässt sich aus seinen Sätzen nach dem Münster-Spiel eine versteckte Drohung ableiten: "Ich bin froh und dankbar, dass unsere Fans zu uns halten und auch dem Trainer den Rücken decken. Das machen auch wir im Vorstand und im Aufsichtsrat. Von daher werden wir gemeinsam alles geben, um gegen den SC Paderborn die ersten drei Punkte einzufahren." Soll wohl heißen: Gibt es am kommenden Spieltag gegen den SCP erneut keinen Sieg, könnte die Stimmung im Klub endgültig umschlagen. Das weiß auch Miroslav Klose.
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