Abnehmspritze senkt überraschend effektiv den Blutdruck

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Diabetes-Medikamente wie Semaglutid könnten künftig die Blutdruckbehandlung verbessern. Das legt eine aktuelle Analyse deutscher Forscher nahe. Bluthochdruck gilt als eine der häufigsten Volkskrankheiten und als einer der wichtigsten Risikofaktoren für Herzinfarkte, Schlaganfälle und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Gleichzeitig waren die Fortschritte in der Therapie in den vergangenen Jahren eher begrenzt. Umso interessanter ist ein neuer Forschungsansatz, den ein Team vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf nun verfolgt hat. Diabetes-Medikamente senken nicht nur den Blutzucker Semaglutid und Tirzepatid gehören zu einer Gruppe neuer Wirkstoffe, die ursprünglich zur Behandlung von Typ-2-Diabetes entwickelt wurden. Sie werden inzwischen auch als Abnehmspritzen zur Gewichtsreduktion eingesetzt. Doch offenbar können sie noch mehr: Sie senken auch den systolischen Blutdruck – also den oberen der beiden Blutdruckwerte. Ein Forscherteam um Studienleiter Dominik Kylies wertete dafür elf Studien mit über 30.000 Teilnehmern aus – darunter Menschen mit und ohne Diabetes. Ozempic und Wegovy: Warum die meisten Patienten die Behandlung abbrechen Abnehmen im Alter: Wann gesund und wann gefährlich? Zusammenhang zwischen Gewichts- und Blutdruckverlust Das Ergebnis: Die untersuchten Medikamente senkten den systolischen Blutdruck im Vergleich zum Placebo im Schnitt um 1,3 bis 9,9 mmHg. Besonders stark fiel der Effekt bei Menschen mit starkem Übergewicht aus. Parallel dazu nahmen die Teilnehmer je nach Studie zwischen 3,15 und 18,4 Prozent an Körpergewicht ab. Eine statistische Analyse zeigte zudem: Je stärker der Gewichtsverlust, desto größer ist auch der Effekt auf den Blutdruck. Wirkung auch bei Menschen ohne Bluthochdruck Überraschend: Viele Studienteilnehmer hatten gar keinen erhöhten Blutdruck, etwa weil sie bereits Medikamente einnahmen oder weil die Studien auch Menschen mit normalen Blutdruckwerten einbezogen. Umso auffälliger ist, dass die Medikamente bei ihnen trotzdem eine relevante Senkung bewirkten. Zwar lag in keiner der Studien der Blutdruck im Fokus – der sogenannte primäre Endpunkt war meist der Gewichts- oder Blutzuckerverlust. Doch die Nebenwirkung der Blutdrucksenkung fiel so regelmäßig und deutlich aus, dass die Forscher sie für klinisch relevant halten. Mehr als nur ein Nebeneffekt Die Autoren gehen davon aus, dass der blutdrucksenkende Effekt nicht nur durch das geringere Körpergewicht erklärbar ist. Sie vermuten sogenannte pleiotrope Effekte. Das bedeutet: Die Medikamente wirken auch direkt auf das Gewebe, zum Beispiel auf Gefäße oder das Nervensystem, das den Blutdruck reguliert. Zudem konnten frühere große Studien bereits zeigen, dass die Medikamente das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und Todesfälle senken. Auch das spricht dafür, dass ihr Nutzen über den reinen Blutzucker hinausgeht. Neue Option für Bluthochdruck? "Das wirft die berechtigte – wenn auch provokante – Frage auf, ob GLP-1- und GLP-1/GIP-Rezeptoragonisten nicht tatsächlich die am besten untersuchten Antihypertensiva überhaupt sind", so das Fazit der Studiengruppe. Antihypertensiva ist ein Sammelbegriff für Medikamente, die den Blutdruck senken. Noch fehlen Studien, die gezielt die Blutdrucksenkung als primäres Ziel untersuchen. Doch die jetzt präsentierten Daten sprechen dafür, die Wirkstoffe künftig nicht nur bei Diabetes und Übergewicht zu erwägen, sondern auch als mögliche Ergänzung zur klassischen Blutdrucktherapie.
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