Der weihnachtliche Afrika-Cup passt vielen Klubs in Europa nicht in den Kram. Die hohe Bedeutung des Turniers für Spieler und Fans haben bei aller Kritik nur wenige auf dem Schirm. Eines wollte Vincent Kompany noch klarstellen. Man dürfe nicht unterschätzen, mahnte der Trainer des FC Bayern kürzlich, "wie wichtig der Afrika-Cup" für die Spieler sei. Seinem Schützling, dem Senegalesen Nicolas Jackson, wünscht der 39-Jährige in den kommenden Wochen jedenfalls nur das Beste – trotz potenzieller Personalsorgen im Sturm: "Ich hoffe, dass er so weit wie möglich kommt". Afrika-Cup: MLS-Star dabei – obwohl er auf einem Auge blind ist Afrika-Cup: Ex-Dortmunder Aubameyang fällt zum Start aus Mit dieser Einstellung ist Kompany in Europa so etwas wie ein Sonderfall. Denn so prestigeträchtig der Afrika-Cup, der am Sonntag in Marokko startet, für Spieler und Fans auch ist, so sehr er einen ganzen Kontinent elektrisiert – in hiesigen Regionen drängt sich seit langem ein anderer Eindruck auf: Der nämlich, dass es sich beim vierwöchigen Turnier um einen lästigen Störfaktor mitten in der Saison handelt, ein alle zwei Jahre wiederkehrendes Übel. Seit Jahrzehnten murren die Vertreter europäischer Klubs über die Abstellung von Spielern im laufenden Liga-Spielbetrieb, sie beklagen Ausfallzeiten und befürchten Verletzungen. Und sie üben Druck auf die entscheidenden Verbände aus, um ihre Spieler möglichst lange im Vereinsumfeld behalten zu dürfen. In der Bundesliga etwa erwischt es in diesem Jahr den Vizemeister Bayer Leverkusen besonders hart: Vier Spieler reisen zum Turnier. Dass die Leverkusener, die im Übrigen nicht zur Fraktion der Klagenden gehören, nun unter anderem für das Topspiel gegen Leipzig ihren Kader umbauen müssen, hängt eng mit dem Handeln des Weltverbandes zusammen. Denn ursprünglich hätte der Afrika-Cup bereits im Sommer dieses Jahres stattfinden sollen. Da aber zog die Fifa ja ihre erstmals zum Großturnier aufgeblasene Klub-WM durch. Weshalb sich Präsident Gianni Infantino, der sich gerne als väterlicher Freund des afrikanischen Kontinents stilisiert, und sein Verband bemüßigt sahen, den Klubs anderweitig entgegenzukommen. Zunächst wurde das Turnier – sonst häufig im Januar gestartet – nach vorne verlegt. Für die Bundesliga etwa bedeutet das, dass ein Großteil des Turnierzeitraums günstigerweise in die Winterpause fällt. Für den Afrika-Cup hingegen, dass auch Spiele an christlichen Festtagen wie Heiligabend ausgetragen werden müssen. Und dann verlegte die Fifa auch noch kurzerhand die Abstellungsfrist um eine Woche nach hinten, vom 8. auf den 15. Dezember – sechs Tage vor Turnierbeginn. "Es ist inakzeptabel" Für die afrikanischen Verbände, die selbst erst Anfang Dezember von der Entscheidung erfuhren, war das eine verheerende Nachricht. Lange geplante Testspiele, Reisen und Unterkünfte mussten abgesagt oder umgebucht werden. Es entstanden zusätzliche Kosten – und jede Menge Frust. "Es ist inakzeptabel, dass diese Informationen den Trainern und Verbänden, die an einem so wichtigen Wettbewerb beteiligt sind, so spät mitgeteilt werden", wetterte Habib Beye, einstiger senegalesischer Nationalspieler und heutiger Trainer des französischen Erstligisten Stade Rennes. Auch wenn es für ihn als Coach in Europa natürlich ein Vorteil sei, seine afrikanischen Spieler länger bei sich zu haben, müsse man auch die andere Seite sehen. Diese "Einmischung" der Fifa, die darauf abziele, den Wettbewerb zu "minimieren", käme leider "nicht überraschend". Klar ist: Dem sportlichen Wert des Turniers wird das alles nicht gerecht. Schließlich können Topspieler wie Achraf Hakimi , der mit dem favorisierten Gastgeber zum Titel stürmen will, oder Jungstars wie Leipzigs Flügelflitzer Yan Diomande es kaum erwarten, dass es endlich losgeht. "Wir sind mit unserer Nationalmannschaft aufgewachsen – sie hat uns zum Weinen gebracht, sie hat uns zum Träumen gebracht. Jetzt sind wir diejenigen, die Kinder inspirieren", schwärmte der RB-Spieler. Wenn Diomande mit dem Titelverteidiger Elfenbeinküste kommenden Mittwoch gegen Mosambik ins Turnier startet, geht für ihn "ein Traum" in Erfüllung – trotz aller Störgeräusche.