Afrika-Cup: MLS-Star dabei – obwohl er auf einem Auge blind ist

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Auf der Kaderliste von Burkina Faso für den anstehenden Afrika-Cup steht auch der Name von Georgi Minoungou. Der wurde erst in diesem Jahr Nationalspieler – trotz eines Handicaps. Die große Bühne im vergangenen Sommer wusste Georgi Minoungou für sich zu nutzen. Mit dem US-amerikanischen Klub Seattle Sounders nahm der 23-Jährige an der reformierten Klub-WM teil. Und auch wenn Minoungou in den Spielen gegen Atlético Madrid und Paris Saint-Germain insgesamt nur 30 Minuten zum Einsatz kam, hatte das einen nachhaltigen Effekt auf seine Karriere. "Dieses Turnier hat mich bekannt gemacht, denn die MLS (Fußballliga in den USA, Anm. d. Red.) wird nicht immer aufmerksam verfolgt – die Spiele finden oft spät in der Nacht statt", sagte der 23-Jährige in einem Interview mit dem afrikanischen Fußballverband CAF. "Aber bei der Klub-Weltmeisterschaft konnte jeder zuschauen." Die Welt habe sein Spiel entdeckt, so Minoungou – und der Verband von Burkina Faso schnell gehandelt. Das Land aus Westafrika vertritt Minoungou, der in der Elfenbeinküste geboren wurde, nämlich seit September als Nationalspieler. Seither hat der Offensivakteur vier Partien für das Team von Trainer Brama Traoré absolviert. Der Coach nominierte ihn jüngst auch für den anstehenden Afrika-Cup. "Das ist ein Kindheitstraum, der nun wahr wird", freute sich Minoungou. Dabei schien der Traum vor nicht allzu langer Zeit bereits geplatzt zu sein. Minoungous Auge infiziert: "Es wurde schwarz, dann rot" Im August 2022 wechselte Minoungou vom tschechischen Zweitligisten MFK Vyskov in die USA. Der junge Afrikaner heuerte bei Tacoma Defiance, dem Reserveteam der Seattle Sounders an. Anderthalb Jahre später erhielt er die Chance, sich in der ersten Mannschaft zu beweisen. Minoungou durfte mit ins Trainingslager ins spanische Marbella reisen. Doch dann setzte ihn eine Augeninfektion außer Gefecht. "Nach einigen Trainingseinheiten bemerkte ich, dass mein Auge geschwollen war und juckte", sagte er im Juni dem Portal "SportBible". Er habe zwar nicht an etwas Schlimmes gedacht, dennoch dem Teamarzt Bescheid gegeben. Ein Spezialist habe dann geraten, das Ganze einige Tage zu beobachten. "Aber es wurde schlimmer, viel schlimmer. Nach drei Tagen war mein Auge voller Blut", erzählte Minoungou. Kurz darauf veränderte es dann auch noch seine Farbe. "Es wurde schwarz, dann rot. Nach zwei Wochen war es komplett weiß." Eine Notoperation sollte Minoungous Augenlicht in der Folge retten. Doch der Schaden war nicht mehr zu reparieren. "Die Nerven in meinem n Auge waren vollständig abgestorben", erinnerte Minoungou. Die Ursache dafür blieb in der Folge unklar. Die Ärzte jedoch sagten dem nun halb blinden Sportler, dass er wohl nie wieder Fußball spielen könne. Für Minoungou brach laut eigener Aussage eine Welt zusammen. Der Weg zurück: Minoungous Durchhaltevermögen lohnt sich Ans Aufgeben wollte Minoungou aber nicht denken. Der Mannschaftsarzt habe schon die Dokumente vorbereitet, um ihn für spielunfähig zu erklären, erklärte er. Minoungou bat darum, eine Woche trainieren zu dürfen. "Ich sagte: 'Wenn ich gut bin, mache ich weiter. Wenn nicht, höre ich auf.'" Der Arzt äußerte zwar Bedenken, doch Minoungous Trainerteam gestattete ihm die Teilnahme an den Einheiten – unter der Voraussetzung, dass er eine Schutzbrille trage. In der Folge kämpfte sich Minoungou zurück. Er habe nach den Einheiten zusätzlich die Trainingspläne studiert, um den Verlust seiner Sehkraft auf dem n Auge zu kompensieren. "Ich musste besser sein als Spieler mit zwei Augen. Sonst hätte ich es nicht geschafft." Doch es gelang ihm. Er habe seine Instinkte trainiert, so Minoungou. Was er damit meint: "Manchmal sehe ich einen Verteidiger gar nicht – ich spüre ihn nur. Dann gehe ich einfach in die andere Richtung. Instinkt, Weitblick, Gefühl – alles wirkt zusammen." Mittlerweile ist Minoungou trotz seines Handicaps vollends in der MLS angekommen, hat bei den Sounders mittlerweile einen festen Vertrag. In der zurückliegenden Saison stand er bei 21 Ligaspielen auf dem Feld, erzielte einen Treffer und steuerte vier Vorlagen bei. Der Lohn für die harte Arbeit: erst die Einladung zur Nationalmannschaft, jetzt die Nominierung für den Afrika-Cup. "Ich habe Höhen und Tiefen erlebt, aber nie aufgegeben", fasste der gläubige Christ die vergangenen Jahre gegenüber dem CAF zusammen. Er selbst sieht sich auch als Quelle der Inspiration für andere. "Ich möchte jungen Menschen zeigen, dass es keine Grenzen gibt, wenn man an sich glaubt." So, wie er es bereits bewiesen hat.
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