Aktivrente ab 2026: Kaum Jobs für arbeitende Rentner

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Ab 2026 sollen Rentner monatlich bis zu 2.000 Euro steuerfrei hinzuverdienen dürfen. Doch diese Aktivrente droht, an einem einfachen Problem zu scheitern. Mit der sogenannten Aktivrente will die Bundesregierung die Arbeitswelt stärker für ältere Menschen öffnen. Rentner, die das gesetzliche Rentenalter erreicht haben, sollen ab 2026 bis zu 2.000 Euro monatlich steuerfrei hinzuverdienen können. Das soll den demografischen Wandel abfedern und den Fachkräftemangel mildern. Doch das Vorhaben stößt offenbar auf ein ganz praktisches Problem: Es gibt kaum passende Stellen. Wie die "Wirtschaftswoche" unter Berufung auf eine Auswertung des Datenanbieters Index berichtet, wurden in den ersten neun Monaten dieses Jahres nur 1.958 Stellen für Rentner ausgeschrieben. Auch im gesamten Jahr 2024 lag die Zahl der ausgeschriebenen Rentnerjobs mit 2.710 nur im unteren vierstelligen Bereich. Untersucht wurden mehr als 200 Printmedien, 320 Onlinebörsen, das Jobportal der Bundesagentur für Arbeit sowie rund 900.000 Firmenwebseiten. Gesetzentwurf zur Aktivrente zeigt: Rentnerbonus fällt noch höher aus Frag t-online: Teilzeit oder Minijob zur Rente – was bringt mehr Geld? Busfahrer, Handwerker – aber kaum Bürojobs Warum halten sich Arbeitgeber so zurück? Laut Index-CEO Jürgen Grenz spielt das Arbeitsrecht eine entscheidende Rolle. "Wenn Unternehmen gezielt nach Rentnern suchen, könnten sich jüngere Bewerber wegen Altersdiskriminierung benachteiligt fühlen und klagen", so der Personalmarktexperte. Die meisten offenen Jobs für Rentner gibt es laut der Untersuchung im Bereich Verkehr, Transport und Logistik. Etwa ein Viertel aller ausgeschriebenen Stellen stammt aus diesen Bereichen. Auch Handwerksbetriebe und Bauunternehmen suchen überdurchschnittlich häufig Senioren. Hier herrscht der Fachkräftemangel besonders stark, und ältere Fachleute können oft sofort einspringen. Busunternehmen etwa profitieren davon, dass es keine Altersgrenze für Busführerscheine gibt. Ganz anders sieht es in akademischen Berufen aus: Im Bereich Forschung und Entwicklung wurden nur acht Stellen gezählt, im Rechts- und Steuerwesen fünf. Und in der Unternehmensführung gab es laut Index nicht eine einzige Ausschreibung für Rentner. Millionen Babyboomer könnten profitieren Dabei wäre das Potenzial enorm: Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamts werden bis 2039 rund 13 Millionen Menschen die Regelaltersgrenze von 67 Jahren erreichen. Viele Babyboomer verfügen über Berufserfahrung und Fachwissen. Beides benötigen Unternehmen dringend. Etwa ein Drittel der Babyboomer arbeitet schon jetzt neben der Rente oder möchte das tun. Allerdings zum Großteil in nicht sozialversicherungspflichtigen Jobs wie Minijobs oder als Selbstständige. Beide Formen der Arbeit sind von den Steuervorteilen der Aktivrente ausgeschlossen. Zudem befinden sich viele Ruheständler in einer vorgezogenen Altersrente. Von der Aktivrente kann aber nur profitieren, wer das reguläre Renteneintrittsalter bereits überschritten hat. Wie die Aktivrente trotzdem gelingen kann Damit das Konzept funktioniert, müssen Arbeitgeber und Senioren besser zueinanderfinden. "Es gibt inzwischen Internetportale, die arbeitswillige Rentner und suchende Unternehmen zusammenbringen", sagt der Arbeitsforscher Hans Martin Hasselhorn von der Bergischen Universität Wuppertal der "Wirtschaftswoche". Schwieriger sei es allerdings, jene zu erreichen, die sich eine Tätigkeit zwar vorstellen könnten, aber nicht aktiv suchen. Hier sei Kreativität gefragt: Neben klassischen Jobportalen könnten Nachbarschaftsnetzwerke wie nebenan.de, regionale Aushänge oder persönliche Empfehlungen helfen. "Wenn die Arbeitsbedingungen für Rentner wirklich gut sind, spricht sich das schnell herum", sagt der Experte.
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