Die Ära von Federer, Nadal und Djokovic ist vorbei. Doch die Zukunft im Tennis ist dennoch gesichert - dank eines ganz besonderen Duos. Nach einem French-Open-Finale für die Geschichtsbücher gab es neben dem Sieger Carlos Alcaraz einen weiteren Gewinner: das Herren-Tennis. Wie groß war die Sorge, dass nach der besonderen Ära um Roger Federer , Rafael Nadal und Novak Djokovic eine Phase der Bedeutungslosigkeit folgen könnte. Doch spätestens die 5:29 Stunden am Sonntag im Stade Roland Garros haben gezeigt, dass diese Ängste unbegründet waren. Carlos Alcaraz gegen Jannik Sinner - diese Rivalität wird die kommenden Jahre im Tennis prägen. Schon das Endspiel von Paris war ein historisches Duell, kein Finale zuvor dauerte beim Sandplatz-Klassiker so lange. Es war vergleichbar mit dem Melbourne-Finale zwischen Nadal und Djokovic 2012, dem Wimbledon-Endspiel zwischen Federer und Djokovic 2019 oder so manchem Match zwischen Björn Borg und John McEnroe. Und weitere werden folgen. Auch Alcaraz genießt "Wenn die Menschen das Match in diese Kategorie packen, ist das eine große Ehre", sagte Alcaraz. "Ich weiß nicht, ob das Niveau wirklich an diese Spiele herangereicht hat, das überlasse ich den Leuten. Aber einige Ballwechsel heute waren wirklich verrückt. Auch ich habe es auf dem Platz phasenweise genossen." "Es ist gut zu sehen, dass wir auch solches Tennis zeigen können. Das ist gut für die Zuschauer und unsere Sportart", sagte der in Paris unterlegene Sinner. Der Italiener hatte beim 4:6, 6:7 (4:7), 6:4, 7:6 (7:3), 7:6 (10:2) für Alcaraz schon wie der sichere Sieger ausgesehen. Doch dann wehrte der Titelverteidiger aus Spanien beim Stand von 3:5 im vierten Satz drei Matchbälle ab und hob sein Niveau fortan auf ein Level, das selbst sein Idol Rafael Nadal auf dem Court-Philippe-Chatrier nur in seinen ganz großen Momenten erreichte. Alcaraz und Sinner thronen über dem Rest Alcaraz (22) und Sinner (23) sind der Konkurrenz aktuell enteilt. An das Level dieses ungleichen Duos reicht der Rest bei weitem nicht heran. Kein Alexander Zverev , kein Jack Draper und im fortgeschrittenen Alter von 38 auch kein Djokovic mehr. Schon im vergangenen Jahr teilten sich Alcaraz und Sinner die Titel bei den vier Grand Slams auf. Der Italiener triumphierte in Melbourne und New York, der Spanier schnappte sich die Titel in Paris und Wimbledon . "Sinner ist eine perfekte Maschine; Alcaraz ein Superheld", schrieb die spanische Zeitung "La Vanguardia" über die beiden Superstars, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Hier der introvertierte Sinner, dessen Spiel so gut wie keine Schwächen besitzt und der sein Tennis während seiner dreimonatigen Doping-Sperre weiter perfektioniert hat. Dort der extrovertierte Alcaraz, der auf dem Platz manchmal wirkt, wie ein kleines Spielkind, dem der Spaß am Tennis gerade in den großen Matches anzusehen ist und der so variabel spielt wie derzeit kein anderer Profi auf der Tour. "Jedes Mal, wenn wir gegeneinander spielen, heben wir unser Spiel auf ein höheres Niveau", sagte Alcaraz. Glückwünsche von Nadal In ihrem ersten Final-Duell bei einem Grand Slam war es Alcaraz, der sich am Ende durchsetzte, weil er im Tiebreak des letzten Satzes ein Niveau spielte, das nur noch als absurd zu bezeichnen war. Sein großes Idol Rafael Nadal war danach einer der ersten Gratulanten. "Was für ein unglaubliches Finale bei @rolandgarros! Glückwunsch an @carlosalcaraz", schrieb Nadal bei X. Der 39-Jährige hat den Sandplatz-Klassiker im Stade Roland Garros 14 Mal gewonnen, insgesamt 22 Grand-Slam-Titel gefeiert. Für seine legendären Leistungen in Paris wurde der Spanier vor Turnierbeginn in einer emotionalen Zeremonie geehrt. Große Ehre für Alcaraz Auf der Tribüne saß am ersten Turniertag auch Alcaraz und erwies seinem Vorbild die Ehre. Mit seiner erfolgreichen Titelverteidigung im epischen Finale von Paris hat Alcaraz mit Nadal nun eine Sache gemeinsam: Beide Spanier waren erst 22 Jahre alt, als sie bereits ihren fünften Grand-Slam-Titel feierten. "Das ist eine Statistik, die ich für immer haben werde", sagte Alcaraz darauf angesprochen mit leuchtenden Augen. "Meinen fünften Grand-Slam-Titel im selben Alter wie Rafa, meinem Idol, meiner Inspiration zu feiern, ist eine große Ehre für mich", sagte der Weltranglisten-Zweite. Ob er die 14 Paris-Titel von Nadal jemals erreicht oder am Ende ebenfalls 22 Triumphe bei den vier Grand-Slam-Turnieren feiert, wird die Zukunft weisen und natürlich auch von Sinner abhängen. Die Absicht, weitere Siegerehrungen zu erleben, hat Alcaraz jedenfalls: "Hoffentlich bleibt es nicht bei diesem fünften Titel."