US-Forschern ist Beeindruckendes gelungen: Ein Mensch, der seine Stimme durch Krankheit verlor, konnte sie auf technologischem Weg zurückerlangen. Lange galt es als unmöglich, Menschen mit schwerer Lähmung und Sprachverlust wieder zu einer eigenen Stimme zu verhelfen. Ein Forscherteam der University of California in Davis hat jetzt genau das geschafft – mit einer Technologie, die Gedanken in Sprache verwandelt. Mit ihrer sogenannten Neuroprothese ermöglichten sie es einem ALS-Patienten, wieder zu sprechen – und sogar einfache Melodien zu singen. Die Ergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift "Nature" veröffentlicht. Sprachzentrum direkt angezapft Die Erkrankung Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) zerstört die Muskelkontrolle – auch die für die Sprache. Die Gedanken bleiben klar, doch die Stimme verstummt. Bei einem 45-jährigen Patienten setzten Chirurgen vier winzige Elektroden mit insgesamt 256 Kontakten in die Region des Gehirns ein, die für die Sprachbewegungen zuständig ist. Ein Algorithmus analysiert die entstehenden Signale und wandelt sie nahezu in Echtzeit in Sprache um – direkt vom Gehirn in den Lautsprecher. Die Stimme, die dabei entsteht, basiert auf Tonaufnahmen des Patienten aus der Zeit vor seiner Erkrankung. Natürliches Sprechen und sogar Singen Im Unterschied zu bisherigen Systemen, die Texte auf einem Bildschirm erzeugten, klingt die neue Stimme authentisch. Sie überträgt nicht nur Worte, sondern auch Satzmelodien, Betonungen und Emotionen. So kann der Patient fragen, betonen, reagieren – oder auch eine Melodie summen. Die Technik ermöglicht spontane Gespräche, denn die Umwandlung erfolgt mit nur zehn Millisekunden Verzögerung – also schneller, als Menschen Pausen wahrnehmen. Das System erkennt sogar, ob jemand gerade eine Aussage macht oder eine Frage stellt. Lesen Sie auch: Laser durchdringt erstmals das gesamte Gehirn Noch nicht perfekt – aber zukunftsweisend In der aktuellen Studie lag die Fehlerquote der erkannten Wörter bei rund 40 Prozent. Umgekehrt wurden 60 Prozent korrekt verstanden – ein beachtlicher Wert für eine Technologie in der Erprobungsphase. Noch sind viele Fragen offen – etwa zur Langzeitstabilität der Implantate. Denn Elektroden können mit der Zeit an Signalqualität verlieren. Weitere Tests sollen daher folgen, auch etwa mit Schlaganfall -Patienten.