Anna-Carina Woitschack im Interview: "Habe lernen müssen, stark zu sein"

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Die Schlagerwelt wirkt immer seicht und fröhlich. Sängerin Anna-Carina Woitschack berichtet im t-online-Interview nun von den Schattenseiten der Branche. Kritik von anderen Schlagerstars, Vorwürfe von Außenstehenden oder Berichte, in denen sie sich missverstanden fühlt. Anna-Carina Woitschack hat gelernt, sich ein dickes Fell zuzulegen. Im Interview mit t-online spricht die 32-Jährige über den "ZDF-Fernsehgarten", Kritik, die häufig Frauen betrifft, ihr neues Album und ihre Erkenntnisse aus einer 14-jährigen Laufbahn als Schlagerstar. Ihre Devise dabei – und so viel sei schon einmal vorab verraten – lautet: "Einfach mein Ding machen und glücklich sein!" Rätselhafter Auftritt: Schlagerstar Anna-Carina Woitschack bricht in Tränen aus t-online: Frau Woitschack, auf Ihrem Album finden sich viele elektronische Beats, ist das überhaupt noch Schlager? Anna-Carina Woitschack: Ja, es ist moderner Popschlager. Es ist schwierig, Sounds in Schubladen zu stecken. Gerade im Schlager wird es immer moderner. Oft kann man das gar nicht mehr von Pop unterscheiden. Modern, zeitgemäß und auch poppig, so würde ich meine Musik beschreiben. Künstler wie Howard Carpendale haben zuletzt diesen neuen Schlager kritisiert. Was entgegnen Sie so einer Kritik? Musik ist Geschmackssache. Für den einen ist es zu viel Bum-Bum, für den anderen zu wenig. Ich finde es wichtig, dass sich der Schlager weiterentwickelt. Es sollte einfach jeder machen, was sich für denjenigen richtig anfühlt und auch anhört. Ich höre auch gerne mal Schlager von den Amigos oder den Kastelruther Spatzen. Für mich gibt es kein Schubladendenken. Es geht mir vielmehr um die Texte, um den Rhythmus, es muss direkt ins Herz gehen. Erwartet die Fans das auf Ihrem neuen Album auch? Es erwartet sie ein sehr positives Album. Es ist keine Ballade dabei. Das ist tatsächlich neu für mich, weil ich Balladen liebe und bis jetzt auch auf jedem Album eine drauf war. Ich habe viele Titel nach Australien aufgenommen, direkt nach dem Dschungel. Da hat man irgendwie noch diese ganzen Vibes aus Australien mitgenommen. In Ihrem Song "Du, ja Du" singen Sie vom Verletztwerden und dass Sie sich trotzdem immer wieder verlieben würden. Entspricht das Ihrem persönlichen Naturell? Können Sie verzeihen? Verzeihen und vergeben gehört zum Leben dazu. Wenn mich jemand verletzt hat, kann ich sagen, dass ich es trotzdem immer wieder tun würde mit der Person, denn "Du, ja Du" hast mir auch schöne Zeiten beschert, und genau darum geht es in dem Song. Und wie ist es aktuell um Ihr Herz bestellt? Mein Herz ist wild am Pochen und ich bin sehr glücklich. Ich habe eine tolle Beziehung. Es könnte alles nicht besser laufen. Ende August sind Sie im "Fernsehgarten". Ist das für Sie eine besondere Show? Ja, der "Fernsehgarten" ist eine besondere Show. Ich mag Andrea Kiewel total gerne. Es macht einfach Spaß. Es ist ein tolles Publikum, eine schöne Location. Ich habe schon oft dort meine Songs vorgestellt und gleich gemerkt, dass die Leute gut mitgehen. Andrea Kiewel polarisiert sehr stark. Können Sie das verstehen? Wenn man in der Öffentlichkeit steht, das kenne ich von mir selbst, polarisiert man – entweder über die Musik oder über die Persönlichkeit. Ich habe sie als eine sehr nette Person wahrgenommen und ich finde, sie macht – über so viele Jahre schon – einen tollen Job. Glauben Sie, dass Frauen häufiger kritisiert werden als Männer? Ja, schon. Aber das ist ein gesellschaftliches Ding, nicht nur in der Branche. Ich habe häufiger das Gefühl, dass sich Männer manchmal nicht so rechtfertigen müssen wie Frauen. Ich habe gelernt, mich gar nicht mehr so zu rechtfertigen. Gerade viele Dinge, die einfach privat sind, gehen die Leute auch nichts an. Fällt es Ihnen schwer, sich selbst zu verteidigen? Sich zu rechtfertigen, ist immer schwierig. Meine Devise ist deswegen: Einfach mein Ding machen, glücklich sein und versuchen, sich nicht von diesen Leuten oder Kommentaren zu sehr beeinflussen zu lassen – du kannst es nie jedem recht machen. Man braucht dann schon ein dickes Fell, oder? Ja, auf jeden Fall. Ich habe auch lernen müssen, in vielen Situationen ganz stark zu sein. Manchmal werden auch Dinge über mich verbreitet, die nicht stimmen. Da möchte ich mich schon verteidigen. Aber letztendlich bringt es nichts. Die Leute, die einen mögen, wissen oft, wie es wirklich ist. Und man hätte viel zu tun, wenn man sich für jedes bisschen verteidigt. Deshalb muss man da einfach ein dickes Fell haben. Es gab in der Vergangenheit Kritik am "Fernsehgarten" . Die Gage sei gering, Künstler dürfen nur Playback singen. Wie lohnenswert ist so ein Auftritt im "Fernsehgarten" für Sie? Jeder Fernsehauftritt, bei dem man Menschen erreicht, lohnt sich. Es ist egal, ob es eine Musikshow ist oder Shows, wo ich sonst so zu Gast war – man erreicht immer wieder ein neues Publikum. Ich denke, jeder Künstler ist dankbar über TV-Auftritte, es werden auch nicht mehr Shows. Der "Fernsehgarten" ist für mich eine gute Gelegenheit, und ich bin gerne da. Ikke Hüftgold: "Doppelmoral des ZDF widert mich an" Sie haben ein Lied zusammen mit Jay Khan aufgenommen. Wie kam es zu dieser Konstellation? Witzigerweise haben wir uns letztes Jahr mal bei einem Auftritt in Wittenberge kennengelernt. Jay hatte mir dann ein Demo vorgespielt und gesagt, dass er eine Idee zu einem Song hätte, vielleicht auch im Duett. Ich habe die Melodie nie wieder aus dem Kopf bekommen, und so kam dann die Zusammenarbeit. In dem Lied geht es um Liebe zu dritt, eigentlich passt das auf den ersten Blick weniger zu Ihnen. Was wollten Sie mit diesem Lied erreichen? Es ist ein Song, der polarisiert, aber das war in dem Fall auch gewollt. Kommt das für Sie auch infrage – Liebe zu dritt? Nein, das ist auf keinen Fall ein Song, der autobiografisch gemeint ist. Es ist eine Geschichte, die wir erzählen, die bestimmt auf viele Menschen zutrifft, und ich finde es auch wichtig. 2025 muss man sich nicht mehr dafür rechtfertigen, so ein Lied zu singen. Jeder sollte lieben und leben, wie er möchte, und glücklich sein. In dem Song geht es um ein sehr glückliches Paar, bei dem die Frau den Gedankengang hat, wie wäre es denn mal zu dritt? Das haben wir versucht, auch im Musikvideo darzustellen. Wir haben auch sehr viele Zuschriften von Menschen bekommen, die sich sehr angesprochen fühlen. In dem Video spielt Realitystar Micaela Schäfer mit. Wie war die Zusammenarbeit mit ihr? Das war eine sehr professionelle und wirklich lustige Zusammenarbeit. Wir haben das Video tatsächlich an einem Sonntag gedreht, nachdem ich im "Fernsehgarten" war. Es wurde sehr spät, wir haben fast bis halb vier morgens gedreht und haben alle viel Spaß gehabt. Micaela war professionell, sehr sympathisch und witzig. Wenn man sich das Video anschaut, sieht man, dass wir eine schöne Zeit zusammen hatten. Sie waren im Dschungel und auch bei "Die Verräter". Hätten Sie noch mehr Lust auf Reality-Formate? Generell sage ich da nicht nein. Man muss immer mal gucken, was die Zukunft bringt und was noch an Formaten da ist, weil ich doch schon einiges gemacht habe. Aber ich kann für mich sagen, dass ich aus jeder Show etwas mitgenommen habe, wirklich teilweise Erfahrungen fürs Leben. "Die Verräter" war ein sehr spannendes Format, der Dschungel hat mir meine Grenzen aufgezeigt. Das war doch sehr hart für mich. In den letzten Jahren war es immer so, dass ein Knaller nach dem anderen kam. Dass ich mich für den "Playboy" ausgezogen habe, war auch etwas, das viele nicht von mir erwartet hätten. Also, man darf bei mir immer gespannt sein. Es wird sicher noch was kommen.
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