Antibiotikaresistenzen schreiten schneller voran als die medizinische Entwicklung. Neue WHO-Zahlen zeigen bedenkliche Trends und große regionale Unterschiede. Was tun?  Antibiotika töten Bakterien und verhindern, dass diese sich im Körper vermehren und gesundheitliche Probleme verursachen. Bei der Antibiotikaresistenz haben Bakterien eine neue Eigenschaft erworben, die sie vor dem Antibiotikum schützt. Letztendlich führen Antibiotikaresistenzen dazu, dass bei gefährlichen Erkrankungen kein wirksames Antibiotikum mehr zur Verfügung steht.  Dieses Problem wird immer gravierender, berichtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Denn die Resistenz von Bakterien gegen Antibiotika steigt rasch. Weltweit sei jede sechste im Labor bestätigte bakterielle Infektion durch antibiotikaresistente Erreger ausgelöst worden, so die Gesundheitsexperten. Yvan Hutin, Direktor der zuständigen WHO-Abteilung warnt: "Antibiotikaresistenz ist weitverbreitet und bedroht die Zukunft der modernen Medizin."  Resistenz bei mehr als 40 Prozent der Antibiotika gestiegen  Die   WHO    hat das Problem erstmals in Bezug auf 22 oft gebrauchte Antibiotika quantifiziert, die etwa gegen   Infektionen der Harnwege   , des Magen-Darm-Trakts oder der Blutbahn oder gegen die sexuell übertragbare Gonorrhoe (Tripper) eingesetzt werden. Die neuesten Zahlen stammen aus dem Jahr 2023.  Danach schlimmer krank   :   Diese fünf Fehler sollten Sie bei Antibiotika vermeiden    Die WHO betrachtete dabei verschiedene Kombinationen von Bakterien und Antibiotika. Das Ergebnis: Von 2018 bis 2023 ist die Resistenz bei mehr als 40 Prozent davon gestiegen, und zwar je nach Kombination von Bakterium und Antibiotikum um 5 bis 15 Prozent pro Jahr. In die Studie sind rund 23 Millionen Daten aus mehr als 100 Ländern eingeflossen.  Viele Todesfälle durch Antibiotikaresistenz  Ein weiteres Ergebnis der Studie: Bei Antibiotikaresistenzen gibt es große regionale Unterschiede. In Südostasien und im östlichen Mittelmeerraum sei bereits eine von drei gemeldeten Infektionen gegen die untersuchten Antibiotika resistent. Das Problem sei besonders in Ländern mit schwachen Gesundheitssystemen verbreitet. 2021 sind nach WHO-Angaben 7,7 Millionen Menschen weltweit an einer bakteriellen Infektion gestorben. Gut 1,1 Millionen seien direkt auf Antibiotikaresistenzen zurückzuführen gewesen.  Die WHO hat acht weitverbreitete Bakterien betrachtet, die etwa Infektionen der Harnwege, des Magen-Darm-Trakts oder der Blutbahn verursachen. Bei mehr als 40 Prozent der E.-coli- und 55 Prozent der K.-pneumoniae-Bakterien seien die gängigen Antibiotika nicht mehr wirksam. In afrikanischen Ländern seien es manchmal mehr als 70 Prozent. Diese Bakterien könnten auch Sepsis und schließlich Organversagen auslösen, so die WHO. Noch gebe es dagegen andere Antibiotika, die aber teurer seien und in vielen ärmeren Ländern nicht zur Verfügung stünden.  Für die Früherkennung   :   Dieser Urinwert soll das Demenzrisiko vorhersagen    Nebenwirkungen überwiegen Nutzen   :   Schmerzmittel hilft nicht so wie gedacht    Was Patienten tun können  Nicht alle Infektionen gehen auf Bakterien zurück. Sie können auch von Viren (etwa   Grippe   ,   Corona   , Hepatitis B und C), Pilzen (etwa Nagelpilz) und Parasiten (etwa Malaria) ausgelöst werden. Antibiotika helfen bei diesen Erkrankungen nicht, sondern nur bei den bakteriellen Infektionen, etwa bakteriellen Lungenentzündungen, Blasenentzündungen oder eitrigen Wunden.  Patientinnen und Patienten könnten dazu beitragen, das Problem in den Griff zu bekommen, sagte Hutin. Zum einen, indem sie das Infektionsrisiko etwa durch häufiges Händewaschen, die Benutzung von Desinfektionsgel oder Impfungen verringern. Zum anderen beim Gang in die Praxis: "Wenn Sie mit   Fieber    zum Arzt gehen, sollten Sie nicht automatisch erwarten, ein Antibiotikum zu bekommen", sagte Hutin. "Vertrauen Sie Ihrem Arzt. Wenn die Ursache eine   Virusinfektion    ist, ist es völlig richtig, dass Sie keine Antibiotika bekommen."  Die WHO verlangt dringend mehr Forschung und die Entwicklung neuer Antibiotika.