Arbeitszeit: Ältere Arbeitnehmer motivierter als jüngere Kollegen

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Die Forderung nach mehr und längerer Arbeitszeit ist allgegenwärtig. Viele wünschen sich stattdessen kürzere Arbeitszeiten – oder einen anderen Job. Knapp die Hälfte (48 Prozent) der Beschäftigten in Deutschland stuft ihre derzeitige Arbeitsbelastung als zu hoch ein und sucht entsprechende Wege, um sich vor regelmäßiger Mehrarbeit zu schützen. So denkt fast jeder zweite Arbeitnehmer (44 Prozent) in Deutschland mit zu hoher Arbeitsbelastung darüber nach, in den nächsten zwölf Monaten den Job zu kündigen. Das zeigt eine exklusive, repräsentative Umfrage von Statista+, einer Tochterfirma des Statistikportals Statista, für t-online. Bei den 18- bis 24-Jährigen ist es sogar mehr als jeder Zweite (54 Prozent). Arbeitszeit-Debatte : Lohnen sich Mehrarbeit, Stress und Überstunden? Bürgergeld-Protokolle: "Prekärer gehts nicht" Exklusive Studie : Wer so denkt, verdient mehr Insgesamt leisten fast die Hälfte der Beschäftigten mehrmals pro Woche Überstunden . Geht es nach einigen Vertretern in Politik, Wirtschaft und Verbänden reicht das Arbeitspensum der Deutschen jedoch nicht aus. Wegen der anhaltenden Wirtschaftsflaute fordern unter anderem Kanzler Friedrich Merz und Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (beide CDU), mehr und länger zu arbeiten. Die Mehrheit der Deutschen ist motiviert, zu arbeiten Am reinen Arbeitswillen mangelt es derweil nicht. 63 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland fühlen sich motiviert oder eher motiviert, wenn sie arbeiten – nur 13 Prozent beschreiben sich als unmotiviert. Demnach liegt der Motivationswert bei jungen Menschen zwischen 18 und 25 bei 45 Prozent. Mit dem Alter steigt die Prozentzahl jedoch kontinuierlich an und erreicht bei Menschen zwischen 55 und 67 Jahren mit 70 Prozent den Höchstwert. Wer seine Belastung als "genau richtig" empfindet, ist meist besonders motiviert. Wer hingegen regelmäßig Überstunden macht, fühlt sich häufiger überfordert und denkt eher über einen Jobwechsel nach – besonders dann, wenn die Belastung dauerhaft als zu hoch empfunden wird. Überstunden sind weit verbreitet Die meisten Menschen in Deutschland arbeiten bereits viel: 60 Prozent der Erwerbstätigen sind laut der Umfrage täglich acht bis zehn Stunden im Einsatz. Doch die produktiv nutzbare Zeit liegt deutlich darunter. Fast die Hälfte gibt an, von den geleisteten Stunden nur vier bis sechs konzentriert arbeiten zu können. Ungeachtet dessen sitzen viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer regelmäßig deutlich länger im Büro. 43 Prozent der Beschäftigten leisten mehrmals pro Woche Überstunden, mehr als jeder Zehnte täglich. Besonders stark betroffen: junge Menschen zwischen 18 und 24 Jahren, von denen fast jeder Fünfte (18 Prozent) täglich länger arbeitet als vorgesehen. Gleichzeitig denkt mehr als jeder Zweite (54 Prozent) dieser Altersgruppe über eine Kündigung innerhalb der nächsten zwölf Monate nach – so viele wie in keiner anderen Altersgruppe. Das belastet Arbeitnehmer in Deutschland Dabei zeigt sich eine hohe Bereitschaft zur Überlastung. 56 Prozent akzeptieren Überstunden, wenn sie fair geregelt sind. Dennoch spüren viele die Folgen: 63 Prozent der Betroffenen fühlen sich schneller erschöpft, 58 Prozent berichten von negativen Auswirkungen auf das Privatleben, 56 Prozent fühlen sich ausgebrannt. Viele schlafen schlechter, unter den Männern ist es fast jeder Zweite. Gründe für die hohe Belastung gibt es viele. 46 Prozent nennen allgemeinen Arbeitsdruck, 28 Prozent die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familie, 27 Prozent zu viele gleichzeitige Aufgaben. Ein Viertel fühlt sich durch ständige Erreichbarkeit gestresst. Um Überstunden zu entgehen, greifen einige zu Schutzmaßnahmen: 14 Prozent der Befragten nahmen kurzfristig Urlaub, 12 Prozent meldeten sich krank, 9 Prozent täuschten eine höhere Auslastung vor. Generationenunterschiede bei Gehalt und Freizeit Doch was wünschen sich Arbeitnehmer konkret? Ein entscheidender Hebel bleibt das Geld. 66 Prozent würden bei mehr Gehalt motivierter arbeiten. Zusätzliche Urlaubstage sind für 40 Prozent ebenfalls ein Anreiz. Mehr Wertschätzung nennen 38 Prozent, steuerfreie Überstundenzuschläge noch 36 Prozent. Jeweils 26 Prozent wünschen sich zusätzliche Benefits und flexiblere Zeiteinteilung. Dagegen nennen nur 16 Prozent interessante Aufgaben – und magere 11 Prozent wünschen sich mehr Verantwortung. Insbesondere bei der Gewichtung von Freizeit und Bezahlung zeigen sich große Unterschiede zwischen den Generationen. Jüngere legen größeren Wert auf Arbeitszeitverkürzung: 37 Prozent der unter 34-Jährigen wünschen sich lieber kürzere Arbeitszeiten als eine Gehaltserhöhung. Bei den über 55-Jährigen liegt dieser Wert nur bei 24 Prozent. Die Studie zeigt auch auf, was den durchschnittlichen Arbeitnehmer in Deutschland ausmacht. Nur 28 Prozent üben keine Bürotätigkeiten aus. 72 Prozent dagegen machen das überwiegend oder ab und zu. 79 Prozent arbeiten in Vollzeit und 21 in Teilzeit . Die meisten arbeiten vor Ort und im Büro – nur zwei Prozent arbeiten vollständig remote. Zur Methodik: Die Daten basieren auf einer Online-Befragung im Access-Panel. Für diese Befragung wurden im Zeitraum vom 20. bis 25.08.2025 insgesamt 1.500 Erwerbstätige in Voll- und Teilzeit in Deutschland zwischen 18 und 67 Jahren befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für diese Zielgruppe in Deutschland ab 18 Jahren. Auch die Antworten auf Filterfragen in der Umfrage sind repräsentativ – allerdings immer nur für die jeweilige Teilgruppe, die durch die Filterung erreicht wird. Transparenzhinweis: Statista+ ist eine Service-Marke des Statistikunternehmens Statista, die wie t-online zum Werbe- und Medienkonzern Ströer gehört.
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