ATP Finals: Zverev verzweifelt und hadert – Sinner zu stark im Top-Duell

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Deutschlands bester Tennisspieler zeigt gegen den Weltranglistenzweiten eine gute Leistung – aber die entscheidenden Szenen holt sich Jannik Sinner. An einer Stelle im Match wird es kurios. Stark gespielt – aber nicht stark genug, um den Weltranglistenzweiten zu schlagen: Trotz einer streckenweise berauschenden Vorstellung hat Alexander Zverev das mit Spannung erwartete Duell mit Jannik Sinner bei den ATP Finals am Ende deutlich mit 4:6, 3:6 verloren. Dabei hielt der Hamburger am Mittwochabend in Turin lange sehr gut mit, hatte zahlreiche Breakchancen – konnte jedoch keine einzige nutzen und war in den entscheidenden Szenen zu passiv gegen den cleveren Italiener. Nach 1:37 Stunden verwandelte Sinner seinen ersten Matchball. "Ich habe versucht, mein bestes Tennis in den entscheidenden Momenten zu spielen", sagte Sinner. "Ich bin sehr glücklich." Im letzten Gruppenspiel am Freitag hat Zverev damit ein echtes Endspiel um den zweiten Halbfinal-Platz der Björn Borg Gruppe. Der Hamburger trifft dann auf den Kanadier Felix Auger-Aliassime, der nach dem 4:6, 7:6 (9:7), 7:5 gegen Ben Shelton aus den USA ebenfalls eine 1:1-Bilanz aufweist. Der Gewinner qualifiziert sich neben Sinner für die Runde der besten Vier. Das bislang letzte Aufeinandertreffen bei den US Open hatte Zverev gegen den Kanadier in der dritten Runde verloren. Das Match zum Nachlesen im Ticker. Jannik Sinner – Alexander Zverev 6:4, 6:3 2. Satz, 6:4, 6:3 – Und das ist es in diesem Match: Mit einem Volley stellt Sinner auf 30:15, erzwingt mit einem Rückhand-Longline Zverevs nächsten Fehler – und schließt das Spiel mit einem Service-Winner ab. Und für Alexander Zverev bleibt die wenig zufriedenstellende Erkenntnis, dass er durchaus Chancen hatte gegen den wieder einmal furios aufspielenden Sinner, aber eben diese nicht nutzen konnte: Gleich siebenmal bot sich die Gelegenheit zum Break gegen den Südtiroler – Zverev konnte aber keine einzige davon verwerten. Teils war dann plötzlich zu passiv, teil war Sinner einfach zu clever. Am Ende hat Zverev vielleicht auch ein wenig das nötige Glück gefehlt. 2. Satz, 6:4, 5:3 – Zverev bringt sein Aufschlagspiel problemlos durch. Nun hat Jannik Sinner die Chance, das Match auszuservieren. 2. Satz, 6:4, 5:2 – Und wieder einmal überlistet Sinner seinen Gegner: Erneut versucht es Zverev mit einem Stopp, erneut ist er aber einfach zu ungenau – und erlaubt Sinner damit den nächsten Passierball zum 30:30. Dann hat der Italiener aber tatsächlich auch mal Pech, als eine Vorhand vom Netz zurück in seine Hälfte springt. Nächste Breakchance Zverev. Soll ich wirklich noch weiterschreiben? Natürlich kontert Sinner mit einem Ass, stellt auf Gleichstand. Ass Nummer zwölf zum Vorteil. Der Weltranglistenzweite kann das Spiel aber nicht beenden, es geht erneut über Gleichstand, ehe Sinner dann doch mit einem Ass seinen Service durchbringt. Jetzt serviert Zverev gegen die Niederlage. 2. Satz, 6:4, 4:2 – Wenn es einen Ballwechsel gibt, der symbolisch für diese Partie ist, dann diesen: Zverev macht eigentlich nichts falsch, kommt schnell ans Netz, versucht es mit einem Volley auf die Linie – aber Sinner kontert einfach mit einem Longline-Passierball zum 30:30. Dann landet Zverev mit der Vorhand im Aus, und Sinner hat die nächste Breakchance. Die nutzt er mit einem herrlichen Stopp – weil Zverev hier einfach viel zu passiv ist, wieder einmal. Trotz guter Ansätze überlässt er Sinner in den entscheidenden Momenten einfach zu oft das Match. 2. Satz, 6:4, 3:2 – Es soll einfach nicht sein mit dem Zverev-Break: Der Deutsche startet stark, kommt ans Netz, macht mit einer Vorhand Druck auf Sinner und schließt mit einem Volley ab – und hat seinen insgesamt sechsten Breakball im Match. Jetzt wird es wild: Sinner wehrt das Break mit einem Ass ab – und Zverev versteht die Welt nicht mehr, beißt in seinen Schlägergriff, faltet die Hände zum Gebet. Warum? Der Deutsche war überzeugt, Sinners Aufschlag habe das Netz berührt. Für Stuhlschiedsrichter Lichtenstein aber war alles in Ordnung. Mit dem nächsten erzwungenen Fehler bei Zverev stellt Sinner auf Vorteil, schließt mit dem nächsten Service-Winner ab. Beim Gang zur Bank diskutiert Zverev noch weiter mit Lichtenstein. 2. Satz, 6:4, 2:2 – Immerhin, sein Aufschlagspiel bringt der Hamburger durch. 2. Satz, 6:4, 2:1 – Das wird Zverev noch wehtun: Gleich drei Breakbälle kann er nicht nutzen. Dabei macht er das zuerst gut: In dieser Rally ist er der Aktivere, lässt jetzt mal Sinner laufen: Erst landet der Italiener mit einer Vorhand im Netz, dann variiert Zverev schön, schickt seinen Gegner mal in die , dann wieder in die rechte Ecke, kommt ans Netz, erwartet die Rückhand Sinners und lässt sie zum 30:0 abtropfen. Dann landet Sinner im Aus – und Zverev hat plötzlich drei Breakbälle. Den ersten wehrt Sinner mit einem Aufschlag-Winner ab, Breakball Nummer zwei ebenso, beim dritten setzt er seinen Aufschlag direkt in die Ecke, schließt mit einem Vorhand-Longline zum 40:40 ab. Ballt danach die Faust. Nun lässt er wieder Zverev laufen, zieht mit einer Vorhand das Tempo an, kommt ans Netz und stellt mit einem Volley auf Vorteil. Und holt sich den Punkt doch noch, mit seinem nunmehr zehnten Ass. 2. Satz, 6:4, 1:1 – Zverev schimpft mir in dieser Phase schon zu viel. Sinner bringt jeden Ball zurück, braucht im Grunde nur auf einen Fehler seines Gegners warten – und der kommt eben nun häufiger. Wie bei 15:0 aus seiner Sicht, als Zverev mit einer Vorhand im Netz landet. Der Deutsche reißt sich aber nochmal zusammen, stellt mit einem Rückhand-Longline auf 40:15, schließt seinen Service dann mit einem Volley ab. 2. Satz, 6:4, 1:0 – Mit einem Ass stellt Sinner auf 1:0 im zweiten Satz. 1. Satz, 6:4 – Kaum schreibe ich es, da ist es passiert: Mit dem ersten Break dieses Matches sichert sich Jannik Sinner den ersten Satz. Denn plötzlich sitzen Zverev Schläge nicht mehr so genau. Gleich zweimal landet er mit einem Vorhand-Cross im Aus, erst links, dann rechts. Dann unterläuft ihm ein Rahmentreffer zum 15:40 aus seiner Sicht. Zverev kann aber beide Satzbälle abwehren, er erzwingt den Gleichstand. Und stellt mit einem 214-Stundenkilometer-Ass auf Vorteil. Sinner hält jedoch dagegen, überrascht den Deutschen mit einer Vorhand, die er nur ins Netz returnieren kann. Die nächste starke Rally entscheidet Sinner mit einem Überkopf-Volley für sich, hat den dritten Break- und Satzball. Dann ist es geschehen: Wieder zieht Sinner mit einem Vorhand-Longline das Tempo an, schließt per Volley am Netz ab. Und holt sich den ersten Satz. Die Bilder danach sprechen Bände: Sinner ballt die Faust, Zverev hadert. 1. Satz, 5:4 – Da hat Zverev Pech: Gut hält er in der ersten Rally mit – und ist dann mit einer leichten Vorhand viel zu lang. Darauf setzt Sinner einen Aufschlag voll in die Ecke und schließt mit einer Vorhand gegen Zverevs Laufrichtung ab. Sinner variiert in dieser Phase der Partie mehr und besser als sein Gegenüber. Wirkt der Deutsche jetzt doch beeindruckt? Erst bleibt er mit einer Rückhand im Netz hängen, dann kann er den nächsten Sinner-Stopp nicht erlaufen. Jetzt schlägt er gegen den Satzverlust auf. Und noch immer gab es kein Break im Spiel. 1. Satz, 4:4 – Der Deutsche lässt sich aber nicht abschütteln. Zu Null bringt er sein Aufschlagspiel durch. Zverev macht weiter einen enorm konzentrierten Eindruck, lässt sich auch vom Publikum in der Halle nicht beeindrucken. 1. Satz, 4:3 – Zverev beginnt schon, zu meckern – mit sich selbst, natürlich. In der ersten Rally bleibt er unnötig im Netz hängen. Kassiert darauf das nächste Ass seines Gegners. Und Sinner legt einen weiteren starken Vorhand-Cross nach. Schön macht Sinner das: Mit dem nächsten Vorhand-Cross öffnet er das Spielfeld, schließt dann auf die leere Seite ab. Und bringt seinen Service mit einer weiteren Vorhand durch. Der Schlag sitzt jetzt auch bei ihm. 1. Satz, 3:3 – Da hat sich Zverev gut befreit: Ein Service-Winner zum 40:15, ein Ass darauf – er gleicht wieder aus. 1. Satz, 3:2 – Sonderapplaus vom Publikum: Ein ganz feiner Slice von Sinner, der unerreichbar für Zverev in dessen Hälfte tropft. In der nächsten Rally lässt er seinen Gegner laufen, schließt mit einem Vorhand-Cross ab. Zverev versucht viel, jetzt mit einem scharfen Rückhand-Cross – den Sinner aber noch erreicht und mit einem bärenstarken Rückhand-Longline zurückbringt. Da zuckt Zverev schon leicht mit den Schultern. Sinner bringt sein Aufschlagspiel letztlich durch. 1. Satz, 2:2 – Das ist die richtige Antwort von Alexander Zverev: Ein Ass zum 30:15, dann sucht er erneut die Vorhand von Sinner – und wieder schlägt dieser eine Vorhand ins Netz. Zverev gleicht aus. 1. Satz, 2:1 – Bei 15:15 streut Sinner den nächsten Service-Winner ein, mit einem Ass – seinem fünften – auf die Linie steht es 40:15. Zum Abschluss kommt er ans Netz, lässt Zverev laufen. Eine beidhändige Rückhand des Italieners kann der Deutsche nicht mehr zurückbringen. 1. Satz, 1:1 – Zverev wirkt in dieser Phase voll fokussiert, dieses knappe erste Spiel wird ihm zusätzlich Mut gegeben haben. Er legt direkt zwei Service-Winner auf, stellt mir einem Ass auf 40:0. So leicht will es Sinner seinem Gegner aber nicht machen, mit einer 167-Stundenkilometer-Vorhand erwischt er Zverev auf dem falschen Fuß und verkürzt. Der Hamburger spielt aber weiter sein Spiel, zielt immer wieder auf Sinners Vorhand – und bringt seinen Service durch den nächsten Fehler seines Gegenübers durch. 1. Satz, 1:0 – Was für ein umkämpfter Beginn: Sinner startet mit einem Service-Winner. Dann muss Lichtenstein mehrfach das Publikum ermahnen – der Südtiroler fühlte sich von Smartphone-Lampen geblendet. Zverev erzwingt mit einem starken Vorhand-Longline einen Konter von Sinner ins Aus. Der reagiert aber sofort und legt das erste Ass der Partie auf. Zverev lässt sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen, spielt immer wieder in Sinners Vorhand, geht nach – und Sinner landet erneut im Aus. Breakball Zverev – den Sinner aber mit dem nächsten Ass abwehrt. Holt sich mit Ass Nummer drei den Vorteil. Er kann das Spiel aber nicht abschließen, schlägt eine Rückhand ins Netz. Es geht über Gleichstand. Bei der nächsten Rally ist Sinner zu lang – und Zverev hat Breakball Nummer zwei. Was folgt? Richtig: Ein Sinner-Ass. Dann zieht er das Tempo an, macht Druck, kommt mit einem Vorhand-Longline ans Netz. Und holt sich sein Aufschlagspiel mit einem weiteren Service-Winner. Vor dem Match – Zverev gewinnt den Münzwurf bei Stuhlschiedsrichter Renaud Lichtenstein. Er entscheidet sich, zuerst zu returnieren. Jetzt spielen sich beide noch wenige Minuten ein, dann geht es los. Vor dem Match – Beide Spieler haben nun den Court betreten. Erst kommt Zverev auf den Platz, dann Lokalmatador Sinner – unter frenetischem Jubel des Heimpublikums. Vor dem Match – Übrigens kann Zverev natürlich gegen Sinner gewinnen, der letzte Erfolg liegt nur schon eine Weile zurück: Im September 2023 warf der Hamburger den Südtiroler im Achtelfinale der US Open mit 6:4, 3:6, 6:2, 4:6 und 6:3 aus dem Turnier. Seitdem gab es aber vier Niederlagen in Folge. Von insgesamt bisher neun Aufeinandertreffen konnte Sinner fünf für sich entscheiden. Vor dem Match – Körperlich scheint es Zverev nach dem Besuch bei jenem Arzt, der ihn auch schon bei seinem folgenschweren Bänderriss im rechten Knöchel 2022 operiert hatte, tatsächlich besser zu gehen. Er fühle sich gut, versicherte der Olympiasieger von 2021 nach seinem Zweisatzsieg zum Auftakt des Prestigeturniers gegen den US-Amerikaner Ben Shelton. Aber reichen die Fitness und Form auch gegen Ausnahmekönner Sinner?
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