Audi A6 Avant im Alltagstest: Edler Komfort-Kombi mit zu viel Glanz

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Luxus heißt nicht nur Ledersitze und viel Technik. Der Audi A6 Avant muss im Test seine Stärken beweisen. Dabei zeigt er auch, wo es beim Glanz zu viel des Guten ist. Was ist eigentlich Luxus? Sind es Ledersitze, ein fettes Soundsystem oder ein Glasdach, das sich in Mustern abdunkeln lässt? Der neue Audi A6 Avant hat all dies in seiner Ausstattungsliste stehen. Doch am Ende punktet er im Alltagstest mit Eigenschaften, die auf den ersten Blick nicht sichtbar sind. Das ist er Mit 4,99 Metern Länge ist der Kombi rund fünf Zentimeter länger als sein Vorgänger (4,94 Meter). Er ist der klassische Businesskombi, gemacht für Menschen, die viele Kilometer auf der Autobahn zurücklegen. Mit einem Volumen von 503 bis 1.534 Litern fällt der Kofferraum des neuen A6 im Vergleich zum Vorgänger (bis zu 1.680 Liter) durch das recht flache Heck etwas kleiner aus. Die Ladefläche ist eben und das Rollo zieht sich elektrisch zurück. Die Heckklappe lässt sich nicht nur per Knopfdruck, sondern auch über einen Sensor öffnen. Ein projizierter Punkt zeigt an, wo man den Fuß unter der Stoßstange bewegen muss – ein kleines, nützliches Detail. Dennoch: Zwei Koffer, eine Hundebox und reichlich Kleinkram verschwinden mühelos – ohne Stapeln. Schienen im Ladeboden ermöglichen es, Netze oder Haken flexibel zu befestigen. Ein elastisches Netz hielt im Test kleinere Gegenstände fest, sodass nichts im Kofferraum herumflog. Erster Eindruck Im Innenraum des Testwagens dominieren helle Materialien, dazu Lederflächen bis in die Türen hinein und eine saubere, der Klasse angemessene Verarbeitung. Nur der üppige Einsatz von Klavierlack stört: Mittelkonsole, Lenkradknöpfe und die Schalterinsel in der Fahrertür glänzen stark und sind anfällig für Fingerabdrücke. Die beiden zentralen Displays sind leicht zum Fahrer geneigt, alle wichtigen Funktionen liegen in Griffweite. Hinter dem Lenkrad sitzt das digitale Kombiinstrument mit recht vielen kleinen Icons und Ziffern, daneben der zentrale Touchscreen und für den Beifahrer ein eigener Bildschirm. Dieser dimmt sich automatisch ab, sobald die Fahrt beginnt, damit der Fahrer nicht abgelenkt wird. Die Bedienung gelingt nach kurzer Eingewöhnung intuitiv. Unten am Bildschirm gibt es eine feste Leiste für die Steuerung der Klimatisierung. Auf Drehregler hat Audi weitgehend verzichtet, ein kleiner Wermutstropfen. Ausnahme: Die Lautstärke lässt sich über einen Knopf regulieren. Das Fahrerdisplay selbst bietet nur mäßig viel Spielraum zur Individualisierung: zwei Layout-Optionen, aber keine Optik im Stil analoger Anzeigen oder frei belegbare Konfigurationen. Die Knöpfe am Lenkrad reagieren sehr sensibel und sind nicht ideal voneinander abgegrenzt. Statt zum nächsten Radiosender zu springen, wurde öfter die Telefonfunktion aktiviert. Die Ambientebeleuchtung verläuft unterhalb der Frontscheibe und zieht sich quer über das Armaturenbrett. Beim Bn leuchtet der jeweilige Rand in Grün – ein kleines, aber charmantes Detail. Ebenfalls clever: der Ausstiegswarner. Öffnet man eine Tür, während sich von hinten ein anderes Fahrzeug nähert, blinkt die Innenbeleuchtung rot auf und warnt so vor einer Kollision. Gleichzeitig ertönt ein akustisches Signal. Das Bang & Olufsen-System liefert satten Surround-Sound, sogar Lautsprecher in den perforierten Kopfstützen tragen zum Raumklang bei. Und das optionale Panoramadach lässt sich per Knopfdruck in Mustern abdunkeln. So fährt er Der Audi A6 Avant ist in mehreren Motorisierungen erhältlich: zwei Vierzylinder – ein 2,0 TFSI-Benziner mit 150 kW (204 PS) und ein 2,0 TDI-Diesel mit ebenfalls 150 kW – sowie der 3,0 TFSI-Sechszylinder mit 270 kW (367 PS). Im Test kam die stärkste Variante, der Sechszylinder-Benziner mit Quattro-Antrieb, zum Einsatz. Er liefert 550 Nm Drehmoment. Beim Anfahren spürt man, wie viel Kraft im System steckt. Der Kombi schiebt energisch an und verlangt einen sanften Gasfuß, damit der Ampelstart nicht mit einem kräftigen Ruck losgeht. Ab und an ist auch ein leichtes Ruckeln zu spüren, wenn der Verbrenner sich aus- oder dazuschaltet. In der Stadt zeigt sich der A6 angenehm leise, auch auf der Landstraße gleitet er dank Mildhybrid-Technik teilweise rein elektrisch. Dabei schaltet sich der Verbrenner ab, der Wagen segelt lautlos dahin. Nur ein leichtes Summen des Elektromotors ist zu hören. Der Verbrauch lag im Test bei rund neun Litern. Angesichts der vielen Autobahnfahrten akzeptabel, aber nicht sparsam. Auf der Autobahn überzeugt der Avant durch Laufruhe und gute Dämmung. Selbst bei Tempo 160 kann man sich problemlos unterhalten, auch über 200 km/h bleibt das Auto stabil und fühlt sich beherrschbar an. Eine Auto-Hold-Funktion fehlt allerdings, was im Stadtverkehr auffällt: An der Ampel muss der Fahrer das Fahrzeug selbst mit der Fußbremse halten. Praktisch ist hingegen die optionale Allradlenkung. Bei niedrigen Geschwindigkeiten schlagen die Hinterräder gegenläufig zu den Vorderrädern ein, wodurch sich der Wendekreis von 12,1 auf 11,3 Meter verkleinert. Beim Rangieren oder in engen Parkhäusern wird der fast fünf Meter lange Kombi damit deutlich handlicher – ganz kaschieren kann sie das enorme Format des Avant natürlich nicht. Das adaptive Fahrwerk mit Luftfederung erlaubt mehrere Modi: von sportlich-straff bis komfortabel-weich. Im Effizienzmodus gleitet der Audi ruhig dahin, im Dynamikmodus liegt er flach und straff auf der Straße. Die Lenkung reagiert präzise, die zahlreichen Assistenzsysteme greifen unauffällig ein. Der Wagen "denkt" mit, aber er entmündigt den Fahrer nicht. Genau das macht ihn auf langen Strecken angenehm. Im Test zeigte die Kombination aus Schildererkennung und Tempomat jedoch Schwächen: Mehrfach wurde auf dem Berliner Stadtring auf dem Display plötzlich Tempo 100 angezeigt, der Wagen bremste von Tempo 150 ab. Offenbar widersprachen sich im System hinterlegte Tempolimits und die tatsächliche Beschilderung. Als Fahrer sollte man daher immer aufmerksam bleiben. Das sagt … … der Partner: "Auf Dauer sind die Sitze nicht sonderlich bequem." … die Schwiegeroma: "Ein- und Ausstieg sind ganz schön tief." … die Mutter: "Der ist aber ruhig beim Fahren." … der Stiefvater: "Ein wirklich toll verarbeitetes, luxuriöses Auto – aber für mich mittlerweile zu niedrig zum Ein- und Aussteigen." Das kostet er Der Audi A6 Avant startet in der Basisversion mit dem 2,0-Liter-TFSI-Motor (150 kW/204 PS) bei 58.000 Euro. In der getesteten Topversion mit dem 3,0-Liter-Sechszylinder-TFSI und 270 kW (367 PS) kostet der Kombi mindestens 72.500 Euro. Hinzu kommen zahlreiche Optionen, die im Testwagen verbaut waren: das Tech-Pro-Paket mit Beifahrerdisplay, adaptivem Fahrassistenten und Spurwechselwarner (nur in Verbindung mit Interieurpaket und zusätzlichen Fahrassistenten, 8.760 Euro), dazu Metalliclack, Sporträder, das Glasdach (2.350 Euro), das sportliche S-line-Exterieurpaket, Leder (960 Euro) und weitere Extras. In Summe treibt das den Preis des Testwagens in Richtung 100.000 Euro. Fazit Der Audi A6 Avant zeigt, dass Luxus nicht immer laut und sofort sichtbar sein muss. Er kombiniert Komfort, viel Platz und technische Souveränität mit spürbarer Ruhe. Zu seinen Stärken gehören das großzügige Raumgefühl, ein präzises Fahrwerk, der leise Antrieb und viele durchdachte Details – vom Ausstiegswarner bis zur Sensorsteuerung der Heckklappe. Auf der Minus-Seite stehen viel Klavierlack, wenig Individualisierung im Cockpit und der hohe Preis. Für Vielfahrer und Geschäftsreisende ist der A6 Avant ein Auto, das lange Strecken erträglich macht – und das ist manchmal der wahre Luxus.
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