Australian Open: Laura Siegemund gelingt Sensation gegen Chinesin

latest news headlines 4 std vor
Flipboard
Der deutschen Tennisspielerin Laura Siegemund gelingt in Melbourne eine Sensation. Sie wirft eine hoch gehandelte Chinesin raus. Für eine andere Deutsche ist dagegen Schluss. Aus Melbourne berichtet Christoph Cöln Laura Siegemund wusste, was sie geleistet hatte, als sie zwei Stunden nach ihrem Sieg gegen Olympiasiegerin Zheng Qinwen in den Presseraum der Australian Open trat. "Es ist mit Sicherheit einer der besten Siege meiner Karriere", sagte sie. Zuvor hatte die Deutsche ihre hoch gehandelte Gegnerin glatt in zwei Sätzen 7:6 (7:3), 6:3 aus dem Turnier geworfen. "Das hatte wohl niemand auf seiner Bingokarte", schrieben die australischen Medien unmittelbar nach dem Match begeistert. Sprich: Damit hatten die kühnsten Optimisten nicht gerechnet. Siegemund schon. "Das Einzel ist nicht mehr meine Priorität, aber ich weiß, was ich kann, wenn ich einen guten Tag habe", sagte sie ziemlich aufgeräumt. Alles hänge bei ihr von der physischen Verfassung ab, und die sei mitunter eine Wundertüte. "Manchmal fühle ich mich top und kann mich voll auf mein Spiel konzentrieren, manchmal zwickt irgendwas, das stört dann meine Konzentration". Vor dem Spiel gegen die Chinesin Zheng hatte sie einen Top-Tag erwischt. "Ich habe gestern nicht trainiert", verriet die Deutsche. "Ich weiß nicht, wann ich mich das letzte Mal so gut gefühlt habe". 2024 hatten sie gleich bei mehreren Turnieren Verletzungen gestoppt. Doch gegen Zheng zeigte sie ihr ganzes Können und enorme Abgeklärtheit. Siegemund lieferte der Vorjahresfinalistin von Beginn an einen starken Kampf. Vor den Augen von Bundestrainer Torben Beltz spielte die Metzingerin auch in einem hochklassigen Tiebreak groß auf. Siegemund: "Ohne Druck wird das bei mir meistens nichts" Die Weltranglisten-97. Siegemund agierte gegen Zheng von Beginn an mindestens auf Augenhöhe. Sie spielte in der John-Cain-Arena sehr variabel und mutig und schien sich einen klaren Plan gegen die Chinesin zurechtgelegt zu haben. "Laura spielt fantastisches Tennis", schwärmte Ex-Spielerin Andrea Petković bei Eurosport . "Sie spielt ein fast fehlerfreies Match hier." Das Geheimnis ihres Erfolges seien kleine Veränderungen in der Vorbereitung gewesen. "Es war interessant, dass ich unmittelbar vor dem Match sehr, sehr ruhig gewesen bin." Der Druck gegen die an Nummer fünf der Setzliste rangierende Zheng sei zwar da gewesen, aber sie habe das gut kanalisieren können. "Wenn ich gar keinen Druck spüre, dann wird es meistens nichts". Die 36-Jährige ist nach dem Zweitrunden-Aus ihrer Landsfrau Tatjana Maria, die am Mittwochmorgen gegen die Dänin Clara Tauson (2:6, 2:6) verlor, nun die älteste Spielerin im Feld. Ihre größten Erfolge hatte Siegemund in den vergangenen Jahren im Doppel und Mixed erzielt, wo sie mehrere große Titel gewinnen konnte. Im Einzel war die Viertelfinalteilnahme bei den French Open 2020 ihre bislang beste Platzierung. "Ich weiß jetzt, wie ich die Welle reiten kann" Siegemund zeigte sich erstaunlich offen nach ihrem Erfolg, sprach ungefiltert über ihr Seelenleben und die "Achterbahnfahrt", die sie in ihrer Karriere bereits durchlebt habe. Insbesondere die vergangenen Monate seien schwierig gewesen. Doch habe sie inzwischen so viel Erfahrung auf der Tour, dass sie mit Rückschlägen besser umgehen könne, als früher. "Ich habe gelernt, es zu akzeptieren und damit umzugehen. Und ich weiß jetzt, wie ich die Welle reiten und mein Momentum nutzen kann". Und das tat sie in beeindruckender Weise. Nachdem Siegemund im ersten Satz nur bei eigenem Aufschlag zum Satzgewinn geschwächelt hatte, fand sie im Tiebreak wieder ihren Rhythmus und gewann diesen dank ihrer aggressiveren Spielweise. Im zweiten Satz nahm die Doppel-Spezialistin ihrer Gegnerin gleich die ersten beiden Aufschlagspiele ab. Beim zweiten Break profitierte sie auch von einer Strafe für Zheng wegen Überschreiten des Zeitlimits beim Aufschlag. Nach 2:16 Stunden verwandelte die Deutsche ihren zweiten Matchball. "Ich habe heute unglaublich gespielt", sagte Siegemund später zu den Journalisten, "das kann ich jetzt auch nicht jeden Tag aus der Tasche ziehen." Sie bezeichnete den Sieg als einen der besten ihrer Karriere. Das sei das Ergebnis harter Arbeit, die sie und ihr Team investiert hätten. "Darauf bin ich schon sehr stolz". Am Freitag trifft die Deutsche dann auf Anastasia Pawljutschenkowa oder Anastasia Potapowa aus Russland. Welche Gegnerin ihr denn lieber sei, wurde sie gefragt. Das, so Siegemund, wolle sie am liebsten gar nicht wissen, "sonst geht bei mir sofort die analytische Mühle an" – und dann werde sie unentspannt. Daher bat sie die Reporter darum, es ihr nicht zu verraten, falls sie den Namen schon wüssten. "Damit ich einfach mal ne Stunde dasitzen und genießen kann."
Aus der Quelle lesen