Auswandern nach Österreich als Rentner – lohnt das?

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Wenn deutsche Rentner auswandern, dann am liebsten nach Österreich. Wir zeigen, welche Vorzüge das Nachbarland hat und was Auswanderer beachten sollten. Viele deutsche Rentner träumen davon, ihren Ruhestand in Österreich zu verbringen – und Zehntausende tun es tatsächlich. Rund 28.000 Renten zahlte die Deutsche Rentenversicherung 2023 an Senioren, die ihren Wohnsitz nach Österreich verlegt haben. Damit ist kein anderes Land so beliebt bei deutschen Rentnern wie die Alpenrepublik. Doch lohnt sich das Auswandern für Rentner wirklich? Wir zeigen, welche Vor- und Nachteile ein Umzug nach Österreich für Sie hat und was bei Krankenversicherung, Steuern und natürlich Ihrer Rente gilt. Auswandern nach Österreich: die Vorteile Österreich bietet deutschen Rentnern zahlreiche Vorzüge. Da wäre zum einen die großartige Landschaft, in der es sich vor Bergkulisse und an zahlreichen Seen gut erholen lässt. Aber auch Städte wie Wien, Salzburg und Innsbruck punkten mit hoher Lebensqualität durch kulturelle Angebote und gut ausgebauter Infrastruktur, etwa beim öffentlichen Nahverkehr. Hinzu kommen das milde Klima, ein Gesundheitssystem, das als eines der besten in Europa gilt, sowie die kulturelle und sprachliche Nähe zu Deutschland, die Rentnern die Eingewöhnung erleichtern. Die zentrale Lage in Europa vereinfacht zudem Reisen und Besuche in der alten Heimat. Und auch finanziell könnte man sich mit einem Umzug ins Nachbarland besser stellen. Denn wer zur Miete wohnt, tut dies im Schnitt deutlich günstiger als in Deutschland: Nach Daten des Statistikportals Statista zahlen private Haushalte in Deutschland durchschnittlich 779 Euro monatlich für Wohnungsmieten, Österreicher hingegen nur 625 Euro. Allerdings variieren die Preise stark von Region zu Region. Auswandern nach Österreich: die Nachteile Ein Nachteil für deutsche Rentner in Österreich sind die leicht höheren Kosten für Lebensmittel, andere Konsumgüter und Dienstleistungen. So lag das Preisniveau für Verbrauchsgüter und Dienstleistungen im Jahr 2023 bei rund 118 Prozent, während es in Deutschland bei knapp 110 Prozent liegt. Das bedeutet, dass die Verbraucherpreise in Österreich etwa 18 Prozent höher waren als im Durchschnitt der Europäischen Union, in Deutschland hingegen nur 10 Prozent. Auch die Steuern können nach dem Auswandern höher ausfallen. Zwar haben Deutschland und Österreich ein Doppelbesteuerungsabkommen geschlossen, sodass Rentner nicht in beiden Ländern Steuern auf dieselben Einkünfte zahlen müssen, durch den Umzug ins Ausland werden Rentner aber in Deutschland beschränkt steuerpflichtig. Das heißt, sie verlieren bestimmte Steuervorteile wie den Grundfreibetrag. Dabei handelt es sich um den Teil Ihres Einkommens, auf den Sie keine Steuern zahlen müssen. Für 2024 soll der Grundfreibetrag rückwirkend auf 11.784 Euro steigen. Fällt er beim Auswandern weg, würde Ihr steuerpflichtiges Einkommen also ab dem ersten Euro besteuert. Dadurch zahlen Sie mehr Einkommensteuer auf Ihre Rente, als es ohne Wegzug nach Österreich der Fall wäre. Sie können zudem nicht mehr vom Ehegattensplitting profitieren und keine außergewöhnlichen Belastungen wie Krankheitskosten geltend machen. Die beschränkte Steuerpflicht können Sie jedoch umgehen, wenn Sie mehr als 90 Prozent Ihrer Einkünfte aus Deutschland beziehen und beim zuständigen Finanzamt in Neubrandenburg einen Antrag auf unbeschränkte Steuerpflicht nach § 1 Absatz 3 EStG stellen. Das gelingt jedoch nicht immer ohne Probleme, wie der Fall dieser Rentnerin zeigt. Gut zu wissen: Während gesetzliche Renten und Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung nach dem Auswandern weiter in Deutschland besteuert werden, müssen Sie betriebliche und private Altersvorsorgeleistungen in Österreich versteuern. Was gilt bei der Rente? Ihre gesetzliche Rente aus Deutschland wird auch bei einem dauerhaften Umzug nach Österreich in der Regel in voller Höhe weiter überwiesen. Abzüge kann es allerdings geben, wenn Ihr deutscher Rentenanspruch zum Teil auch Zeiten umfasst, in denen Sie im Ausland gearbeitet haben ( mehr dazu hier ). Lassen Sie sich dazu am besten vor dem Auswandern bei der Deutschen Rentenversicherung beraten. Lesen Sie auch: Kann ich mir meine Rente auf einen Schlag auszahlen lassen? Damit Sie Ihre Rente auch im Ausland rechtzeitig erhalten, sollten Sie dem Renten Service der Deutschen Post oder Ihrem Rentenversicherungsträger spätestens zwei Monate vor Ihrem Umzug Ihre neue Adresse und Bankverbindung mitteilen. Was gilt bei der Krankenversicherung? Ihre deutsche Krankenversicherung bleibt auch in Österreich unter bestimmten Bedingungen gültig. Das ist dann der Fall, wenn Sie nur eine Rente der deutschen Rentenversicherung erhalten oder Leistungen aus einem berufsständischen Versorgungswerk oder eine Beamtenpension und in Österreich keinen eigenen Leistungsanspruch aus der dortigen Krankenversicherung haben oder erwerben, etwa indem Sie eine versicherungspflichtige Beschäftigung aufnehmen. Sind Sie in Österreich sozialversicherungspflichtig beschäftigt, meldet Sie Ihr Arbeitgeber bei der Österreichischen Gebietskrankenkasse an. Eine Wahl zwischen mehreren Krankenversicherungen wie in Deutschland haben Sie dabei nicht. Um in Österreich medizinisch versorgt werden zu können, erhalten Sie von Ihrer deutschen Krankenkasse eine Anspruchsbescheinigung, das sogenannte Portable Document S1. Waren Sie in Deutschland pflichtversichert, übernimmt die Rentenversicherung auch weiterhin die Hälfte der Beiträge zur Krankenversicherung der Rentner. Sind Sie freiwillig krankenversichert, zahlt sie unter Umständen einen Zuschuss zu Ihren Krankenversicherungsbeiträgen. Wer plant auszuwandern, sollte sich rechtzeitig vorher von seiner Krankenkasse beraten lassen. Was muss ich sonst noch beachten? Als EU-Bürger genießen deutsche Rentner Freizügigkeit in Österreich. Sie benötigen also kein Visum für die Einreise, müssen jedoch bei einem Aufenthalt von mehr als drei Monaten bei den österreichischen Behörden eine Anmeldebescheinigung beantragen. Dafür haben Sie ab Einreise maximal vier Monate Zeit.
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