Sind Bauchschmerzen nur rechts zu spüren, kann dies bereits auf ihre Ursache und die eventuell nötige Therapie hinweisen. Lesen Sie, was noch wichtig ist. Bauchschmerzen können harmlos sein und von allein zurückgehen, aber auch auf ein ernstes medizinisches Problem oder gar einen Notfall hindeuten. Die richtige Diagnose zu stellen, ist mitunter gar nicht so einfach, da viele verschiedene (und teils nur mit speziellen Untersuchungen erkennbare) Ursachen für die Schmerzen infrage kommen. So können allein Bauchschmerzen, die bloß rechts auftreten, von einer gestörten Verdauung , einer Infektion, einer nicht-infektiösen Erkrankung oder einer Verletzung herrühren. Dabei können sie von einem Bauchorgan des Verdauungssystems (Magen, Darm, Leber, Gallenblase oder Bauchspeicheldrüse), von sonstigen Bauchorganen oder von Haut und Muskeln der Bauchdecke ausgehen. Manchmal haben im Bauch auftretende Schmerzen ihren Ursprung auch an einer völlig anderen Stelle (wie Brust, Becken oder Rücken). Ein erster Schritt zur Diagnose: Bauchschmerzen örtlich abgrenzen Wo genau die Bauchschmerzen sitzen, kann – zusammen mit Angaben zur Art, Häufigkeit und Stärke der Beschwerden – dennoch erste Rückschlüsse darauf zulassen, welche Organe betroffen sind. Zur örtlichen Einordnung der Schmerzen unterteilen Ärztinnen und Ärzte den Bauchraum üblicherweise in vier Bereiche (auch Quadranten genannt). Danach unterscheiden sie Oberbauch- und Unterbauchschmerzen, wobei die Grenze in Höhe des Bauchnabels liegt, sowie rechts- und linksseitige Bauchschmerzen, wobei die (gedachte) Mittellinie vom Brustbein durch den Bauchnabel nach unten verläuft. Mögliche Ursachen für Bauchschmerzen rechts oben Der rechte obere Quadrant des Bauchraums beherbergt die Leber, die Gallenblase, die Gallengänge, die rechte Niere sowie Teile des Dünn- und des Dickdarms. Wenn Bauchschmerzen hauptsächlich rechts oben wahrzunehmen sind, fällt der erste Verdacht meist auf eine Erkrankung der Leber oder Gallenwege. Häufige Auslöser: Leber und Gallenblase So kann sich eine entzündete Leber durch Bauchschmerzen rechts oben bemerkbar machen. Als Ursache für eine solche Entzündung (Fachbegriff: Hepatitis) kommen unter anderem Infektionen (besonders mit Viren), Autoimmunreaktionen oder eine Vergiftung (etwa durch Alkohol) infrage. Zu den weiteren möglichen Auslösern für leberbedingte Oberbauchschmerzen zählen unter anderem: Eiteransammlung (Abszess), Bluterguss (Hämatom) oder Riss (Ruptur) in der Leber Leberveränderung durch einen Blutstau innerhalb der Leber infolge einer venösen Abflussbehinderung, etwa aufgrund einer Rechtsherzinsuffizienz Verschluss der Pfortader, die normalerweise sauerstoffarmes und nährstoffreiches Blut in die Leber transportiert, durch ein Blutgerinnsel (Pfortaderthrombose) Leberkrebs (Leberkarzinom) Ist ein Problem im Bereich der Gallenwege für rechtsseitige Oberbauchschmerzen verantwortlich, handelt es sich womöglich um Gallensteine in der Gallenblase oder im Gallengang. Zudem können eine Entzündung der Gallenblase oder der Gallenwege, eine Eiteransammlung in der Gallenblase (Gallenblasenempyem) sowie Gallenblasen- oder Gallenwegskrebs hinter den Schmerzen stecken. In einigen Fällen sind Bauchschmerzen oben rechts auch Anzeichen für ein Zwölffingerdarmgeschwür, eine Niereninfektion, Nierensteine oder Harnleitersteine oder einen Darmverschluss. Überdies gibt es Erkrankungen, die rechts- und/oder ebenso linksseitige Oberbauchschmerzen verursachen können – wie etwa: Herzinfarkt (besonders Hinterwandinfarkte äußern sich oft durch Oberbauchschmerzen, während Brustbeschwerden fehlen können) durch Reflux bedingte Entzündung der Speiseröhre Speiseröhrenkrampf Schleimhauteinrisse am Übergang von Speiseröhre und Magen, oft durch starkes Erbrechen bei vorgeschädigter Schleimhaut (Mallory-Weiss-Syndrom) Riss (Ruptur) der Speiseröhre (Boerhaave-Syndrom) Entzündung im unteren Bereich der Lunge Lungenembolie Brustfellentzündung (Pleuritis) Eher seltenere Ursachen für Bauchschmerzen rechts oben sind etwa ein Magengeschwür , eine Bauchspeicheldrüsenentzündung sowie eine Blinddarmentzündung (genauer: Wurmfortsatzentzündung beziehungsweise Appendizitis, weil bloß der Wurmfortsatz am Ende des Blinddarms entzündet ist). Letztere führt aber nur dann zu Oberbauchschmerzen, wenn der entzündete Wurmfortsatz untypisch lang und hinter dem Blinddarm hochgeschlagen ist. Mögliche Ursachen für Bauchschmerzen rechts unten Im Unterbauch befindet sich ein Großteil des Dünndarms und des Dickdarms. Unterbauchschmerzen entstehen daher häufig im Rahmen einer Magen-Darm-Erkrankung. So können etwa ein Magen-Darm-Infekt, ein Reizmagen , das Reizdarmsyndrom, eine chronisch entzündliche Darmerkrankung, ein Darmverschluss, eine Entzündung einer kleinen Ausstülpung der Darmwand ( Divertikulitis ) sowie Darmkrebs mit Bauchschmerzen einhergehen, die unten rechts oder links oder beidseitig spürbar sind. Oft steckt eine Blinddarmentzündung dahinter Wenn Bauchschmerzen nur rechts unten auftreten, liegt der Verdacht nahe, dass der Blinddarm entzündet ist. Typisch für eine Blinddarmentzündung ist außerdem, dass sie zunächst Schmerzen im Oberbauch oder nahe am Bauchnabel auslöst, welche erst im weiteren Verlauf in den rechten Unterbauch wandern und dabei langsam, aber stetig zunehmen. In seltenen Fällen ist ein bösartiger Tumor im Blinddarm für rein rechtsseitige Unterbauchschmerzen verantwortlich. Eine weitere mögliche Ursache ist die chronisch entzündliche Darmerkrankung namens Morbus Crohn, die vor allem den letzten Dünndarmabschnitt befällt. Auslöser kann außerhalb des Verdauungstrakts liegen Im Übrigen können Bauchschmerzen rechts unten und/oder links unten auch von Strukturen im Unterbauch ausgehen, die nicht zum Verdauungstrakt gehören. Beispiele hierfür sind das Bauchaortenaneurysma, die Bauchfellentzündung , die Entzündung eines Lymphknotens in der Bauchhöhle und Nierensteine. Ferner können rechtsseitige Unterbauchschmerzen vom Beckenbereich ausgehen. Als Auslöser kommen die unterschiedlichsten Störungen infrage, wie etwa: ein eingeklemmter Leistenbruch (hierbei ist der Bruchinhalt akut eingeklemmt und von der Durchblutung abgeschnitten; mehr dazu erfahren Sie hier ) akuter Harnverhalt (Unfähigkeit, die Blase spontan zu entleeren) Blasenentzündung , bei der die Schleimhaut der Harnblase entzündet ist (Urozystitis) Koliken durch Nieren- oder Harnleitersteine bei Männern: Hodenverdrehung (Hodentorsion) bei Frauen: Endometriose , Eileiterentzündung (wobei mitunter gleichzeitig die Eierstöcke und das umgebende Gewebe entzündet sind), gerissene Eierstockzyste, Einnistung einer befruchteten Eizelle außerhalb der Gebärmutterhöhle (extrauterine Schwangerschaft), Eileiterriss, Drehung des Eierstocks oder einer großen Eierstockzyste um die eigene Achse (Ovarialtorsion), Eierstockkrebs oder Gebärmutterkrebs Wann sind rechtsseitige Bauchschmerzen ein Warnsignal? Eines vorweg: Bauchschmerzen können eine ernste Situation anzeigen, die eine schnellstmögliche Behandlung im Krankenhaus erfordert. Wie stark die Schmerzen sind, ist aber kein verlässlicher Anhaltspunkt dafür, wie schwerwiegend ihre Ursache ist – zumal die Schmerzwahrnehmung sehr subjektiv ist und durch verschiedene Faktoren (wie Alter, Medikamente oder bestimmte Erkrankungen) vermindert sein kann. Das bedeutet: Wer starke Bauchschmerzen hat (egal, ob rechts unten oder an anderer Stelle), sollte sofort ärztliche Hilfe suchen. Doch auch hinter leichterem Bauchweh kann sich im Extremfall ein lebensbedrohlicher Zustand verbergen. Betroffene sollten sich daher spätestens dann ärztlich untersuchen lassen, wenn die Schmerzen unerklärlich sind, nicht von allein verschwinden, immer wieder auftreten oder sobald sie sich verschlimmern. Bauchschmerzen rasch abklären zu lassen, ist außerdem immer dann dringend zu empfehlen, wenn eine Schwangerschaft besteht oder wenn die Schmerzen nach einem medizinischen Eingriff (wie einer Darmspiegelung oder einer Bauch-OP) oder nach einem Aufprall, Schlag, Sturz oder Ähnlichem auftreten. Überdies ist schnelles Handeln ratsam, wenn bei Bauchschmerzen zusätzlich eines der folgenden Symptome vorliegt: verschlechterter Allgemeinzustand anhaltendes Fieber Übelkeit oder Erbrechen schmerzhaftes oder erschwertes Wasserlassen Blutbeimengung im Urin oder im Erbrochenen Blut im Stuhl, schwarzer Stuhl kein Stuhl- und Luftabgang seit über 24 Stunden Gelbsucht (Gelbfärbung der Augen und Haut) Schmerzen an weiteren Stellen bretthart angespannte Bauchdecke Schonhaltung (etwa im Liegen angewinkelte Beine) bläuliche Verfärbung der Haut oder Schleimhäute Kreislaufprobleme bis hin zum Schock (mit Atemnot, steigendem Puls und Bewusstseinsstörung) Besonders die Kombination aus Bauchschmerzen und einem brettharten Bauch spricht für eine Notfallsituation, in der sofortige Hilfe erforderlich ist. Betroffene oder deren Angehörige sollten in einem solchen Fall daher nicht zögern, den Rettungsdienst unter der Notrufnummer 112 zu verständigen.