Sie sehen aus wie geheime Insiderchancen – sind aber oft gezielte Täuschungen. So geraten viele Anleger in die Fänge von Betrügern. In sozialen Medien, Foren und Krypto-Gruppen kursieren regelmäßig Tipps für angeblich "geheime" Börsenchancen: Unbekannte Kryptowährungen oder Billigaktien sollen sich "verzehnfachen", der Einstieg "lohnt sich jetzt noch". Was auf den ersten Blick nach einem lukrativen Geheimtipp aussieht, entpuppt sich nicht selten als Betrugsmasche. Hinter vielen dieser Hype-Investments steckt ein sogenanntes "Pump and Dump"-System – ein Mechanismus, bei dem einige wenige viel gewinnen und viele alles verlieren. Doch wie funktioniert diese Masche genau? Wie läuft ein "Pump and Dump" ab? "Pump and Dump" heißt übersetzt so viel wie "Aufblasen und Fallenlassen". Genau das beschreibt die Vorgehensweise. Hinter solchen Projekten stehen meist organisierte Gruppen oder Einzelpersonen, die mit einem bestimmten Wertpapier oder einer Kryptowährung ein Ziel verfolgen: den Kurs künstlich in die Höhe treiben, um anschließend mit Gewinn auszusteigen – und andere auf den Verlusten sitzenzulassen. Der Ablauf folgt überwiegend nach demselben Muster: Zunächst kaufen die Drahtzieher große Mengen eines wenig bekannten Vermögenswerts – oft kleine Kryptowährungen oder sogenannte "Penny Stocks", also Aktien mit extrem niedrigem Preis. Dann beginnen sie, gezielt dafür Werbung zu machen. In Telegram-Gruppen, auf Plattformen wie X oder in Foren locken sie mit Versprechungen wie "Der nächste Bitcoin", "Explodiert bald!" oder "1000-Prozent-Renditechance". Sobald genug Anleger aufspringen und ebenfalls kaufen, steigt der Kurs tatsächlich. Dieser Anstieg zieht weitere Interessierte an – aus Angst, eine einmalige Chance zu verpassen ("Fomo" – Fear of Missing Out). Wenn der Kurs auf einem Höchststand angekommen ist, verkaufen die Initiatoren plötzlich all ihre Anteile. Das Angebot übersteigt die Nachfrage, der Kurs bricht ein – und wer zu spät eingestiegen ist, bleibt auf nahezu wertlosen Anteilen sitzen. Warum "Pump and Dump"-Projekte so gefährlich sind Besonders gefährlich sind "Pump and Dump"-Systeme für Privatanleger, die neu am Markt sind oder sich wenig mit der Funktionsweise von Börsen und Kryptowährungen auskennen. Sie erkennen oft nicht, dass es sich um eine künstlich erzeugte Kursbewegung handelt – und vertrauen auf den vermeintlichen "Geheimtipp". Der Schaden ist dabei nicht nur finanzieller Natur: Viele verlieren das Vertrauen in den Markt, scheuen künftige Investitionen oder geraten in finanzielle Schwierigkeiten. Zudem sind solche Betrügereien schwer nachweisbar, insbesondere im Bereich der Kryptowährungen, wo Regulierung und Aufsicht noch immer lückenhaft sind . So erkennen Sie "Pump and Dump"-Systeme Einige Merkmale deuten auf ein mögliches "Pump and Dump"-Projekt hin: Plötzlicher, starker Kursanstieg ohne nachvollziehbaren wirtschaftlichen Grund Hype in sozialen Medien , oft ohne neutrale Quellen oder Nachrichtenmeldungen Aggressive Werbung für bestimmte Token oder Aktien – meist mit unrealistischen Versprechungen Anonyme oder nicht überprüfbare Entwicklerteams bei Kryptowährungen Fehlender praktischer Nutzen : Der beworbene Coin hat beispielsweise keinen realen Anwendungsfall Ein gesundes Maß an Skepsis ist angebracht, wenn eine Anlage "garantierte Gewinne" verspricht – besonders in kurzer Zeit. Reale Beispiele: Der "Squid Game Coin" Ein bekanntes Beispiel für ein solches System war der "Squid Game Coin" im Jahr 2021. Inspiriert von der erfolgreichen Netflix-Serie stieg der Coin innerhalb weniger Tage auf über 2.800 US-Dollar – ohne funktionierenden Handelsplatz oder realen Verwendungszweck. Kaum hatten genügend Menschen investiert, verschwand das Entwicklerteam mit dem Geld. Der Kurs stürzte auf nahezu null, zahlreiche Anleger verloren ihr gesamtes Kapital. Auch an der Börse finden sich Parallelen: Die Aktie des US-Unternehmens Opendoor wurde zunächst als neuer "Highflyer" gefeiert, ihr Kurs verfünffachte sich innerhalb kürzester Zeit. Die Ernüchterung folgte nach der Veröffentlichung enttäuschender Quartalszahlen sowie einer verhaltenen Prognose. Besonders großes Aufsehen erregte in der Vergangenheit die Gamestop-Aktie : Innerhalb weniger Wochen schnellte der Kurs von knapp 20 US-Dollar auf über 480 US-Dollar – ausgelöst durch einen sogenannten Short Squeeze, einen plötzlichen, starken Kursanstieg. Hedgefonds hatten zuvor mehr Aktien leerverkauft, als im Umlauf waren. Als sich auf dem sozialen Onlineforum Subreddit "Wall Street Bets" (WBS) eine Welle von Privatanlegern zusammenschloss, schnellte die Nachfrage in die Höhe – und damit der Kurs. Doch der Absturz ließ nicht lange auf sich warten, als Broker den Handel einschränkten und Gewinne mitgenommen wurden. Risikoinvestments erleben Comeback Nach Einschätzung von Steve Sosnick, Chefstratege bei Interactive Brokers, erleben Meme-Aktien derzeit ein Comeback. Oft handelt es sich dabei um Unternehmen mit schwachen Geschäftsaussichten und geringem Handelsvolumen. Typisch für Meme-Aktien ist zudem, dass viele Shortseller auf fallende Kurse wetten. Steigen die Kurse statt wie erwartet zu fallen, müssen Shortseller – meist Hedgefonds – ihre Positionen schließen und Aktien zurückkaufen. Dadurch treiben sie den Kurs paradoxerweise weiter nach oben. Getrieben wird diese Entwicklung Experten zufolge vor allem von Kleinanlegern, die in der Schwächephase im April massiv zugekauft haben und nun hohe Kursgewinne verbuchen. Dies führe zu einer Phase irrationaler Euphorie an den Märkten. Eine Zeit lang gehe dies in der Regel gut, bevor Ernüchterung eintrete. So schützen Sie sich vor der Abzocke Um sich vor "Pump and Dump"-Projekten zu schützen, sollten Sie vorsichtig sein, wenn Ihnen unbekannte Coins oder Aktien angepriesen werden – besonders über soziale Medien oder Messenger-Gruppen. Vertrauen Sie nicht blind auf Tipps von Influencern oder selbst ernannten "Krypto-Experten". Recherchieren Sie gründlich: Gibt es ein offizielles Whitepaper oder einen nachvollziehbaren Geschäftsplan? Hat das Unternehmen in der Vergangenheit Gewinne erwirtschaftet oder schreibt es Verluste und hat hohe Schulden? Ist das Team bekannt und transparent? Wird der Coin auf etablierten Handelsplattformen angeboten? Gibt es einen echten Nutzen oder handelt es sich nur um Spekulation? Investieren Sie nur in Produkte und Unternehmen, die Sie verstehen – und setzen Sie niemals mehr Geld ein, als Sie bereit sind zu verlieren. Fazit "Pump and Dump"-Projekte zielen darauf ab, das schnelle Geld auf Kosten unerfahrener Anleger zu machen. Mit gesunder Skepsis, gründlicher Recherche und einem klaren Blick auf den tatsächlichen Wert einer Anlage können Sie sich vor diesen Betrugsmaschen wirksam schützen.