Bitcoin stürzt ab: Was bedeutet das für Anleger und den Kryptomarkt?

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Nach dem Höhenflug kommt der Absturz: Wie tief kann der Bitcoin noch fallen – und lohnt sich das Warten? Wie schnell sich die Stimmung an den Kryptomärkten drehen kann, zeigt aktuell der Kursverlauf der ältesten und bekanntesten Digitalwährung: Bitcoin ist erstmals seit sieben Monaten unter die Marke von 90.000 US-Dollar (etwa 78.000 Euro) gefallen. Allein am Dienstag sank der Kurs um rund drei Prozent und notierte bei 89.287 Dollar. Das ist ein Rückgang um fast 30 Prozent seit dem Rekordhoch von über 126.000 Dollar im Oktober. Anleger fragen sich: Ist das der Beginn eines langfristigen Abschwungs – oder doch nur eine vorübergehende Schwächephase? Nervosität treibt den Markt "Die abrupten Kursbewegungen von Bitcoin verdeutlichen nicht nur die Sensibilität gegenüber globalen politischen Entwicklungen und makroökonomischen Einflüssen, sondern auch das fragile Gleichgewicht zwischen Optimismus und Vorsicht", sagt Vivien Lin, Produktstrategin bei der Kryptobörse BingX. Immer wieder sei zu beobachten, dass auf positive Signale kurzfristige Kursgewinne folgten, die jedoch schnell durch Gewinnmitnahmen wieder aufgezehrt würden. Auch andere Kryptowährungen geraten unter Druck: Ether, die zweitgrößte Digitalwährung, fiel innerhalb eines Monats um knapp 21 Prozent auf rund 3.000 US-Dollar (etwa 2.586 Euro) und hat damit sogar fast 40 Prozent seit dem Sommer verloren. Solana büßte innerhalb eines Monats rund 28 Prozent an Wert ein. Das deutet auf eine wachsende Verunsicherung unter Anlegern hin. Kein digitales Gold: Bitcoin folgt den Tech-Aktien Ein Blick auf die Korrelationen zeigt, dass Bitcoin derzeit nicht, wie oft behauptet, als "digitales Gold" fungiert. Stattdessen ähnelt das Verhalten der Kryptowährung eher dem von Technologieaktien. Die Korrelation zum Tech-Index Nasdaq 100 liegt derzeit bei 0,80 – ein sehr hoher Wert. Zum Vergleich: Die Verbindung zum Goldpreis oder zu Bargeld tendiert gegen null. Crash-Angst an den Märkten: Steckt mehr dahinter als eine Korrektur? Statt Rekorden nur Verluste: Kippt die Stimmung an den Märkten? Was bedeutet das? Bitcoin reagiert aktuell besonders stark auf die allgemeine Risikostimmung an den Finanzmärkten und damit auch auf geldpolitische Entscheidungen, wie sie etwa die US-Notenbank trifft. Gerade, wenn Tech-Werte fallen, sinkt auch der Bitcoin-Kurs. Der Abwärtsdruck verstärkt sich zusätzlich durch Verkäufe institutioneller Investoren, die nach der jüngsten Rally Gewinne mitnehmen. US-Zinsen als Belastung für Krypto Ein weiterer Unsicherheitsfaktor: die Zinsentwicklung in den USA . Zwar hoffen viele Anleger auf baldige Zinssenkungen durch die US-Notenbank Federal Reserve, doch diese zeigt sich vorsichtig. Alberto Musalem, Präsident der Federal Reserve Bank of St. Louis, betonte kürzlich, dass die Inflation weiterhin zu hoch sei und man sich mit weiteren Zinssenkungen Zeit lassen müsse. Entsprechend liegt die Wahrscheinlichkeit für eine erste Zinssenkung im Dezember inzwischen unter 50 Prozent. Das schlägt sich auch im "Crypto Fear and Greed Index" nieder – einem Stimmungsbarometer für den Kryptomarkt. Dieser ist zuletzt tief in den Bereich der "extremen Angst" gefallen. Hoffnung macht immerhin, dass der Regierungsstillstand in den USA beendet ist. Nun könnten wieder wichtige Wirtschaftsdaten veröffentlicht werden, die Einfluss auf die Zinserwartungen haben. Kommt der nächste Kryptowinter? Fakt ist: Bitcoin befindet sich derzeit klar in einem Abwärtstrend – die Kursgewinne für 2025 sind nahezu komplett ausgelöscht. Der aktuelle Kurseinbruch ruft bei vielen Anlegern Erinnerungen an frühere Crashs wach. Ein ähnlicher Rückgang zu Jahresbeginn ging einer größeren Korrektur an den Aktienmärkten voraus. Auch aktuell mehren sich die Warnsignale. "Alles in allem ist die Stimmung im Kryptobereich ziemlich schlecht – und das schon seit der 'Leverage-Bereinigung' im Oktober", erklärt Matthew Dibb, Investmentchef beim Krypto-Investor Astronaut Capital. Viele Anleger hatten mit geliehenem Geld (also mit Hebelwirkung, englisch "Leverage") auf steigende Kurse gewettet. Als die Kurse plötzlich fielen, wurden ihre Positionen automatisch verkauft, um größere Verluste zu vermeiden. Die nächste wichtige Unterstützung sieht Dibb bei 75.000 US-Dollar. Sollte diese Marke fallen, könnte ein weiterer Abverkauf folgen. Auch Aktien von Unternehmen aus dem Krypto-Sektor wie der Börse Coinbase oder dem Mining-Unternehmen Riot Platforms verzeichneten zuletzt Kursverluste. Die Verunsicherung strahlt also längst über den Kryptomarkt hinaus. Die technische Analyse zeigt, dass wichtige Unterstützungsmarken gefallen sind. Eine nachhaltige Bodenbildung ist Experten zufolge bislang nicht eindeutig erkennbar. Anleger agieren vorsichtig, viele halten sich mit Neuengagements zurück. Der Markt bleibt nervös. Hoffnung auf einen Boden – oder trügerischer Optimismus? Dennoch gibt es auch vorsichtige Stimmen der Zuversicht. Analysten der Kryptobörse Bitfinex und des Vermögensverwalters Bitwise sehen erste Anzeichen für eine mögliche Stabilisierung. Kurzfristige Investoren realisierten zunehmend Verluste – ein Signal, dass der Verkaufsdruck nachlassen könnte. Entscheidend sei laut Experten, ob Bitcoin die für kurzfristige Händler wichtige technische 200-Tage-Trendlinie zurückerobern kann. Wenn der Kurs längere Zeit entlang dieser Linie steigt und sie dann plötzlich von oben nach unten durchbricht, werten viele Analysten das als Warnsignal. Bleibt der Kurs darunter, drohen weitere Rückgänge bis etwa 80.000 US-Dollar. Ein Blick in die Historie zeigt: Auf einen "roten" November folgt nach Ansicht der Experten selten ein starker Dezember. Vielmehr setzten sich die Verlustphasen oft fort. So lautet das Fazit: Das Tief könnte in Reichweite sein – doch Vorsicht ist weiter geboten. Ohne frische Kaufimpulse bleibt der Markt anfällig. Und solange Bitcoin sich wie ein Risiko-Asset verhält, statt als sicherer Hafen zu dienen, bleiben Unsicherheiten bestehen.
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