Familiäre Konflikte, prominente Namen und ein Netzwerk aus Ex-Agenten: Der Strafprozess um Familie Block ist so aufsehenerregend wie unübersichtlich. Mammutprozess in Hamburg : Fast 40 Verhandlungstage sind angesetzt, rund 140 Zeugen vorgesehen und die Anklageschrift erstreckt sich über 148 Seiten. Die Verhandlung zur Entführung der Block-Kinder ist nicht nur hochkomplex – sie ist auch prominent besetzt. Neben der Unternehmerin Christina Block, die angeklagt wird, ihre Kinder Klara und Theodor in der Silvesternacht 2023/24 entführt zu haben, sind dubiose Gestalten ins Visier der Justiz geraten. Frühere israelische Sicherheitskräfte sollen die Entführung aus Dänemark nach Deutschland abgewickelt haben. Auch die familiären Verstrickungen werfen Fragen auf. Insgesamt sieben Personen sind angeklagt. Neben Block wird auch der ehemalige TV-Sportmoderator Gerhard Delling beschuldigt, wegen möglicher Beihilfe. Die Block-Entführung: Rekonstruktion eines beispiellosen Krimis Welche Personen werden in den kommenden Wochen auftreten, welche Hinterleute werden verdächtigt? Ein Überblick. Familie Block und verdächtige Verwandte Christina Block : Die 52-Jährige ist das älteste Kind des bekannten Gastronomen Eugen Block und zentrale Figur der Anklage. Sie bestreitet jegliche Beteiligung an der mutmaßlichen Entführung. In einem weiteren Verfahren steht der Vorwurf im Raum, sie habe ihren Ex-Mann und dessen Anwalt fälschlich pädophiler Handlungen bezichtigt und dafür Beweismaterial manipuliert. Lesen Sie hier mehr zu der einstigen Beziehung zwischen Christina Block und Stephan Hensel. Eugen Block: Im Hintergrund spielt der 84-Jährige eine wichtige Rolle. Der Gründer der Restaurantkette Block House gilt als prägende Figur des Familienunternehmens und unterstützte seine Tochter offen im Sorgerechtsstreit. Eine direkte Beteiligung an der Entführung ist ihm nicht nachgewiesen worden. Als Vater der Angeklagten darf er als Zeuge schweigen. Christa Block: Die Großmutter der entführten Kinder verstarb im Juli 2023 mit 83 Jahren. Ein Teil der Verteidigungsstrategie von Tochter Christina scheint zu sein, ihre Mutter posthum als Auftraggeberin der Entführung ins Spiel zu bringen. Eine Erzählung könnte lauten: Oma Christa habe 120.000 Euro bar abgehoben und damit die Aktion finanziert. Sicher ist, dass sie und ihr Mann Anfang 2023 versuchten, ihre Enkelkinder in Dänemark zu sehen – ohne Erfolg. Uta Elisabeth B.: Die 47-Jährige ist eine Cousine von Christina Block und Patentante der entführten Tochter. Ihr wird zur Last gelegt, die Kinder nach ihrer Ankunft in Hamburg versteckt zu haben. Ihr Ehemann Mark B. soll den Transport übernommen und die Kinder bei Christina Block abgeliefert haben. Gerhard Delling: Der ehemalige TV-Moderator ist seit 2021 der Lebensgefährte von Christina Block und wegen Beihilfe angeklagt. Laut Aktenlage käme sogar eine Verurteilung als Mittäter in Betracht. Beim Prozessauftakt am Freitag sagte der Anwalt des 66-Jährigen, das Entführungsdrama wirke sich auf Dellings Beruf aus: "Seine berufliche Auftragslage ist nahezu zum Erliegen gekommen." Weitere Angeklagte und Beschuldigte Dr. Andreas Costard: Der 63-Jährige fungierte jahrelang als Anwalt der Familie Block und wird ebenfalls mit zentralen Vorgängen der Entführung in Verbindung gebracht. Nach Angaben der Ermittler soll er den Kontakt zu den später eingesetzten israelischen Sicherheitskräften vermittelt haben – und diesen eine 200.000 Euro teure Unterbringung im Hamburger Hotel "Grand Elysée" unter falscher Identität ermöglicht haben. Für die Staatsanwaltschaft gilt Costard als entscheidender Drahtzieher. Tal Sason: Der 35-Jährige ist als Mittäter angeklagt. Der portugiesisch-israelische Ex-Soldat soll gemeinsam mit weiteren Entführern aus einem Netzwerk an Ex-Agenten die Nacht-und-Nebel-Aktion durchgeführt haben. David Barkay: Internationale Verbindungen ergeben sich durch den flüchtigen 68-Jährigen. Der frühere Mossad-Agent wird per Haftbefehl gesucht. Seine Sicherheitsfirma Cyber Cupula Operations soll die Aktion organisiert und durchgeführt haben. Nach weiteren Mitarbeitern des Unternehmens wird gefahndet. Andreas Persihl: Der 58-Jährige ist wegen Beihilfe angeklagt. Er war Leiter der Zielfahndung beim Hamburger LKA und soll mit seiner Firma ein Risikopapier erstellt haben, das die Sicherheit der Kinder bewertete. Wer ist noch wichtig? Stephan Hensel: Der 51-Jährige lebt seit 2019 mit neuer Familie in Dänemark und ist Nebenkläger im Verfahren. Drei der vier Kinder, die er mit Christina Block hat, wohnen bei ihm. Während der mutmaßlichen Entführung griffen ihn nach eigenen Angaben maskierte Männer an. Ihm wiederum wird in Hamburg vorgeworfen, seine Kinder seit August 2021 unrechtmäßig bei sich behalten zu haben. Isabel Hildebrandt: Die Vorsitzende Richterin der Großen Strafkammer 32 am Landgericht Hamburg ist 55 Jahre alt. Sie übernahm den Fall nach vorherigen Verfahren unter anderem im Bereich des Drogenhandels. Otmar Kury: Der 69-Jährige gilt als prominenter Jurist und ist bekannt durch frühere Verfahren gegen Hamburger Politiker. Er führt die Verteidigung von Christina Block. Prof. Dr. Ingo Bott: Ebenfalls Verteidiger von Block. Der 42-Jährige ist Fachanwalt für Wirtschaftsstrafrecht, hat bereits bei CumEx eine Rolle gespielt. 2022 löste er einen Kindesentziehungsfall aus Paraguay und trat mehrfach bei TV-Interviews auf. Außerdem ist er Krimiautor. Seine Bücher tragen Titel wie "Doppeltes Spiel" oder "Gegen alle Regeln". Auf der Gegenseite agiert Gerd Uecker . Der 69-Jährige ist Vertreter der Nebenklage und langjähriger Familienrechtsanwalt von Stephan Hensel. Aufgrund seiner Rolle im Sorgerechtsverfahren gilt er innerhalb des Block-Clans als umstritten. Auch ihn beschuldigte Christina Block 2023 der Pädophilie – ein Vorwurf, den die Ermittlungsbehörden als unbegründet einstuften. Die lange Vorgeschichte im Block-Streit Der Sorgerechtsstreit zwischen Christina Block und ihrem Ex-Mann beschäftigte auch das Bundesverfassungsgericht . Die Richter wiesen eine Beschwerde von Block ab. In der Begründung hieß es, alle vier Kinder hätten nach der Trennung des Paares 2014 und der Scheidung 2018 zunächst bei der Mutter gelebt. Für Besuche bei dem Vater gab es seit 2015 eine Umgangsregelung. Im Juli 2021 zog die älteste Tochter im Einvernehmen mit der Mutter zu ihrem Vater. Eine weitere Tochter lebt nach wie vor bei der Mutter. Seit August 2021 leben die beiden jüngsten Kinder beim Vater. Nach einem Wochenendbesuch hatte er mitgeteilt, dass er sie wegen "kindeswohlgefährdenden" Verhaltens der Mutter nicht zu ihr zurückbringen werde. Über die genauen Vorwürfe ist offiziell nichts bekannt. Im Herbst 2021 sprach das Hamburger OLG der Mutter vorläufig das alleinige Aufenthaltsbestimmungsrecht zu und verpflichtete den Vater zur Herausgabe der Kinder an die Mutter. Der Prozess läuft bis kurz vor Weihnachten 2025 Als einziges EU-Land erkennt Dänemark Entscheidungen von Gerichten anderer Mitgliedsländer in Sorgerechtsstreitigkeiten nicht automatisch an. Ende 2021 erklärte ein dänisches Amtsgericht die Vollstreckung der deutschen Entscheidung für unzulässig. Block stellte 2022 in Dänemark einen Antrag auf Rückführung ihrer Kinder, und zwar nach dem dänischen Kindesentführungsgesetz. Daraufhin habe im Februar 2023 ein Gericht festgestellt, dass die Kinder zwar widerrechtlich nach Dänemark gebracht worden seien, sie aber nicht zurückgeführt werden könnten. Wie es nun weitergeht? Unklar. Der aktuelle Prozess zur Entführung soll bis zum 23. Dezember 2025 dauern. Die Verhandlungen werden am Dienstag fortgesetzt.