Boomer-Soli und Co: Rentenversicherung sieht Umverteilung kritisch

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Würde es Druck vom System nehmen, wenn man von reichen zu armen Rentnern umverteilte? Die Rentenversicherung selbst hat dazu eine klare Position. Bisher funktioniert die gesetzliche Rente grob gesagt so: Wer viel und lange einzahlt, erhält eine höhere Rente. Wer kurz und wenig einzahlt, bekommt auch weniger heraus. Das nennt sich Äquivalenzprinzip. Doch geht es nach manchen Ökonomen, sollte dieses Prinzip künftig aufgebrochen werden. So brachte etwa das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) einen sogenannten Boomer-Soli ins Spiel , eine Sonderabgabe auf hohe Renten. Auch die Wirtschaftsweisen schlugen bereits in ihrem Jahresgutachten 2023/24 eine progressive Rentenberechnung vor, die kleine Renten anheben soll. Beide Ideen würden bedeuten, dass innerhalb der gesetzlichen Rentenversicherung umverteilt wird. Gundula Roßbach, Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung, hält solche Vorschläge im bestehenden System für nicht umsetzbar. Zudem fehlten Daten, welche Rentner wirklich bedürftig seien, sagte sie am Mittwoch auf einer Veranstaltung der Deutschen Rentenversicherung Bund in Würzburg. So bedeuteten niedrige Renten nicht zwingend, dass die Bezieher tatsächlich unter Altersarmut leiden. Pläne der Regierung: Rentenversicherung kritisiert unfaire Kostenverteilung Rente reformieren: Diese Vorschläge liegen auf dem Tisch Gefahr, dass die Falschen profitieren Viele Menschen mit kleinen gesetzlichen Renten leben in Haushalten, die insgesamt gut dastehen, etwa durch das Einkommen des Partners oder zusätzliche Altersvorsorge. Daten aus dem Alterssicherungsbericht zeigen sogar einen u-förmigen Verlauf: Sehr hohe Renten, aber auch sehr kleine, gehen häufig mit überdurchschnittlich hohen Haushaltseinkommen einher. Besonders Paare mit niedrigen gesetzlichen Renten verfügen demnach oft über mehr als 5.000 Euro netto im Monat. Eine pauschale Umverteilung innerhalb der Rentenkasse würde also auch jene treffen, die gar nicht bedürftig sind. "Um ein konkretes Beispiel zu nennen: Die geringe Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung eines Beamten oder eines berufsständisch abgesicherten Freiberuflers würde sich erhöhen", sagte Roßbach. "Finanziert würde diese Aufstockung dagegen von allen Beitragszahlern der gesetzlichen Rentenversicherung, auch von denen mit geringen Einkommen." Um das zu vermeiden, müsste die Rentenversicherung wissen, welche anderen Sicherungssysteme oder Haushaltseinkommen bestehen. Doch diese Daten habe sie schlicht nicht. Zudem gäbe es gar nicht so viele Rentner mit sehr hohen Bezügen. Das liegt auch an der sogenannten Beitragsbemessungsgrenze, die die monatlichen Beitragszahlungen der Versicherten deckelt und derzeit bei 8.050 Euro brutto im Monat liegt. Wer darüber hinaus verdient, zahlt keine höheren Beiträge und erhält folglich auch keine höhere Rente. Selbst in idealtypischen Fällen ergibt sich daraus eine maximale Bruttorente von rund 3.670 Euro im Monat. In der Realität bekommen jedoch weniger als zehn Prozent aller Rentnerinnen und Rentner mehr als 2.400 Euro. "Die Verteilmasse ist überschaubar", fasste Roßbach zusammen. Für gerechte Umverteilung bräuchte es anderes System Eine faire interne Umverteilung wäre demnach nur möglich, wenn alle Erwerbstätigen in dasselbe System einzahlten. In Ländern wie der Schweiz oder den USA funktioniere das, weil dort keine getrennten Systeme für Beamte oder Selbstständige existierten. Reformidee im Check: Sollten Beamte in die Rentenversicherung einzahlen? "Wenn innerhalb der gesetzlichen Rentenversicherung generell mehr Umverteilung gefordert wird, wäre die Ausweitung des versicherten Personenkreises eine zwingende Voraussetzung", sagte Roßbach. Solange das nicht der Fall sei, müsse eine Umverteilung weiter über das Steuersystem erfolgen. Dort seien die nötigen Informationen vorhanden. Als Plädoyer für eine Erwerbstätigenversicherung möchte Roßbach ihre Aussagen allerdings nicht verstanden wissen. Während es die Rentenversicherung zwar begrüßt, Selbstständige in die gesetzliche Rentenkasse einzubeziehen, würde eine Aufnahme von Beamten langfristig zu höheren Kosten führen.
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