Carsten Maschmeyer: Star-Investor kritisiert Donald Trump scharf

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Carsten Maschmeyer kritisiert Donald Trump und wirft Deutschland schwere Versäumnisse vor. Auch für die Bundesregierung findet er im t-online-Interview klare Worte. Die politische Stimmung in den USA ist angespannt: Präsident Donald Trump schickt immer wieder Militär und Nationalgarde in Städte, in denen politische Gegner regieren. Experten warnen vor einem Abrutschen in den Autoritarismus. Star-Investor Carsten Maschmeyer ist immer wieder in den USA – zuletzt bei der Tech Week in San Francisco . Im t-online-Interview spricht er darüber, warum Trumps Kurs besonders den Tech-Giganten im Silicon Valley schadet, welche Chancen Deutschland verschläft – und wer Trump gefährlich werden kann. t-online: Herr Maschmeyer, hatten Sie Probleme bei der Einreise in die USA? Carsten Maschmeyer: Nein, überhaupt nicht. Fragen Sie, weil ich mich teilweise sehr Trump-kritisch äußere? Nein, ich frage, weil man ja immer wieder von Leuten hört, die völlig ohne Grund stunden- oder sogar tagelang festgehalten werden. Das Pech hatte ich nicht, aber ich gebe zu, ich habe mir von spezialisierten Anwälten präventiv Kontakte besorgt und die Handynummer eines sehr guten Anwalts auswendig gelernt. Dass die USA, die ja durch Immigranten entstanden sind, jetzt so eine Einreisepolitik oder Abschiebepolitik fahren, ist schon bizarr. Glauben Sie, dass sich Trump damit einen Gefallen tut? Nein. Ich glaube, dass Trump einen wirtschaftspolitisch schädlichen Kurs fährt. Nehmen Sie die Zölle. Zölle verteuern immer Produkte und Dienstleistungen und schaden damit der Wirtschaft. Wenn man die Tech-Giganten oder Kalifornien herausrechnet, gibt es ja in den USA kein Wachstum mehr. Trump setzt auf Krawall- und Kriegsthemen, um genau von dieser Wirtschaftsschwäche abzulenken. Was meinen Sie damit? Zum Beispiel, dass er das Verteidigungsministerium zum Kriegsministerium umbenannt hat oder dass er die Nationalgarde in demokratisch regierte Städte schickt. Er will den Eindruck erwecken, wir sind hier in einer ganz gefährlichen Situation. Er will, dass Wähler und Bürger sagen: Okay, dann ist uns das Wirtschaftliche jetzt egal, denn es gibt ja noch viel Wichtigeres – uns droht ja gerade Gewalt und Tod und Krieg. Sie haben Trumps Vorgehen gegen demokratisch regierte Städte angesprochen . Besonders nach der Ermordung von Charlie Kirk greift die Regierung immer tiefer in die Meinungsfreiheit ein. Machen Sie sich Sorgen um das politische Klima in den USA? Ja. Die USA sind dieses Land der absoluten Unabhängigkeit, der Freiheit. Es war für mich immer selbstverständlich, dass man auch unbegrenzte Möglichkeiten der freien Meinungsäußerung hat. Doch Trump unternimmt alles, um seine Kritiker mundtot zu machen. Dazu ist ihm jedes Mittel recht. Pam Bondi, seine Justizministerin, soll all seine Gegner juristisch abschießen. Das passt nicht zu 2025 und nicht zu diesem Land. Wie, glauben Sie, entwickelt sich das weiter? Ich glaube, es wird erst schlimmer, bevor es besser wird. Trump braucht den Konflikt. Ohne Feindbilder funktioniert seine Politik nicht. Weil Journalisten nicht die Berichtswünsche des Pentagon befolgen wollen, mussten sie gerade ihren Platz räumen. Wer kritische Stimmen mundtot macht, sägt an den Grundpfeilern der Freiheit. Trotzdem: Auf Dauer wird das nicht halten. Ich glaube langfristig an die Kraft der Freiheit in den USA. Sie sind gerade in San Francisco, Kalifornien. Viele sehen in dem kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom einen möglichen Trump-Herausforderer. Sie auch? In Amerika ist es noch wichtiger als woanders, dass jemand telegen ist, also gut im Fernsehen rüberkommt. Das hat Newsom: Er sieht gut aus, ist bildstark, mutig und geschickt. Was Newsom fehlt, ist ein nationales Thema, denn regional macht er das, glaube ich, ganz gut. Deshalb ist es interessant, dass er auf Social Media den Trump-Stil übernommen hat. Er zieht ihn ins Lächerliche, er nutzt KI , um sich gut und andere schlechter aussehen zu lassen. Aktuell ist er sicher der sichtbarste Kandidat. Ansonsten lecken die Demokraten noch immer ihre Wunden. Newsom und Kalifornien haben bereits mit Einsätzen der Nationalgarde durch Trump ihre Erfahrungen gemacht hat. Wie ist die Stimmung bei Ihren Geschäftspartnern? Hier spreche ich mit Investoren, mit Gründerinnen und Gründern. Die reden nicht über Trump. Das ist zum Teil Angst, zum Teil Scham. Dabei muss man ihm ja lassen, dass er mit seiner brutalen Art auch wirklich etwas bewegen kann. Was er im Nahen Osten geschafft hat, ist anerkennenswert. Aber hier in den USA haben viele Angst, offen aufzubegehren. Viele Arbeitskräfte aus dem Ausland haben die Sorge, dass sie aus dem Land geworfen oder nicht mehr hereingelassen werden, wenn sie sich kritisch äußern. Dabei ist ja besonders die Tech-Branche auf Top-Kräfte aus dem Ausland angewiesen. Die meisten Tech-Giganten behandeln Trump wie einen trotzigen, wütenden, mit emotionalem Kontrollverlust ausgestatteten, pubertierenden Jungen. Sie wollen ihn nicht provozieren. Man muss sich klarmachen, wie wichtig Migration für diese Firmen ist. Einer der Google-Gründer stammt aus Russland , Elon Musk aus Südafrika , Steve Jobs hat Wurzeln in Syrien . Diese Unternehmen leben davon, dass sie die besten Talente in die USA holen. Hier macht Trump einen großen Fehler, er schadet den Tech-Giganten. Deutschland könnte das nutzen, aber stellt sich richtig doof an. Inwiefern? Wir könnten tolle Wissenschaftler, Forscher, IT-Leute bekommen, doch es gibt bürokratische Hürden. Ich halte Vorlesungen an der TU in München . Die sagen, wir brauchen mit dem Staat Bayern, mit der Stadt München 15 Monate, bis wir alle Formalitäten erledigt haben. Die ETH in Zürich braucht dafür acht Wochen. Wo landen die Top-Talente dann? Wir sind völlig überbürokratisch, und das ist nur ein Beispiel. Mit solchen Maßnahmen wird sich der Abstand vergrößern und nicht verringern. Ein wichtiger Teil der US-Wirtschaft sind inzwischen KI-Unternehmen. Wohin geht die Entwicklung bei KI? Der größte Trend ist hier im Moment Voice AI, also KI-Stimmen. Die Gründer und Investoren sind sich sicher, dass der Unterschied, ob da ein Mensch oder eine Maschine spricht, immer kleiner wird. Es gibt Maschinen, die haben angenehmere, empathischere Stimmen als manche, die im Hotel an der Rezeption sitzen, bei denen man merkt, ich werde hier abgehandelt wie am Fließband. Wir werden mit KI die größte Revolution erleben, die wir je hatten. Viele Menschen sorgen sich, dass KI sie beruflich ersetzen könnte. Menschen, die nicht schnell und gut KI anwenden können, werden durch die, die das können, ersetzt. Ich empfehle Unternehmen schon seit Jahren KI-Unterricht, denn viele wenden KI nicht an, weil sie es nicht können. Dabei bietet die KI Chancen: dass wir weniger Stunden pro Woche arbeiten müssen, beispielsweise, oder durch die Mithilfe der Maschine zu besseren, schnelleren und genaueren Ergebnissen kommen – so wie die Maschinen und das Fließband und die Robotik beim Autobau helfen. Ich sehe in dieser Veränderung aber nicht nur Gutes. Nämlich? Die Herausforderung wird sein: Wie und wann kann ich abschalten? Diese Trennung, dass man von 8 bis 17 Uhr arbeitet und danach Freizeit hat, das wird alles verschwimmen. Wir werden Work-Life-Blending haben. Das bedeutet: vor dem Schlafengehen werden Mails beantwortet, dafür haben wir in der typischen Arbeitszeit die Möglichkeit, Privates zu erledigen. Die Herausforderung wird: Wie und wann kann ich abschalten? Herr Maschmeyer, wir danken Ihnen für das Gespräch.
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