Als erstes Team konnte der FC Arsenal in dieser Saison den FC Bayern besiegen. Gewinnen die Londoner in dieser Saison einen großen Titel? Die Vergangenheit lässt andere Schlüsse zu. 18 Pflichtspiele hat der FC Bayern in dieser Spielzeit ohne Niederlage bestritten. Am Mittwochabend ist diese Serie nun gerissen. Gegen den FC Arsenal kassierten die Münchner in der Champions League eine 1:3-Niederlage und verloren damit Rang eins in der Tabelle an den Klub aus London. Der FC Arsenal ist damit doppelter Spitzenreiter. Denn nicht nur in der Königsklasse marschieren die "Gunners" aktuell vorneweg. Auch in der heimischen Premier League , die als beste Liga der Welt gilt, hat sich die Mannschaft von Mikel Arteta auf den ersten Platz vorgearbeitet. Die Tabelle in England führt Arsenal aktuell mit sechs Punkten Vorsprung vor Stadtrivale Chelsea an. In diesem Jahr wirkt das Team wie das Nonplusultra des europäischen Spitzenfußballs. Auf der Jagd nach großen Titeln scheint dementsprechend kein Weg am FC Arsenal vorbeizuführen. "Arsenal bekräftigt seine Champions-League-Ambitionen", frohlockte passenderweise bereits der englische "Mirror" nach dem Sieg über die Bayern. Die spanische Sportzeitung "Mundo Deportivo" schrieb: "Arsenal ist der Favorit auf den Gewinn der Champions League." Doch die Lobeshymnen auf die Mannschaft sind nicht neu und mündeten in den vergangenen Jahren nie in den Gewinn der ersehnten Trophäen. Arteta: Kurz vor der Entlassung, dann die Wende Seit mittlerweile fast sechs Jahren steht Mikel Arteta an der Seitenlinie des FC Arsenal. Dem Spanier gelang es seitdem sukzessive, den Klub wieder in die Spur zu bringen. Arsenal hatte in diesem Jahrtausend bis zur Saison 2016/2017 jedes Jahr in der Champions League gespielt. In den letzten Spielzeiten unter Trainerlegende Arsène Wenger , der den Verein von 1996 bis 2018 führte, geriet das Team aber in eine Abwärtsspirale. Plötzlich gehörte Arsenal nicht mehr zur Spitzengruppe der Premier League, reihte sich eher im oberen Tabellenmittelfeld ein. Zu wenig für den eigenen hohen Anspruch. Nachdem Wenger Arsenal verlassen hatte, übernahm zunächst Unai Emery das Traineramt, anderthalb Jahre später dann Arteta. Der führte den Klub zwar am Ende seiner ersten Spielzeit zum Gewinn des prestigeträchtigen FA Cups, landete in der Liga aber zweimal in Serie nur auf Rang acht. Es waren die schlechtesten Platzierungen des FC Arsenal in der Premier League seit 1995. Zwischendurch soll Arteta bereits überaus nah vor einer Entlassung gestanden haben. Dennoch hielt man beim FC Arsenal am ehemaligen Assistenten von Ex-Bayern-Trainer Pep Guardiola fest – mit Erfolg. Arteta gelang es nach den anfänglichen Schwierigkeiten, das Team nach seinen eigenen Wünschen zu formen. Top-Talente wie Bukayo Saka, Gabriel Martinelli und Martin Ødegaard reiften unter seiner Riege zu Weltklassespielern. In der Tabelle der Premier League spiegelte sich das in der Folge zunächst mit einem fünften Platz und im Anschluss drei zweiten Plätzen wider. Letztere waren auch der Grund für die Rückkehr in die Champions League. Auf der Zielgeraden ging Arsenal wiederholt die Puste aus Womit aber auch die Problematik der vergangenen Spielzeiten identifiziert wäre. Denn eine Meisterschaft oder eine andere signifikante Trophäe zu gewinnen, schaffte der FC Arsenal eben nicht, obwohl die Mannschaft in aller Regelmäßigkeit mit ihrem Fußball zu begeistern wusste. Zur Wahrheit gehört nämlich auch: Die Spitzenleistungen über eine komplette Saison abzurufen, gelang dem FC Arsenal unter Arteta bisher nie. Viel bedenklicher noch: 2023 und 2024 brach das Team in der Liga auf der Zielgeraden der Spielzeit noch ein, gab die Meisterschaft dadurch fahrlässig aus der Hand. Arsenal war zuvor phasenweise über Wochen und Monate Spitzenreiter gewesen. Doch 2023 patzte man kurz vor Schluss unter anderem bei Abstiegskandidat West Ham (2:2), Tabellenschlusslicht Southampton (3:3) und im direkten Duell mit dem späteren Meister Manchester City (1:4). Im April 2024 wiederum kostete eine 0:2-Heimniederlage gegen Aston Villa den Titel. Vergangene Saison stand das Team kein einziges Mal in der Premier League auf Tabellenplatz eins. Auch hier spielte die fehlende Konstanz eine Rolle. Zwar lieferte Arsenal zwischenzeitlich furiose Auftritte ab, fegte beispielsweise im Februar über Manchester City hinweg (5:1). Doch immer wieder ließ die Mannschaft im Saisonverlauf Federn, verlor unter anderem beide Partien gegen Mittelfeldklub Bournemouth. So reichte es erneut nicht für den ganz großen Wurf. Der dritte zweite Platz in Folge rief Paul Merson auf den Plan. Der ehemalige Arsenal-Profi (327 Ligaspiele zwischen 1985 und 1997) setzte Arteta im Mai 2025 gehörig unter Druck. Man könne nicht die vierte Saison in Folge ohne große Trophäen beenden, erklärte der Engländer. "Meiner Meinung nach muss er (Arteta, Anm. d. Red.) nächstes Jahr bis Weihnachten unter den ersten beiden sein, sonst werden sie sich jemand anderen suchen." Mersons Vorgabe scheint Arteta nach aktuellem Stand zumindest zu erfüllen. Das mahnende Beispiel Liverpool Längerfristig beruhigen dürfte Merson aber nicht nur ein Meistertitel. Alternativen, was den Gewinn einer großen Trophäe angeht, gibt es nachweislich zwei. Der FA Cup wäre die eine. Im englischen Pokalwettbewerb ist der FC Arsenal ohnehin Rekordsieger, wäre für einen weiteren Triumph also fast schon prädestiniert. Weitaus bedeutender wäre für den Klub aber wohl ein Titel in der Champions League. Die Königsklasse konnte Arsenal noch nie gewinnen. Nur ein Mal, 2006, schaffte man es ins Finale, verlor dort aber gegen den FC Barcelona . Die Voraussetzungen dafür, den größtmöglichen Triumph auf internationalem Parkett mit 20 Jahren Verspätung in dieser Saison nachzuholen, scheinen derweil bestens. Mit fünf Siegen aus fünf Partien und einem Torverhältnis von 14:1 gibt Arsenal sich in der Champions League momentan keine Blöße. Es ist kaum vorstellbar, dass das Team auf dem Weg zum Finale in Budapest noch aufgehalten wird. Doch auch hier mahnt ein Blick in die Vergangenheit den FC Arsenal zur Vorsicht. Vor einem Jahr führte zum gleichen Zeitpunkt eine andere Mannschaft aus England ohne Punktverlust die Tabelle in der Champions League an: der FC Liverpool . Nach Abschluss der Gruppenphase waren die "Reds" dann immer noch Spitzenreiter, hatten sieben Partien für sich entschieden und lediglich das abschließende und letztlich unbedeutende Gruppenspiel gegen die PSV Eindhoven verloren. Als klarer Favorit auf den Champions-League-Sieg ging Liverpool dementsprechend ins neue Jahr – und flog prompt im Achtelfinale gegen den späteren Champion Paris Saint-Germain aus dem Wettbewerb. Ein Schicksal, das im schlimmsten Fall auch Arsenal drohen könnte.