Mit Charisma und starken sportlichen Leistungen schaffte es Conor McGregor zum gefeierten Star. Doch sportlich tritt er schon lange nicht mehr in Erscheinung. Normalerweise sind Pressekonferenzen recht öde Angelegenheiten: Einige Pressevertreter stellen immer ähnliche Fragen, die Sportler antworten meistens mit Allgemeinplätzen und wollen nur nicht zu viel verraten oder sich in Probleme bringen. Im Kampfsport ist das seit jeher etwas anders: Dort gehören markige Worte, große K.-o.-Ankündigungen und üble Beleidigungen zwischen den Kontrahenten schon seit Jahren zum Geschäft. Einer, der den sogenannten Trash-Talk so gut beherrschte wie kaum ein anderer: Conor McGregor. Der irische Kämpfer im Mixed Martial Arts (MMA) stieg in der größten Liga seines Sports, der Ultimate Fighting Championship (UFC), zum fraglos bekanntesten und beliebtesten Athleten in der Geschichte der Sportart auf – und schaffte es schließlich auch darüber hinaus zum international gefeierten Superstar. In seinem Heimatland wurde McGregor gar zum Volkshelden. Doch das Blatt wendete sich. Mittlerweile kennt man ihn weniger für sportliche Errungenschaften als vielmehr für Skandale und skurrile Auftritte. Und sein Heimatland? Distanziert sich lieber von ihm. Seine Geschichte war filmreif Eigentlich war die Geschichte McGregors filmreif. Vom armen Sozialhilfeempfänger, der seine Klempner-Ausbildung schmiss, um sich den Traum von der Sportkarriere zu erfüllen, kämpfte er sich zu Ruhm und Reichtum. Als McGregor nur etwas mehr als zwei Jahre nach seinem UFC-Debüt im Jahr 2015 um den Federgewichtstitel kämpfte, war er längst ein Superstar. Immer wieder hatte er mit seinen teils arroganten, teils humorvollen verbalen Angriffen auf seine Gegner nicht nur das Publikum bei den Pressekonferenzen zum Lachen gebracht, sondern war mit den Videoausschnitten auch im Internet durch die Decke gegangen. Noch dazu glänzte McGregor mit erstaunlich genauen Prognosen zu seinen eigenen Kämpfen. In den Pressekonferenzen sagte er voraus, wann er seine Gegner K. o. schlagen werde – und setzte das dann auch erstaunlich häufig in die Tat um. So wurde er zum Mythos. Pressekonferenzen als Volksfeste Seine hellseherischen Fähigkeiten stellte er auch beim bis dahin größten Kampf seiner Karriere unter Beweis. Als McGregor 2015 auf den amtierenden Federgewichtschampion Jose Aldo treffen sollte, scheute die UFC weder Kosten noch Mühen, um den Titelkampf ihres neuen Superstars gegen den zu diesem Zeitpunkt seit zehn Jahren ungeschlagenen Champion in Szene zu setzen. Die beiden Kontrahenten bereisten die Welt für eine Serie von Pressekonferenzen, unter anderem in Aldos brasilianischer Heimat und in McGregors Heimatstadt Dublin. Speziell letztere Pressekonferenz wurde dabei zu einer Art Volksfest, bei dem das anwesende Publikum die Fragen der Journalisten und Antworten Aldos mit lauten Sprechchören und Gesängen nahezu erstickte und sich McGregor unter dem Gegröle seiner Landsleute kurzerhand zum "König von Dublin" erklärte. Die Pressetour nutzte McGregor auch, um in gewohnter Weise vollmundig einen schnellen K.-o.-Sieg gegen den ewig ungeschlagenen Aldo anzukündigen. Was unrealistisch erschien, machte McGregor wahr: Er schickte Aldo nach nur 13 Sekunden in der ersten Runde mit einer seiner berühmten krachenden Linken auf die Bretter – und zementierte damit seinen Legendenstatus. McGregor schafft Historisches Zwar ließ McGregor wenige Monate später im Duell der Trash-Talker gegen den US-Amerikaner Nate Diaz seine erste UFC-Niederlage folgen. Doch der Rückschlag diente schließlich nur als Anlauf, um sich in noch größere Höhen zu katapultieren. Zunächst gewann er den groß inszenierten Rückkampf gegen Diaz und nahm dann Anlauf auf den nächsten Titel. Mit einem weiteren dominanten K.-o.-Sieg gegen Eddie Alvaraz sicherte er sich im November 2016 neben dem Federgewichtstitel auch den Gürtel im Leichtgewicht – und krönte sich somit als erster Kämpfer der UFC-Geschichte zum Champion in zwei Gewichtsklassen gleichzeitig. McGregor hatte jedoch noch nicht genug: Bei seiner nächsten Mission wendete er sich kurzzeitig vom MMA ab und dem Boxsport zu. Zusammen mit dem ebenfalls für seinen Trash-Talk bekannten und noch ungeschlagenen Boxer Floyd Mayweather inszenierte er ein Aufeinandertreffen der Kampfsport-Giganten, mit dem beide zwei- bis dreistellige Millionenbeträge einheimsten. Dass McGregor den Kampf schließlich in der zehnten Runde durch technischen K. o. verlor, wurde da fast zur Nebensache. McGregor war spätestens jetzt ein schwerreicher Mann und ein international gefeierter Superstar. Doch wie in jeder filmreifen Vita musste auf den Erfolg irgendwann der tiefe Fall folgen. Während McGregor sein Boxabenteuer wagte, braute sich in seiner eigentlichen sportlichen Heimat, der UFC, Unheil zusammen. Seine beiden Titel wurden ihm zunächst aufgrund von Inaktivität aberkannt. Der Russe Khabib Nurmagomedov sicherte sich den Gürtel im Leichtgewicht. Rivalität eskaliert Als sich McGregor anschickte, den Titel zurückzuholen, blieb es dieses Mal jedoch nicht bei verbalen Schlagabtäuschen über Medien und in Pressekonferenzen. Eine Konfrontation zwischen einem Kämpfer aus McGregors Umfeld und Nurmagomedov sowie seinem Team beantwortete McGregor, indem er seinerseits mit einer Entourage ein UFC-Event stürmte und die Scheiben eines Busses, in dem sich Nurmagomedov und andere Kämpfer befanden, zum Bersten brachte. Dabei wurden mehrere Personen verletzt. McGregor musste sich vor Gericht verantworten und wurde unter anderem zu Sozialstunden verurteilt. Als es dann endlich zum Kampf zwischen McGregor und Nurmagomedov kam, verlor McGregor, nachdem ihn der Russe mit einem Griff zur Aufgabe gezwungen hatte. Auch nach dem Kampf kam es erneut zu körperlichen Auseinandersetzungen zwischen den Lagern der beiden Kämpfer. In der Folge ging es mit McGregors sportlicher Karriere und auch seinem Ansehen steil bergab. Die folgenden Jahre waren vor allem von Gerüchten um Alkohol- und Drogenprobleme geprägt und untermalt von zahlreichen Klagen wegen körperlicher und sexueller Gewalt, inklusive einer Verurteilung zu einer Geldstrafe in zweistelliger Millionenhöhe wegen Vergewaltigung durch eine Jury im Dezember 2024. Der geläuterte Mann währt nur kurz Wo im Film üblicherweise die erneute Wende zum Guten und das Happy End kommen würde, wartet man bei McGregor bislang jedoch eher vergeblich auf Besserung. Dabei hat er es durchaus versucht. 2020 wagte er fast zwei Jahre nach der Nurmagomedov-Niederlage sein UFC-Comeback. Im Vorfeld der Kämpfe gegen Donald Cerrone, den er sogar nach nur wenigen Sekunden besiegte, und Dustin Poirier gab sich McGregor rundum verändert. Der Trash-Talker war verschwunden. Plötzlich präsentierte sich der Ire als geläuterter Mann, voller Respekt vor seinen Gegnern. So weit, so filmreif. Doch als der Kampf gegen Poirier in einer Niederlage – der ersten K.-o.-Niederlage seiner Karriere – endete, war vom höflichen McGregor schnell nichts mehr zu sehen. Im Rahmen des Rückkampfes überzog McGregor seinen Kontrahenten wieder mit Beleidigungen. Doch dieses Mal konnte er seinen großen Ankündigungen keine Taten mehr folgen lassen. Im Rückkampf brach er sich das Bein und verlor so erneut. Es war McGregors bislang letzter Kampf in der UFC – im Juli 2021 wohlgemerkt. Ob es McGregor mit nunmehr 36 Jahren tatsächlich noch mal zurück an die Spitze der Organisation schafft, scheint fraglicher denn je zu sein. Ein weiterer Comeback-Kampf gegen Michael Chandler war zwar lange Zeit geplant, bislang kam es jedoch nicht dazu. Besuch bei Donald Trump Stattdessen macht McGregor alles außer selbst kämpfen: Er konzentriert sich auf die Bewerbung seiner eigenen Whisky- und Biermarken. Zudem lässt er sich gerne bei anderen Sportevents blicken, ist dabei stets in farbenfrohe und knallenge Anzüge gekleidet und mit Goldschmuck dekoriert. Zudem trat er in einem Film an der Seite von Schauspieler Jake Gyllenhaal auf. Auch ist er Anteilseigner der Kampfsportliga Bare Knuckle Fighting Championship, die sich besonders martialisch inszeniert und wo ohne Handschuhe gekämpft wird. Jüngst kündigte er an, auch da selbst kämpfen zu wollen. Als wäre das alles noch nicht genug, nimmt er auch noch die Politik ins Visier. So überraschte er einst mit der Ankündigung, über eine Kandidatur für die irische Präsidentschaft nachzudenken und ließ sich nun anlässlich des St. Patrick's Day als Gast des US-Präsidenten Donald Trump im Weißen Haus blicken. Dort wiederholte er dessen migrationskritische Äußerungen auch mit Blick auf sein eigenes Heimatland. Jubelstürme wie seine früheren Pressekonferenzen löste das jedoch nicht aus. Die irische Regierung distanzierte sich lieber von seinem Auftritt. Die Wandlung vom Nationalhelden zum Verstoßenen ist für McGregor so nun endgültig abgeschlossen. Am Happy End für sein filmreifes Leben muss er also wohl noch arbeiten.