Deutsche Bahn: Chefin Palla baut über 1.000 Stellen in Konzernleitung ab

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Die Deutsche Bahn ist chronisch zu spät. Das will die neue Chefin ändern – und setzt mit ihrer Reform ganz oben im Konzern an. Die neue Chefin der Deutschen Bahn, Evelyn Palla, hat eine grundlegende Reform für den Staatskonzern vorgestellt. Bei einer Pressekonferenz im Bahntower in Berlin erklärte die 52-Jährige, dass sie die Führungsebene der Bahn deutlich verkleinern werde. "Wir wollen deutlich schneller und schlanker werden", sagte sie. Von den 3.500 Mitarbeitenden in der Konzernleitung sollen demnach rund 30 Prozent abgebaut werden – das wären mehr als 1.000 Stellen. Genaue Zahlen wollte Palla jedoch nicht nennen. Dabei beginne die Neuaufstellung ganz oben: "Wir gehen mit gutem Beispiel voran und fangen im Vorstand an." So soll der Vorstand der Bahn von acht auf sechs Ressorts reduziert werden. Der Vorstand für Digitalisierung/Technik sowie der für Infrastruktur fallen weg. Zudem wird das Top-Management nahezu halbiert: Eine komplette Zwischenebene fällt weg, und die erste Führungsebene schrumpft von heute 43 auf künftig 22 Organisationseinheiten. Bahn-Interview empört : Mitarbeiter lassen Frust raus Verspätung: Deutsche Bahn verschiebt S21-Start erneut Auch bei den Töchtern DB Fernverkehr und DB Regio würden Vorstände verkleinert. Bei beiden Unternehmen fällt der Marketingvorstand weg. Bei der gemeinwohlorientierten DB InfraGo wird der Vorstand ebenfalls von acht auf sechs reduziert. Die Managerin kündigte an, dass der Konzern für Betroffene neue Tätigkeiten über den internen Arbeitsmarkt anbieten wolle. Warum die Chefin den Konzern verkleinert Das Ziel der Reform sei es, den übergeordneten Konzern zu entflechten und die Strukturen zu dezentralisieren, sagte Palla. Die Geschäftsfelder sollen gestärkt werden, um im Betrieb leistungsfähiger zu werden. Entscheidungen müssten wieder dort fallen, "wo die Eisenbahn stattfindet". "Wir stellen die Deutsche Bahn vom Kopf auf die Füße", erklärte die Südtirolerin. Die Neuordnung solle bereits bis zum 1. Januar 2026 umgesetzt werden. Das sei eine Belastungsprobe: "Das wird nicht einfach und uns allen viel abverlangen", sagte sie. Doch nur so könne das Unternehmen alte Muster ablegen: "Wir verabschieden uns von der Entschuldigungskultur und wollen stattdessen hin zur Entscheidungskultur." Zuvor hätten Doppelstrukturen und lange Wege zu unklaren Verantwortlichkeiten geführt. Das solle sich durch die Reform ändern. Doch Palla räumte ein, dass den Kunden wohl egal sei, wie viele Vorstände die Bahn habe. "Sie wollen nur, dass die Bahn pünktlicher und berechenbarer wird", so die 52-Jährige. Auch im nächsten Jahr kommt die Bahn oft zu spät Im Fernverkehr bleibt die Pünktlichkeit der große Schwachpunkt. Und das wird sich auch im nächsten Jahr nicht ändern. Palla sagte, die Bahn wolle 2026 eine Quote von 60 Prozent erreichen. "Heute liegen wir deutlich unter 60 Prozent", sagte sie. Die Bahn habe sich in den letzten drei Jahren bei der Pünktlichkeit im freien Fall befunden. "Auch 2025 gab es einen deutlich sinkenden Trend im Regional- und Fernverkehr. Jetzt müssen wir den fallenden Trend stabilisieren", sagte sie. Das Fernziel einer Pünktlichkeit von 70 Prozent im Jahr 2029, das der Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) ausgerufen hatte, bleibe jedoch bestehen, so Palla. Als Gründe für die anhaltenden Probleme nannte Palla die hohe Auslastung des Netzes und den schlechten Zustand vieler Anlagen. Sie verwies auf jahrelang unterbliebene Investitionen, die sich nun rächen. "Es gibt eine deutliche Beschleunigung in der Anlagenalterung, dagegen müssen wir jetzt anbauen." Eine Ausweitung des Angebots schloss sie aus: "Das Schienennetz ist heute schon überlastet, die Zugdichte ist Mitverursacher für die geringe Pünktlichkeit." Das Angebot werde deshalb gleichbleiben. Die Kunden werden deshalb erst einmal keine Veränderungen spüren. Doch um auch für kurzfristige Verbesserungen zu sorgen, setzt die Bahn drei Sofortprogramme auf. Ab Anfang 2026 will der Konzern für bessere Kundeninformationen, mehr Sauberkeit und mehr Sicherheit sorgen. Mobile Reinigungsteams, funktionierende Bordgastronomie und zuverlässige Toiletten gehörten zu den kurzfristigen Maßnahmen. Bahnhöfe sollen sauberer und sicherer werden, unter anderem durch neue Beleuchtung und bessere Reisendeninformation. Dafür investiert der Konzern mehr als 140 Millionen Euro. Wirtschaftlich sieht die 52-Jährige Fortschritte. Das operative Ergebnis werde in diesem Jahr positiv ausfallen, sagte sie. Im nächsten Jahr wolle sie das Ziel dann deutlich anheben. Doch schwarze Zahlen könne der Konzern erst 2027 schreiben, so Palla. Palla hatte ihr Konzept am Mittwoch dem Aufsichtsrat vorgestellt. Dieser habe den Plänen voll zugestimmt, sagte die 52-Jährige. Die einflussreiche Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) sprach von einem ambitionierten Konzept. Die Sofortprogramme sollten die Lage der Kunden verbessern. "Die noch zu entwickelnden Details für den anstehenden Konzernumbau werden wir uns genau ansehen", sagte EVG-Chef Martin Burkert. "Wenn Palla überflüssige Hierarchieebenen abschaffen, lange Entscheidungswege verkürzen und stattdessen die Experten vor Ort stärken will, hat sie uns dabei an ihrer Seite." Sollte sich der Konzernumbau am Ende jedoch als Sparprogramm und Arbeitsplatzabbau herausstellen, werde Palla in der EVG einen harten Gegner finden.
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