2023 schrumpfte die Wirtschaft, 2024 wird sie es wohl auch. Und nächstes Jahr? Geht es auch nicht aufwärts, wie jetzt alarmierende Zahlen der Konjunkturforscher zeigen. Die Stimmung: schlecht. Die Aussichten: düster. So in etwa lässt sich die Lage der deutschen Wirtschaft zum Jahresende zusammenfassen. Und Besserung ist auch 2025 kaum in Sicht. Am Donnerstag haben mehrere führende Wirtschaftsforschungsinstitute Deutschlands ihre Konjunkturprognosen veröffentlicht – mit teils niederschmetternden Ergebnissen. Nachdem das Bruttoinlandsprodukt dieses Jahr zum zweiten Mal in Folge schrumpfen dürfte, ist jetzt auch das ursprünglich erwartete ordentliche Wachstum fürs nächste Jahr nicht mehr absehbar. Jetzt zeichnet sich nur noch eine Stagnation ab, wie folgende Zahlen zeigen: Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) aus Berlin rechnet beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) für 2025 lediglich mit einem Mini-Wachstum von 0,2 Prozent. Das Münchner Ifo-Institut ist nur wenig optimistischer, geht von 0,4 Prozent Wachstum aus. Bestenfalls könnte es ein Plus von 1,1 Prozent werden – allerdings nur, wenn die nächste Regierung in der Wirtschaftspolitik die Weichen richtig stelle. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) erwartet gar kein Plus beim BIP, geht von einer echten Stagnation aus: 0,0 Prozent Wachstum. Die Zahlen alarmieren. Denn: Schon 2023 und auch im laufenden Jahr ist die Wirtschaft in Deutschland geschrumpft. Das heißt, der Wohlstand – auch pro Kopf – ist zurückgegangen, die Deutschen werden auf dem Papier ärmer – und müssen teils auch ganz konkret um ihre Jobs bangen. Zum Beispiel in der angeschlagenen Automobilbranche, wo sich zuletzt Insolvenzen und Meldungen von Werkschließungen häuften. Besonders bitter: In vielen anderen Industrieländern geht es derweil bergauf. Für Frankreich und Großbritannien etwa rechnet der Internationale Währungsfonds fürs laufende Jahr mit einem Plus von jeweils 1,1 Prozent, in den USA dürfte die Wirtschaft sogar um 2,8 Prozent wachsen. "Wirtschaft schleppt sich durch die Stagnation" Normalerweise ist es so, dass auf Rezessionsjahre relativ zügig wieder Wachstumsjahre folgen. Die Konjunktur nämlich unterliegt Schwankungen, nach dem Tief geht es meist wieder bergauf, auch weil sich die Rahmenbedingungen und damit die Stimmung in den Unternehmen in der Regel schnell wieder verbessern. Dass das in Deutschland derzeit nicht der Fall ist, bereitet den Ökonomen Sorgen. "Im Moment ist noch nicht klar, ob es sich bei der derzeitigen Stagnationsphase um eine vorübergehende Schwäche oder um eine dauerhafte und damit schmerzhafte Veränderung der Wirtschaft handelt", sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Auch die Kieler Volkswirte fassen in ihrem Ausblick zusammen: "Die deutsche Wirtschaft kann sich nicht aus der Stagnation lösen." Und die Experten vom DIW dämpfen Erwartungen auf baldige Besserung: "Die Wirtschaft schleppt sich durch die Stagnation, eine nachhaltige Erholung rückt auch angesichts struktureller Herausforderungen immer weiter in die Ferne." Trumps Zölle bergen zusätzliche Risiken Erst ab Mitte nächsten Jahres gehe es konjunkturell in "Trippelschritten" bergauf. Für 2026 rechnet das DIW mit 1,2 Prozent Wachstum, das IfW jedoch nur mit einem Konjunkturplus von 0,9 Prozent. Das Ifo hält im optimistischen Szenario 1,6 Prozent Wachstum für möglich, im Basisszenario aber nur 0,8 Prozent für wahrscheinlich. Die Gründe für die Wirtschaftsschwäche sind vielfältig. "Wir sehen einen kritischen Mix aus konjunktureller Flaute und strukturellen Problemen", sagte DIW-Konjunkturchefin Geraldine Dany-Knedlik. "Das macht vor allem dem sonst so exportstarken verarbeitenden Gewerbe zu schaffen, das als Rückgrat der deutschen Wirtschaft gilt." Zu den strukturellen Herausforderungen zählen unter anderem die Energiepreise, die nach Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine und dem damit verbundenen Aus für billiges Gas aus Russland nach oben geschnellt sind. Hinzu kommen absehbar aber auch noch weitere Schwierigkeiten. So sind sich die Ökonomen einig, dass die angekündigte Handelspolitik in den USA Gegenwind erzeugen dürfte. Sollte die neue US-Regierung unter Präsident Donald Trump Teile ihrer protektionistischen Ankündigungen wie Strafzölle auf Importe umsetzen, werde dies die Exporte zusätzlich bremsen, erklärte das Kieler IfW. "Dabei haben diese schon zuletzt aufgrund der nachlassenden Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen nicht mehr mit dem Welthandel Schritt halten können." Zwei von fünf Firmen planen Jobabbau Die konkreten Auswirkungen der mauen Konjunktur machen sich dabei schon jetzt bemerkbar. Vielerorts wollen Unternehmen Stellen abbauen. Selbst Autobranchenprimus Volkswagen hat unlängst seine Beschäftigungsgarantie für die Angestellten aufgekündigt. Eine aktuelle Umfrage des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, dass die Konjunktur schon jetzt kräftig auf die Lage am Jobmarkt drückt. Demnach planen 38 Prozent der mehr als 2.000 befragten Unternehmen, im nächsten Jahr Stellen zu streichen. Nur 17 Prozent wollen mehr Mitarbeitende einstellen. "Die Beschäftigungsaussichten sind damit so schlecht wie seit der globalen Finanzkrise 2009 nicht mehr", erklärte das arbeitgebernahe Institut aus Köln . Besonders düster sieht es in der Industrie aus: Hier wollen nur 14 Prozent mehr Beschäftigte einstellen, dagegen planen 44 Prozent, Stellen zu streichen. "Pessimismus herrscht auch bei den Dienstleistern." Sie hatten in den vergangenen Jahren den Arbeitsmarkt stabilisiert, nun wollen laut Umfrage auch hier 35 Prozent der Firmen ihr Personal reduzieren. Nur 23 Prozent planen mit neuen Mitarbeitenden. Neue Impulse durch Neuwahlen? Die wirtschaftliche Lage wird damit auch zum wichtigen Thema im Wahlkampf: Die Neuwahlen, derzeit geplant für 23. Februar, schaffen zwar einerseits neuerliche Unsicherheit über den künftigen Kurs in der Wirtschaftspolitik. Laut DIW dürften viele Firmen mit neuen Investitionen erst einmal abwarten, bis klar ist, welche Parteien das Land künftig regieren – und ob Steuererleichterungen absehbar sind oder staatliche Förderungen für Unternehmen. Zugleich aber kann von einer neuen Regierung auch ein Impuls zum Aufbruch ausgehen. Hoffnung weckt dabei das Ifo-Institut. "Im optimistischeren Szenario trägt eine verlässlichere Wirtschaftspolitik dazu bei, dass Industrieunternehmen ihre Produktionskapazitäten wieder ausweiten und etwa durch steuerliche Anreize mehr investieren und weniger Arbeitsplätze abbauen", heißt es seitens der Konjunkturforscher. In diesem Szenario würden sich auch "die Arbeitsanreize verbessern", insgesamt mehr Menschen arbeiten gehen, und "die einzelnen Beschäftigten weiten ihre Arbeitszeit aus". Das wiederum würde den privaten Konsum stärken und zu einem Absinken der Sparquote führen. Beides könnte die Wirtschaft wieder beflügeln.