Die deutsche Wirtschaft wächst schon wieder nicht. Während Investitionen zugenommen haben, gehen die Exporte immer weiter zurück. Die deutsche Wirtschaft kommt weiterhin nicht vom Fleck. Im dritten Quartal ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamts im Vergleich zum Vorquartal unverändert geblieben. Damit setzt sich die schwache Entwicklung der vergangenen Monate fort – und die erhoffte Trendwende bleibt erneut aus. Im zweiten Quartal war die Wirtschaftsleistung noch um 0,2 Prozent geschrumpft. Eine Rezession konnte Deutschland damit knapp vermeiden. Fachleute sprechen von einer sogenannten technischen Rezession, wenn die Wirtschaftsleistung zwei Quartale in Folge sinkt. Doch auch die Stagnation zeigt: Die größte Volkswirtschaft Europas steckt weiterhin fest. In den drei Monaten Juli bis einschließlich September wuchsen zwar die Investitionen in Ausrüstungen wie Maschinen und Fahrzeuge, so die Statistiker. Doch die Exporte gingen gemessen am Vorquartal zurück. Wegen Porsche-Debakel : Volkswagen meldet Milliardenverlust "Herbstbelebung ist schwunglos" : Zahl der Arbeitslosen sinkt kaum Eine schwache Nachfrage in wichtigen Branchen wie Autobau und Chemie macht der Industrie zu schaffen, hohe US-Zölle bremsen den Export. Im Inland zeigt sich eine Zurückhaltung beim Konsum – auch weil die Menschen für Dinge des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel oft mehr zahlen müssen. Mit der deutschen Wirtschaft gehe es nicht wirklich bergauf, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. "Erst im kommenden Jahr sollte das Fiskalpaket der Bundesregierung die Konjunktur anschieben, wobei das wegen der ausbleibenden Reformen nicht nachhaltig ist." Reformstau bremst deutsche Wirtschaft Unternehmen ächzen unter hohen Energiepreisen und viel Bürokratie. Deutschland müsse "endlich wach werden" und "Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit in den Mittelpunkt der politischen Agenda" stellen, mahnte jüngst Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing. Mit einem "Wachstumsbooster" für verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten und einem "Bauturbo" für schnellere Genehmigungen will die Bundesregierung die Konjunktur ankurbeln. Kanzler Friedrich Merz stellte Anfang Oktober ein hohes Tempo bei weiteren Reformen in Aussicht. "Das geht jetzt Schlag auf Schlag", sagte der CDU-Chef im ZDF-"heute journal": "Der Herbst der Reformen hat längst angefangen." Doch in der Wirtschaft ist anfänglicher Optimismus der Ernüchterung gewichen – auch wegen Streitereien in der schwarz-roten Regierungskoalition. Und die Zeit drängt: Inzwischen sehen 84 Prozent der Unternehmen die marode Verkehrsinfrastruktur als Belastung, wie kürzlich eine Umfrage des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) unter 1.100 Unternehmen ergab. "Die Verkehrsinfrastruktur ist ein Bremsklotz für die deutsche Wirtschaft geworden", sagt IW-Experte Thomas Puls. Höchstens Mini-Wachstum 2025 erwartet 2025 könnte Europas größte Volkswirtschaft trotz der zwei Minus-Quartale knapp am dritten Jahr ohne Wachstum vorbeischrammen. Führende Ökonomen rechnen mit einem Mini-Plus um die 0,2 Prozent. Zum Jahresauftakt hatte es noch ein Plus von 0,3 Prozent zum Vorquartal gegeben – allerdings maßgeblich deshalb, weil Firmen aus Angst vor den Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump Geschäfte vorzogen. Im zweiten Quartal war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dann nach neuester Berechnung um 0,2 Prozent geschrumpft. Trendwende im nächsten Jahr? 2026 dürfte die deutsche Wirtschaft nach Einschätzung von Ökonomen etwas kräftiger zulegen, nicht zuletzt wegen der geplanten Milliardenausgaben für Infrastruktur wie Straßen und Schienen sowie für Verteidigung. Während die Bundesregierung mit einem Plus von 1,3 Prozent rechnet, erwartet der Internationale Währungsfonds (IWF) allerdings nur ein Wachstum von 0,9 Prozent. Deutschlands führende Wirtschaftsforschungsinstitute warnten im September anlässlich der Vorlage ihrer Gemeinschaftsdiagnose: Die deutsche Wirtschaft stehe nach wie vor auf "wackeligen Beinen". Denn das für 2026 erwartete Wachstum wird vor allem durch staatliche Investitionen getrieben. Damit sich der Aufwärtstrend fortsetze, brauche es grundlegende Reformen.