Mit "The Smashing Machine" zeigt Actionstar Dwayne "The Rock" Johnson eine ganz neue Seite von sich. Im Interview erklärt er seine Gründe für den Imagewechsel – und verrät, wofür er sich selbst die Schuld gibt. "Ein Tag ohne Schmerzen ist wie ein Tag ohne Sonnenschein“, sagt Dwayne "The Rock" Johnson an einer Stelle des Films "The Smashing Machine" – und setzt damit den Ton dieses nachdenklichen Sportdramas, das seit 2. Oktober in den deutschen Kinos läuft. Der 53-Jährige spielt den Mixed-Martial-Arts-Kämpfer Mark Kerr nach dessen wahrer, dramatischer Geschichte um die Jahrtausendwende. Für Johnson ist die Produktion eine Abkehr von den actiongeladenen Hau-drauf-Rollen, die ihn zum Weltstar gemacht haben. Kein Zufall: Johnson hatte jüngst den Wunsch geäußert, sich auch als Charakterdarsteller profilieren zu wollen. Für "The Smashing Machine" wurde Regisseur Benny Safdie ("Uncut Gems") mit dem Silbernen Löwen bei den Filmfestspielen von Venedig ausgezeichnet. Nicht unmöglich, dass der Film und seine Hauptdarsteller auch bei der Oscar-Verleihung im kommenden Jahr eine prominente Rolle spielen werden. t-online hat Johnson im Rahmen eines Termins zu "The Smashing Machine" in Berlin getroffen. Der 1,90-Meter-Mann ist zwar deutlich schlanker als gewohnt – für eine anstehende Filmrolle –, das dunkelblaue Poloshirt, das er beim Interview trägt, wird aber trotzdem noch an seine textilen Grenzen gebracht. t-online: M r. Johnson, Ihre Filme sind Kassenschlager, Sie zählen zu den größten Hollywoodstars – und doch schlagen Sie gerade einen neuen Karriereweg ein. Was bedeutet "Erfolg" für Sie? Dwayne Johnson: Das mag seltsam klingen, aber Erfolg bedeutet für mich heute: Frieden. Frieden zu finden, mich wohlzufühlen. Heute. Das war mal anders? Nun, für viele Jahre hat Erfolg für mich bedeutet, auf der Jagd nach etwas zu sein, etwas erreichen zu wollen. Platz eins in den Kinocharts, große kommerzielle Erfolge. Und das ist völlig in Ordnung – und auch wichtig. Auch "The Smashing Machine" sollen schließlich so viele Menschen wie möglich sehen, der Film soll an den Kinokassen abräumen. Aber das ist nicht mehr das Wichtigste, das ist nicht mehr das, worauf es für mich ankommt. Und erst recht nicht ist das die Definition von Erfolg. Ihre Prioritäten haben sich verändert? Wenn ich von "Frieden" spreche, dann meine ich damit auch: die Möglichkeit, morgens aufzuwachen, mit dem Gefühl, zufrieden mit meinem Leben und meinen Entscheidungen zu sein und Dinge tun zu können, die mir Frieden bringen. Das ändert nichts daran, dass es harte Arbeit ist – aber es ist heute ein anderer Maßstab, den ich ansetze. Sehen Sie da Parallelen zu Mark Kerr, den Sie in "The Smashing Machine" spielen? Kerrs wechselhafte Karriere und teils turbulentes Privatleben werden ausführlich behandelt … Richtig. Für Mark ist Erfolg heute etwas ganz anderes als vor 20, 25 Jahren, als er aktiv war. Damals wollte er der beste Kämpfer auf dem Planeten sein. Mark Kerr, die "Smashing Machine" eben. Heute aber will er Mark Kerr, der Mensch, der gegen alle Widerstände Sucht und Depression besiegt hat, sein. Einer, der eine Überdosis überlebt hat und glücklich ist, noch am Leben zu sein. Mit der Erfahrung ändert sich die Sichtweise also? Sie haben mal gesagt, Sie seien in Schubladen gesteckt worden. Und so war es auch. Ich wurde in eine Ecke gestellt, auf eine bestimmte Art Filme festgelegt: groß und laut und bunt. Und es hat mir auch Spaß gemacht, diese Filme zu drehen. "Jumanji", "Moana" und andere. Aber wissen Sie was? Das habe ich mir selbst angetan. Denn es war nur ich selbst, der diese Entscheidungen getroffen hat. Ich hätte ja auch schon vor zehn Jahren ganz bewusst sagen können: Ich möchte jetzt mal etwas anderes machen. Was hat Sie abgehalten? Diese großen Filme waren eine Komfortzone für mich, in der es mir gefallen hat. Das ist nun mal die menschliche Natur, oder? Es läuft, also warum etwas verändern? Das war meine eigene Schuld, und nur ich selbst konnte das ändern, wie jetzt mit "The Smashing Machine" und so vielen anderen Dingen, die ich vorhabe. Und was hat Ihnen nun den entscheidenden Impuls gegeben? Ich konnte diese Veränderung nur schaffen, wenn ich auch bereit dafür war. Es ist eine Sache, wenn mein Kopf das sagt, aber eine andere (deutet auf sein Herz), wenn auch mein Herz das sagt. Wie viel Mut hat diese Entscheidung erfordert? Wie Sie sagten: So eine Komfortzone verlässt man nicht gern. Einfach war es nicht, das kann ich Ihnen sagen. Denn so ein Schritt wirbelt ganz schön viel durcheinander und kann zerstören. Ich war schließlich nicht allein in dieser Komfortzone, sondern dadurch auch mein Team um mich herum, auch die Filmstudios, die viel investieren. Die möglichen Folgen haben Sie umgetrieben? Diese Veränderung ist eine Herausforderung, aber eine, die von mir ausgehen muss – weil es um mich geht, ich entscheide. Das ist schließlich mein Leben. Und das ist nervenaufreibend und furchteinflößend – denn du weißt ja nicht, wie es laufen wird. Ich wusste es zumindest nicht. Ich hatte zwar das Gefühl: Ich will das jetzt wirklich durchziehen, ich will mich dieser Herausforderung stellen, ich möchte wachsen. Ihre Erkenntnis daraus? Es ist völlig egal, an welchem Punkt deines Lebens dieses Gefühl einsetzt – es ist nie zu spät, zu wachsen, sich weiterzuentwickeln. Aber du musst diese Entscheidung selbst treffen. Und das ist nicht einfach – im Gegenteil, man fühlt sich zuerst unsicher, man hat Angst. Angst vor dem Scheitern? Was hat Ihnen diese Furcht genommen? (Überlegt) Ich erzähle Ihnen jetzt was … Bitte. Wissen Sie, was der Moment war, der mir das Gefühl gegeben hat, dass ich die richtige Wahl getroffen habe? Dieser Augenblick beim Filmfestival in Venedig, als "The Smashing Machine" dem Publikum gezeigt wurde. Ich war so unglaublich nervös (lacht). Und dann gab es minutenlangen Applaus. 15 Minuten lang sogar. Sie waren erleichtert? Besonders Benny (Regisseur Benny Safdie, Anm. d. Red.) und ich waren wirklich emotional und ergriffen von der Reaktion. Wir wären fast in Tränen ausgebrochen. In diesem Moment wusste ich: Das war die richtige Entscheidung. "The Smashing Machine" (Regie: Benny Safdie) mit Dwayne Johnson , Emily Blunt und den Box- und MMA-Größen Alexander Usyk, Ryan Bader und Bas Rutten in Nebenrollen, läuft ab 2. Oktober in den deutschen Kinos.