Elon Musk: Er ist mehr als nur Donald Trumps Sprachrohr

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Bald ist Donald Trump wieder Präsident und stützt sich dabei auf die rechte Tech-Elite. Deren Held ist Elon Musk, der auf X jeden beschimpft, der anders denkt. Elon Musk gehört zu den Ausnahmeerscheinungen unter der Menschheit. Er ist unfassbar begabt, unfassbar erfolgreich, unfassbar reich. Er trägt zum industriellen Fortschritt bei und vielleicht schafft er es sogar, auf dem Mars begraben zu werden, wovon er ja träumt. Auch Steve Jobs, der Apple-Gründer, gehört in die Riege der exzeptionellen Menschen, genauso wie Bill Gates , der Microsoft Leben einhauchte, oder Jeff Bezos , von dem wir Warenpakete jedweden Inhalts beziehen. Säulenheilige sind sie beileibe nicht, sondern knallharte Kapitalisten, die Monopole anstreben. Zwischen Musk und den anderen Beschleunigern des Fortschritts gibt es allerdings einen erheblichen Unterschied. Keiner von ihnen verließ seinen Bereich und spielte sich als Riesenstaatsmann auf. In seinem zweiten Leben beschloss Bill Gates Gutes zu tun; seine Stiftung rottet Krankheiten in Afrika aus. Jeff Bezos rettete die "Washington Post". Steve Jobs starb früh. Eine Regierung voller reicher Männer Elon Musk begann sein Abenteuer in der Politik ganz konventionell, indem er Geld spendete – für Demokraten wie Bill Clinton, Barack Obama , Joe Biden , woran er sich heute kaum noch erinnert. Dann aber schlug er sich auf Donald Trumps Seite und trug zu seiner Wiederwahl mit vielen Millionen Dollar bei. Seither tritt er selbst in den Vordergrund und inszeniert sich nicht nur als Sprachrohr des Bald-Präsidenten, sondern als dessen Zweitstimme. Gut möglich, dass er glaubt, ohne ihn wäre The Donald nicht wieder in die Nähe des Weißen Hauses gelangt. Das Verhältnis der beiden wird noch interessant. In Deutschland war Elon Musk bisher dieser Tausendsassa, der Tesla in der Brandenburger Steppe produzieren ließ und gelegentlich zur Begutachtung der Bauten einflog. Hätte er sich damit begnügt, die Welt mit seinen E-Autos zu beglücken und ansonsten das All zu erobern, wäre er noch immer nur der Inbegriff des Fortschrittsgiganten, der groß denkt und groß handelt. Die neue Trump-Regierung, die am 20. Januar eingeschworen wird, steckt voller reicher Männer, die Politik für ein Gewerbe halten, dass man mit links macht und nicht länger mediokren Figuren überlassen sollte. Elon Musk ist ihr Anführer, der die Verhältnisse auf den Kopf stellen will. Musk wird in Deutschland zum Politikum Der Mikrobloggingdienst X ist sein Medium, das seine Meinungen und Beschimpfungen ins Universum trägt. Seitdem wissen wir, dass er den Bundeskanzler für einen Narren hält und den Bundespräsidenten für einen antidemokratischen Tyrannen. Außerdem empfiehlt er den Deutschen die AfD als einzige Alternative zum herrschenden System. Zum Politikum wurden diese losen Bemerkungen erst, als sie von X in die "Welt am Sonntag" wanderten. Der Springer-Konzern machte sich mit der AfD gemein, was eigentlich keine Sensation ist, liest man auch nur gelegentlich "Bild". Dennoch brach Verlegenheit im Hause aus. Vorsorglich wies der Vorstandsvorsitzende Matthias Döpfner jegliche Verantwortung für den Beitrag von sich, gerade wohl deshalb, weil Elon Musk zu Gast bei seinem 60. Geburtstag gewesen war. Der "Welt"- Chefredakteur, Ulf Poschardt, erzählte von einer mutigen Redakteurin, die Musks Einlassungen auf X gelesen und ihn zu einem größeren Elaborat in gedruckter Form gebeten habe. Diese Version veranlasste wiederum einen Springer-Aufsichtsrat, den Tech-Unternehmer Martin Varsavsky, zur Richtigstellung, ihm sei der erleuchtende Erguss in der "Welt am Sonntag" zu verdanken. Trump und die Tech-Elite Wie auch immer, Elon Musk wird es egal sein und er wird sich in der Bedeutung seiner Person nun auch in der deutschen Weltinnenpolitik bestätigt sehen. Als Autorität vermag er auf Robert Habeck hinweisen, der ihm warnend zuruft: "Finger weg von unserer Demokratie". Die eigentliche Frage ist aber, was den wohl reichsten Mann der Welt dazu antreibt, seine Kommunikationsmacht in den Dienst eines neuen Autoritarismus zu stellen. Denn der Trumpsche Ethno-Nationalismus erfreut sich der massiven Unterstützung der libertären Tech-Elite, die für Verschwörungstheorien empfänglich ist und Eingriffe des Staates ins Wirtschaftsleben als Teufelswerk verdammt. Elon Musk wurde 1971 in Pretoria in eine wohlhabende Buren-Familie geboren. Damals herrschte Apartheid in Südafrika und die Angst der weißen Minderheit vor der Herrschaft der schwarzen Mehrheit war groß. Musk begab sich als Student auf Wanderschaft. Auf dem Umweg über Kanada kam er nach Amerika, machte Karriere und erlangte die Staatsbürgerschaft. Biden kränkte Musk tief Lange Zeit war Musk kein Anhänger ethno-ständischer Ordnungen wie Donald Trump , sondern unterstützte eben ausgesuchte Demokraten. Offenbar war es aber die Black-Lives-Matter-Bewegung, die ihn störte, weil sie den Unternehmen Diversität abverlangte. Libertäre wie Musk sind aber Verfechter einer unbedingten Meritokratie, in der individuelle Fähigkeiten die alleinige Grundlage für Erfolg sind. Bis heute versteht er es, in Amerika Gewerkschaften aus seinen Unternehmen fern zu halten. Den Kreuzzügen gegen das "Woke" – ein summarischer Begriff für alles, was für radikale Republikaner in Amerika schief läuft – haftet durchaus Persönliches an. Während der Pandemie lud Joe Biden Amerikas Autobauer ins Weiße Haus zu einem Gipfeltreffen ein – nur Musk nicht, zu dessen tiefer Kränkung. Seine Tochter, die sich einer Geschlechtsangleichung unterzog, erklärte er in einem Interview für tot. "Aus einem libertären Tech-CEO," so schreibt die FAZ, "der narzisstische Züge aufwies, politisch gleichwohl ein Zentrist war, entwickelte sich binnen weniger Jahre ein libertärer Autoritärer." Musk kaufte Twitter und machte daraus einen nationalistischen Verstärker, der Rechtsausleger bevorzugte und Kritiker verbannte. Mit seiner Verlosung von 1 Million täglich rekrutierte er dann Wähler für den Kandidaten Trump. Trumps Team ist eine wilde Mischung Musk folgen heute 208 Millionen Menschen auf X. Er ist eine Macht aus eigenem Recht dank der Politisierung der Algorithmen, wie die FAZ schreibt. In Trumps Orbit befindet sich Elon Musk nun in illustrer Gesellschaft. Ein Mann hackte einem gestrandeten Wal den Kopf ab und befestigte ihn auf dem Dach seines Autos – Robert F. Kennedy wird nun Gesundheitsminister. Ein anderer stieg betrunken in einem Strip-Klub auf die Bühne und tanzte mit der Ausziehkünstlerin – Pete Hegseth soll Verteidigungsminister werden. Und der Bald-Präsident lasse Kölnisch Wasser in einem Flakon in der Form seines Kopfes verkaufen, schreibt die "Süddeutsche Zeitung". Ein Kabinett aus so vielen eigenwilligen Außenseitern hat Amerika noch nicht gesehen, noch nicht gehabt. Wie werden die Trumpisten regieren? Seltsame Gebräuche in der Vergangenheit müssen nicht bedeuten, dass daraus schlechte Politik folgt. Aber umgekehrt führt Dilettantismus à la Elon Musk nicht notwendig zu solider Regierung. Wie immer können wir zu Beginn des neuen Jahres nur das Beste für Amerika und die Welt erhoffen.
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