Die Fahrt eines Frachters über die Nordostpassage gilt als Testlauf für eine neue Handelsverbindung. Durch den Klimawandel wird sie künftig wohl deutlich wichtiger. Ein Containerschiff ist erstmals über die sogenannte Nordostpassage entlang der russischen Arktisküste von China nach Europa gefahren. Nach Angaben des russischen Staatskonzerns Rosatom, der die Route mit einem Tochterunternehmen unterstützt hat, dauerte die Überfahrt 20 Tage. Das Schiff erreichte am Montagabend den britischen Hafen Felixstowe. Die Fahrt der "Istanbul Bridge" war nicht die erste Durchquerung der Nordostpassage durch ein Containerschiff, wohl aber die erste im Rahmen eines offiziellen Liniendienstes zwischen China und Europa. Bereits 2013 hatte das chinesische Schiff "Yong Sheng" die Route als Einzelreise getestet, auch andere Probefahrten folgten in den Jahren danach – darunter die "Venta Maersk" 2018. Doch alle bisherigen Fahrten waren Einzeltransporte oder Testläufe. Klima-Kipppunkte : Tropen-Schönheit wohl für immer verloren Düstere Prognose : Beliebte Studentenstadt könnte in der Ostsee versinken Der aktuelle China-Europe Arctic Express gilt als erste planmäßige, saisonale Containerverbindung über die Arktis. Die Route führt vom ostchinesischen Hafen Ningbo-Zhoushan durch die Nordostpassage und von dort weiter nach Westeuropa. Der Frachter mit dem Namen "Istanbul Bridge" transportierte rund 4.000 Standardcontainer (TEU) und wird seine Ladung unter anderem in Großbritannien , Deutschland, Polen und den Niederlanden entladen. Die wirtschaftlichen Vorteile der Nordostpassage Wie die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtet, bietet die neue Route einen erheblichen Zeitvorteil gegenüber traditionellen Schifffahrtswegen. Die Fahrt über den Suezkanal dauert demnach etwa 40 Tage, die Umfahrung des Kaps der Guten Hoffnung rund 50 Tage. Auch im Vergleich zum China-Europa-Eisenbahn-Express mit rund 25 Tagen sei die Arktisroute schneller. Die kühleren Temperaturen in der Arktis begünstigten laut Betreiber Sea Legend Line zudem den Transport temperaturempfindlicher Hightech-Produkte. Transportiert wurden unter anderem Lithium-Ionen-Batterien und Photovoltaikmodule. Russland treibt Ausbau voran Russland will die Nordostpassage als strategische Verkehrsachse etablieren. Kremlchef Wladimir Putin hatte angekündigt, den Schiffsverkehr in der Arktis auszubauen. Derzeit nutzt Russland die Route vor allem für den Export von Flüssigerdgas vom Hafen Sabetta auf der sibirischen Jamal-Halbinsel. Die globale Erderwärmung hat die neue Passage erst möglich gemacht. Durch das schmelzende Eis verlängert sich die schiffbare Zeit in der Arktis. Dennoch bleibt die Passage nur in wenigen Monaten des Jahres befahrbar. Sea Legend Line will die Route in den Sommermonaten regelmäßig bedienen und bis 2026 weitere eisgängige Schiffe einsetzen.