ESC 2025: Schwedisches Trio als Favorit, neue Regeln im Wettbewerb

latest news headlines 7 std vor
Flipboard
Der 69. Eurovision Song Contest steht an. Basel ist Gastgeber des diesjährigen Musikwettbewerbs. Was man über den ESC wissen muss. Der Eurovision Song Contest in Basel gleicht einem Spektakel der Superlative: 37 Acts kämpfen um die Trophäe und knapp 60.000 Zuschauer sind bei den neun Live-Shows allein vor Ort dabei. Am Bildschirm sind es noch viel mehr: Im vergangenen Jahr sahen gut 160 Millionen Menschen am Fernseher zu und weitere rund sieben Millionen verfolgten das Geschehen auf Social-Media-Kanälen. Was man wissen muss, um beim Finale am 17. Mai mitreden zu können. Wer ist der umstrittenste Act? Der Auftritt Israels dürfte wie im vergangenen Jahr in Malmö unter großer Beobachtung stehen. Wegen des Gazakriegs mit mehr als 50.000 Toten protestieren viele Menschen gegen eine Teilnahme Israels. Zuletzt äußerten sich 70 frühere ESC-Teilnehmer in einem offenen Brief. Darin heißt es, dass Russland 2022 ja auch wegen des Überfalls auf die Ukraine ausgeschlossen worden sei. Man akzeptiere keine Doppelmoral. Spaniens Sender RTVE hatte eine Debatte über die Teilnahme Israels gefordert. Kritik kam auch in Island und Slowenien auf. Israel warnte seine Bürger indes: Wer nach Basel fahre, solle vorsichtig sein. Israels Teilnehmerin Yuval Raphael hat den Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober 2023 überlebt. Die 24-jährige Sängerin war mit einer Freundin auf dem Nova-Musikfestival, auf dem Terroristen aus dem Gazastreifen ein Massaker anrichteten. Ihr Song heißt "New Day Will Rise". Im Text geht es um Verlust und Hoffnung. Israel ist beim ESC mit vier Siegen bis heute doppelt so erfolgreich wie Deutschland. Zuletzt gewann 2018 Netta mit dem Song "Toy". Israel gehört als Mitglied der Eurovision, dem internationalen Programmaustausch der EBU, zu den Teilnehmerländern. Die EBU richtet den Song Contest aus. Wer vertritt Deutschland? Der deutsche Beitrag kommt in diesem Jahr aus Österreich . Beim Vorentscheid setzten sich die Geschwister Abor und Tynna aus Wien durch. Der 26-jährige Musiker und die 24-jährige Sängerin mit Wurzeln in Ungarn und Rumänien heißen mit bürgerlichem Namen Attila und Tünde Bornemisza. Er spielt Cello, sie singt. In der öffentlichen Wahrnehmung wirken sie eher ernst und zurückhaltend. Einen Auftritt im "ZDF-Fernsehgarten" lehnten sie zuletzt ab, weil sich das Duo in diesem Format nicht sehe. In ihrem Popsong "Baller" geht um die Wut einer Verlassenen. Textauszug: "Ich baller’ Löcher in die Nacht" und "Ich krieg wieder diesen Drang, ich will den Weltuntergang". Nach Angaben von Google Trends war das Lied in den 30 Tagen bis 6. Mai in allen teilnehmenden Ländern der am zweithäufigsten gesuchte ESC-Beitrag nach "Esa diva" von Melody aus Spanien . Warum zählt Schweden zu den Favoriten? Zu den Favoriten gehören weder Spanien noch Deutschland. Bei den Buchmachern weit vorn steht Schweden , das mit der finnischen Comedygruppe KAJ antritt. Kevin Holmström, Axel Åhman und Jakob Norrgård frönen mit ihrem Spaßsong "Bara bada bastu" (Deutsch: Einfach in die Sauna gehen) genau dem: dem Saunagang. Sie haben tief in die Trickkiste der Ohrwürmer gegriffen: Mitgrölparolen wie "Ohhh-ee-oh-ee-oh-ee-ohhh" und "Saunaaaaa" garnieren sie mit lustigen Tanzschritten im Saunahandtuch. Seit Wochen gelten die drei Schweden als Topfavoriten. Die Wettbüros räumen ihnen eine 35-prozentige Chance auf den Sieg ein. Dahinter folgt Österreich mit 21 Prozent. Dessen Teilnehmer JJ liefert mit seiner Ballade "Wasted Love" eine Mischung aus Pop, Techno und Oper. Mit acht Prozent bereits etwas abgeschlagen auf dem dritten Platz liegt Louane aus Frankreich , die in "Maman" über ihre gestorbene Mutter singt. Warum Basel? Weil jeweils das Land den Wettbewerb ausrichten darf, das im Jahr davor gewonnen hat. In Malmö 2024 siegte Nemo aus der Schweiz mit dem Lied "The Code" – und zertrümmerte die Trophäe versehentlich gleich beim Siegeslauf. Neben Basel hatten sich auch Bern, Genf und Zürich beworben. Was ist neu beim ESC in diesem Jahr? Selten war die Stimmung so angespannt wie beim ESC 2024 in Malmö. Wegen des Gazakriegs gab es Demos gegen die israelische Teilnahme. Auch hinter der Bühne war die Stimmung aufgeheizt, die israelische Teilnehmerin wurde ausgegrenzt. Damit es diesmal möglichst zu keinen Spannungen kommt, haben die Veranstalter Rückzugsräume für Teilnehmende und Zonen, in denen nicht gefilmt werden darf, eingerichtet. Neu ist auch das Reglement für Flaggen und Symbole: auf der Bühne und in offiziellen Bereichen strikter, für das Publikum mit mehr Freiraum. Jeder Teilnehmer darf auf der Bühne nur die Flagge seines Landes zeigen, keine Fahnen etwa, die die LGBTQ+-Community repräsentieren. Im Publikum ist dagegen alles erlaubt, was nach Schweizer Gesetz nicht verboten ist, also auch die palästinensische Flagge. Verboten ist alles, was rassistisch oder diskriminierend ist, Hass oder Gewalt beflügelt oder verbotene terroristische Gruppen betrifft. Pro Person ist eine Fahne im Höchstmaß ein Meter mal 70 Zentimeter erlaubt. Welche Länder nehmen teil? Die sogenannten "Big Five" – Deutschland, Großbritannien , Spanien, Frankreich und Italien – sind gesetzt, weil sie die größten Beitragszahler der EBU sind. Zusätzlich gesetzt: das jeweilige Gastgeberland, also die Schweiz. Alle anderen teilnehmenden Länder müssen in zwei Halbfinalen um je zehn Plätze kämpfen. Die ersten zehn Länder konnten sich am Dienstagabend qualifizieren. Dass Deutschland mit Österreichern gewinnen will, ist übrigens gar nicht so ungewöhnlich. Beim ESC treten 2025 gleich mehrere Länder mit Interpreten aus dem Ausland an: Für Schweden gehen Finnen ins Rennen, für Irland eine Norwegerin und für San Marino ein Italiener. Was hat Céline Dion mit dem ESC zu tun? Der diesjährige Gastgeber holte mit einer Ausländerin sogar einen Sieg: Die Kanadierin Céline Dion gewann die Trophäe 1988 für die Schweiz. Die Eidgenossen haben auch schon öfter als Deutschland gewonnen, nämlich 1956, 1988 und 2024. Bis zuletzt gab es Spekulationen darüber, ob Dion in Basel auftreten wird. In einer aufgezeichneten Videobotschaft, die im Halbfinale am Dienstagabend ausgestrahlt wurde, schickte Dion Grüße an die ESC-Gemeinschaft in der Schweiz und sagte: "Ich würde nichts lieber tun, als bei euch in Basel zu sein. Ob die 57-jährige Sängerin beim ESC auftritt, bleibt offen. Hintergrund dieser Entscheidung ist wohl Dions Erkrankung. Die Sängerin leidet am Stiff-Person-Syndrom, einer seltenen und unheilbaren neurologischen Erkrankung, die mit starken Muskelkrämpfen und Bewegungseinschränkungen einhergeht. Wer führt die ewige ESC-Bestenliste an? Schweden würde mit einem Sieg das achte Mal gewinnen und die ewige ESC-Bestenliste anführen. Noch teilen sich die Skandinavier den Platz mit Irland, das auch siebenmal gewann. Deutschland stand zweimal ganz oben auf dem Treppchen: 1982 gewann Nicole mit "Ein bisschen Frieden" und 2010 konnte Lena mit "Satellite" überzeugen. Am anderen Ende der Liste liegt Norwegen . Das Land steht mit zwölf letzten ESC-Plätzen sogar im Guinnessbuch der Rekorde. Finnland war nicht viel besser, dann kommt schon Deutschland. Seit dem Jahr 2000 war Deutschland nur siebenmal unter den ersten zehn Plätzen vertreten. An welche Regeln müssen sich die Teilnehmer halten? Neben dem Flaggen-Reglement gilt unter anderem: Pro teilnehmendem Act dürfen höchstens sechs Personen die Bühne betreten, Tiere auf der Bühne sind generell verboten. Zudem ist jeder Beitrag limitiert: Maximal drei Minuten lang darf ein Song sein. Politische Statements und Gesten sowie Werbung oder etwas, das den Wettbewerb in Misskredit bringen kann, sind verboten. Das Mindestalter der Teilnehmenden ist 16. Was hat es mit den "Twelve Points" auf sich? Maximal 24 Punkte aus jedem Land sind pro Act möglich: Zwölf von einer Fachjury, zwölf durch das Televoting. Daran kann jeder Bewohner eines Landes teilnehmen. Allerdings kann man nicht für den landeseigenen Beitrag stimmen. Punkte gibt es für die besten zehn Songs. Beim Televoting bekommt der Song, der die meisten Anrufe erhält, zwölf Punkte, der zweite zehn, der dritte acht und ab da geht es in Einerschritten weiter. Wie kann man von zu Hause aus dabei sein? In der ARD gibt es eine Vor- und Nach-Finale-Show. Mit Moderatorin Barbara Schöneberger und Gästen geht es am Samstag um 20.15 Uhr los mit "ESC – der Countdown", und ab etwa 1.00 Uhr in der Nacht live aus Basel mit "ESC – die Aftershow". Wer für Deutschland und Österreich singt, kommt auch zu Wort: Abor und Tynna sowie JJ werden von ihren Erlebnissen berichten. In der ARD kommentiert seit 2024 Thorsten Schorn, der den langjährigen ESC-Kommentator Peter Urban ablöste. Das Finale am Samstagabend gibt es gleich zweimal live im Free-TV: auf One und wie gewohnt in der ARD. Die Livestreams findet man bei eurovision.de, Youtube, dem ARD-Twitch-Kanal und Joyn.
Aus der Quelle lesen