Mit einer B-Elf bezwingt der FC Bayern den Vizemeister aus Leverkusen souverän. Damit senden die Münchner ein unmissverständliches Signal an die Bundesliga. Für die größte Überraschung war Vincent Kompany schon knapp eine Stunde vor dem 3:0-Sieg des FC Bayern im Topspiel am Samstagabend gegen Bayer Leverkusen verantwortlich. Und zwar mit der Aufstellung, die der Bayern-Chefcoach für das Duell mit dem Vizemeister der vergangenen Saison wählte. Darin verzichtete er nämlich unter anderem mit Harry Kane , Michael Olise und Luis Díaz gleich auf alle drei seiner Offensivstars. Neben ihnen saßen mit Dayot Upamecano und Aleksandar Pavlović noch zwei weitere formstarke Stammspieler auf der Ersatzbank. Stattdessen schickte Kompany unter anderem Nicolas Jackson, Raphaël Guerreiro, Min-jae Kim, sowie die beiden Jungstars Lennart Karl und Tom Bischof aufs Feld – und damit eine B-Elf. Damit überraschte er die meisten der 75.000 Zuschauer in der Münchner Arena, wie auch Bayerns Sportvorstand Max Eberl hinterher im Gespräch in der Mixed Zone vermutete: "Ich glaube, dass am Anfang viele im Stadion gedacht haben: 'Oh, was passiert heute?'" Kompany plante XXL-Rotation seit sechs Wochen Eberl selbst gehörte nicht zu dieser Gruppe. Er war in die Gedanken seines Chefcoaches eingeweiht – und das bereits seit geraumer Zeit. Kompany erklärte seine ungewöhnliche XXL-Rotation nämlich folgendermaßen: "Es war mir schon vor sechs Wochen klar, als ich den Kalender bekommen habe, dass dieses Spiel gefährlich sein kann." Es sei "nicht so, dass wir die Spieler schonen wollen", so Kompany weiter. Vielmehr ließ ihm der Spielplan mit drei Pflichtspielen innerhalb von nur sechs Tagen offenbar gar keine andere Wahl. Zumal die dritte Partie, die nach dem Pokalspiel am Mittwoch in Köln (4:1) und dem Heimspiel gegen Leverkusen (3:0) am Dienstagabend nun noch folgen wird, nicht irgendeine ist. Es geht nach Paris. Dort wartet der Champions-League-Sieger PSG. Davor hat der Rekordmeister seine Hausaufgaben nun auch mit seiner B-Elf erledigt und seine makellose Saisonstartbilanz im 15. Pflichtspiel mit dem 15. Sieg weiter ausgebaut. Dass das derart souverän gelingen würde, hatte der Blick auf die Mannschaftsaufstellungen nicht unbedingt vermuten lassen. Das gab auch Eberl unumwunden zu. "Wenn du als Gegner siehst, dass drei, vier Stammspieler nicht dabei sind, dann kommt so ein Moment der Hoffnung auf", schilderte der 52-Jährige. "Aber diese Hoffnung hat die Mannschaft mit der ersten Minute erledigt. Und eine super dominante erste Halbzeit gespielt." Joshua Kimmich sprach sogar von der "vielleicht besten" in der bisherigen Saison. "Das war ein Zeichen an die ganze Bundesliga" Tom Bischof, der als Linksverteidiger in die Mannschaft gerückt war und sich mit einer starken Leistung t-online-Note 2 verdiente, hatte daran entscheidenden Anteil. Mit seinem Traumpass auf Serge Gnabry übers halbe Spielfeld brachte er das 1:0 schließlich auf den weg. "Wir wollten schon auch zeigen, dass wir mit der vermeintlichen B-Elf auch das Spiel holen können", sagte er anschließend. "Ich glaube, das war ein Zeichen an die ganze Bundesliga , dass wir echt auch einen guten Kader haben und eben jedes Team schlagen können, wenn wir einhundert Prozent auf dem Platz lassen." Das erinnert an Guardiola-Zeiten Bayern hat mit Leipzig, Dortmund, Leverkusen und Frankfurt bereits fast alle seiner ärgsten Verfolger in der Tabelle geschlagen. Nur Stuttgart fehlt noch, wobei die Münchner bereits im Supercup die Schwaben schlagen konnten. Schon nach dem 9. Spieltag bleibt festzuhalten: Die Bundesliga kapituliert vor den Bayern. 33 Tore hat Bayern geschossen und nur vier kassiert. Die zweitbeste Offensive (Frankfurt) liegt bei 22 Treffern, die zweitbeste Defensive (Dortmund) bei sechs Gegentoren. Die Dominanz der Münchner erinnert mehr und mehr an die Zeiten unter Pep Guardiola von 2013 bis 2016, als die Meisterschaft drei Jahre in Folge im Prinzip bereits spätestens nach der Hinserie entschieden war. Guardiola erklärte damals regelmäßig schon im März oder April mit Blick auf den nur noch theoretisch einholbaren Punktevorsprung seiner Mannschaft: "Bundesliga is over", die Bundesliga ist vorbei. Ganz so weit wollte Eberl noch nicht gehen. Aber auch er sprach nach dem Sieg der Bayern-B-Elf im Topspiel von einem "Signal". "Wir als FC Bayern sind extrem froh, dass wir so einen breiten, guten Kader haben", sagte Eberl mit einem ebenso breiten Grinsen – schließlich war die vermeintlich fehlende Breite genau das, was noch vor Saisonstart beim FC Bayern am meisten kritisiert wurde. "Für uns ist es ein wunderschönes Gefühl", so Eberl weiter. "Wir wollen Deutscher Meister werden. Und haben da heute einen großen Schritt gemacht." Es braucht schon ganz viel Fantasie, daran zu glauben, dass die Bayern in dieser Bundesligasaison tatsächlich noch von einer anderen Mannschaft auf dem Weg zum Titelgewinn gestoppt werden könnten. In der Champions League sieht das anders aus. Dort wird sich mit Paris nun der amtierende Champion genau daran versuchen. Und dabei ganz sicher auf Bayerns A-Elf treffen.