FC Bayern entgeht DFB-Pokal-Blamage: Das Problem war erstmals ersichtlich

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Mit Ach und Krach erreicht der FC Bayern die 2. Runde im DFB-Pokal. Das Spiel gegen Wiesbaden offenbart das größte Problem der Mannschaft. Die Stimmen vom vergangenen Freitag dürften bereits wieder verstummt sein. Nach dem furiosen 6:0-Erfolg des FC Bayern gegen RB Leipzig zum Auftakt der neuen Bundesligasaison gratulierten in den sozialen sowie den berichtenden Medien zahlreiche Fans und Experten den Münchnern mehr oder weniger ironisch zum Meistertitel. So hieß es beispielsweise in einem Kommentar der "Süddeutschen Zeitung": "Die DFL-Bosse Merkel & Lenz werden prüfen müssen, ob es laut Statuten möglich ist, die Meisterschale schon am 7. oder 9. Spieltag in die Münchner Arena zu rollen." Doch sechs Tage später ist von eben jenen versteckten Lobeshymnen auf das Team nur noch wenig zu hören und zu lesen. Der Grund liegt auf der Hand: Die Bayern haben am Mittwochabend nur mit größter Mühe die 2. Runde im DFB-Pokal erreicht. Dabei war der Gegner mit Wehen Wiesbaden eben nicht ein zahlungskräftiger Konkurrent aus der Bundesliga , sondern ein Drittligist. DFB-Pokal: Statt Privatjet – darum fährt der FC Bayern mit dem Bus zurück "Wild": FC Bayern wird im Pokal Strafstoß verwehrt Doch beim 3:2-Sieg in der Brita-Arena verspielte das Team von Trainer Vincent Kompany zunächst eine 2:0-Führung und erzwang in der Folge den entscheidenden Treffer erst tief in der Nachspielzeit. Das aktuell wohl größte Problem der Bayern war dabei erstmals in dieser Spielzeit auf dem Platz ersichtlich. Der zweite Anzug sitzt nicht Nach den souveränen Auftritten im Supercup gegen Stuttgart (2:1) und gegen Leipzig hatte Kompany sich gegen Wiesbaden dazu entschieden, die Startformation durchzurotieren. In der Abwehr begannen neben dem gesetzten Neuzugang Jonathan Tah dieses Mal Min-jae Kim, Sacha Boey und Raphaël Guerreiro. Dayot Upamecano , Konrad Laimer und Josip Stanišić nahmen dafür auf der Bank Platz. Vor der Viererkette vertraute Kompany neben Joshua Kimmich auf Aleksandar Pavlović anstelle von Leon Goretzka . Auf der Zehnerposition durfte Talent Lennart Karl für Serge Gnabry ran, und zwischen den Pfosten vertrat Jonas Urbig den aufgrund einer Roten Karte gesperrten Stammkeeper Manuel Neuer . Die Rotation schien zunächst zu fruchten. Die Bayern dominierten in Wiesbaden die Partie nach Belieben, führten durch einen von Harry Kane verwandelten Foulelfmeter bereits nach etwas mehr als einer Viertelstunde mit 1:0. Auf den Torjäger hatte Kompany nämlich nicht in der Startelf verzichtet, ebenso wenig auf Star-Einkauf Luis Díaz und Edeltechniker Michael Olise. Letzterer legte auch kurz nach der Pause den zweiten Treffer nach. Dann aber ging es auf einmal dahin mit den Bayern. Nach einem Doppelpack von Wehen-Angreifer Fatih Kaya stand es plötzlich 2:2 – und der deutsche Rekordmeister musste wie aus dem Nichts um das sicher geglaubte Weiterkommen bangen. Kompany hatte bereits nach dem ersten Gegentreffer reagiert und Karl und Pavlović für Gnabry und Goretzka vom Feld genommen. Kurz nach dem zweiten Wiesbadener Tor traf es dann Boey und Guerreiro, die für Laimer und Stanišić Platz machen mussten. Die offensichtliche Erkenntnis des Bayern-Trainers in diesen Minuten: Der zweite Anzug seiner Mannschaft sitzt nicht im Ansatz so gut wie der erste. Denn der Qualitätsunterschied zwischen Stammelf und Ersatzspielern war in Wiesbaden unverkennbar, rund um die zwei Kaya-Treffer fast schon überdeutlich. Kompany besitzt jedoch auch kaum weitere Alternativen, will er seinen Stars zwischenzeitlich eine Pause gönnen und gleichzeitig nicht noch mehr auf unerfahrene Talente aus der eigenen zweiten Mannschaft setzen. Ein bitterer Umstand, der dem Belgier besonders mit Blick auf die bevorstehende kräftezehrende Dreifachbelastung aus Ligaalltag, Pokal und Champions League Kopfzerbrechen bereiten dürfte. Kanes Kritik: Den Bayern fehlt vor allem Masse Beim krassen Außenseiter Wiesbaden musste es am Ende dementsprechend fast die komplette erste Garde der Bayern richten, was letztlich durch die individuelle Klasse Harry Kanes auch gelang. Der Engländer köpfte in der Nachspielzeit eine Flanke von Stanišić in die Maschen und bewahrte seinen Verein damit vor einer Blamage. Kane war es aber auch gewesen, der jüngst die fehlende Tiefe des Bayern-Aufgebots schonungslos aufgedeckt hatte. "Es ist wahrscheinlich einer der kleinsten Kader, in denen ich je gespielt habe", sagte der Stürmer Mitte August und übte damit zumindest indirekte Kritik an den Transfergeschicken der Klub-Oberen. Für den sonst so diplomatischen Kane dann doch eine überraschend offene Aussage. Bis zum Schließen des Transferfensters sei noch Zeit, gab Kane zwar zu, betonte aber auch: "Wir sind etwas dünn besetzt, aber das liegt nicht in der Hand der Spieler." Tatsächlich haben in diesem Sommer deutlich mehr Spieler den FC Bayern verlassen, als neue hinzugekommen sind. Verpflichtet wurden bisher lediglich Tom Bischof von der TSG Hoffenheim , Jonathan Tah aus Leverkusen und Luis Díaz vom FC Liverpool . Abgegeben wurden wiederum unter anderem Leroy Sané (Galatasaray), Thomas Müller (Vancouver Whitecaps), Paul Wanner (PSV Eindhoven), Kingsley Coman (Al-Nassr), João Palhinha (Tottenham), Frans Krätzig (Salzburg), Adam Aznou (Everton), Eric Dier (Monaco) und die bereits zuvor verliehenen Mathys Tel (Tottenham) und Bryan Zaragoza (Celta Vigo). Dem Kader ist damit nicht nur Qualität abhandengekommen, sondern vor allem auch Masse. Die braucht es aber nachweislich, um in allen drei Wettbewerben um den Titel mitspielen zu können. Hinzu kommen auch mehrere verletzte Stammelf-Kandidaten. DFB-Star Jamal Musiala fällt nach seinem bei der Klub-WM erlittenen Wadenbeinbruch noch monatelang aus. Alphonso Davies wird nach seinem Kreuzbandriss im Herbst zurückerwartet, Hiroki Itō mit seinem zweiten Mittelfußbruch Ende Oktober. Back-up für Kane wohl endlich gefunden Die Bayern müssen in den letzten Tagen auf dem Transfermarkt also dringend nachlegen. Bis zum 1. September haben die Verantwortlichen noch Zeit, den Kader vor allem in der Breite noch mal zu verstärken und damit unweigerlich auch die Qualität und den internen Konkurrenzkampf zu steigern. Nach den in diesem Sommer bereits geplatzten Wunschtransfers von Florian Wirtz und Nick Woltemade scheint ein so immens wichtiges Erfolgserlebnis auf dem Transfermarkt aber mittlerweile greifbar zu sein. Bei der Leihe von Nicolas Jackson vom FC Chelsea gibt es wohl einige Fortschritte. Mit ihm wäre zumindest endlich der schon so lange gesuchte Back-up für Harry Kane gefunden. Die Verpflichtung des 24-Jährigen wäre für die Bayern ein erster Schritt in die richtige Richtung. Um aber den angestrebten maximalen Erfolg erzielen zu können, braucht es unweigerlich weitere neue Spieler. Sonst wird womöglich sogar das Meisterschaftsrennen eine spannendere Angelegenheit, als es der 6:0-Auftaktsieg gegen Leipzig suggeriert hat. Max Eberl und Co. stehen vor intensiven Tagen, die über Wohl und Wehe einer ganzen Saison entscheiden könnten.
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