FC Bayern: Kim und Upamecano überzeugen als Abwehrmonster

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Wieder auf Upamecano und Kim zu setzen, war beim FC Bayern eine umstrittene Entscheidung. Der Erfolg gibt den Verantwortlichen momentan recht. Max Eberl lächelte süffisant, als er nach dem 1:1 im Topspiel gegen Bayer Leverkusen nach seiner Bewertung der Leistung des Abwehrduos des FC Bayern gefragt wurde. "Wenn ich jetzt 'herausragend' sage, dann sagen alle: 'Er verteidigt seine Entscheidung!'", sagte er und beließ es dann auch dabei. Mit "seiner Entscheidung" meinte Eberl diejenige, im Sommer wieder auf Dayot Upamecano und Min-jae Kim zu setzen und Fanliebling Matthijs de Ligt im Paket mit Noussair Mazraoui gleichzeitig für knapp 60 Millionen Euro an Manchester United zu verkaufen. Und das, obwohl Upamecano und Kim nach mehreren spielentscheidenden Patzern in der Rückrunde unter Ex-Trainer Thomas Tuchel ihren Stammplatz an de Ligt und Eric Dier verloren hatten. Diese durchaus umstrittene Maßnahme erweist sich zumindest für den Moment aber als goldrichtig. Der Erfolg gibt Kompany recht Bayerns neuer Chefcoach Vincent Kompany setzte von Anfang an wieder voll auf Upamecano und Kim. Während er auf fast allen anderen Positionen schon rotierte, vertraute er diesem Pärchen in allen sieben bisherigen Pflichtspielen in der Startformation. Der Erfolg gibt ihm damit recht. Nach einem wackeligen Ligastart in Wolfsburg (3:2) hat sich das Duo nämlich stabilisiert und mit dem 1:1 gegen die offensivstarken Leverkusener nun auch die erste richtige Feuertaufe dieser Saison erfolgreich bestanden. Mit ihren konzentrierten Leistungen verdienten sich beide jeweils auch t-online-Note 2 (siehe Einzelkritik oben). In der vergangenen Woche beim Auswärtsspiel in Bremen (5:0) hatte Bayerns Defensive keinen einzigen Torschuss zugelassen. Gegen Leverkusen waren es nun gerade einmal drei, so wenig wie Bayers Meistermannschaft in 98 Spielen unter Xabi Alonso noch nie hatte. Das Gegentor fiel aus dem Nichts und etwas unglücklich nach einer Ecke. Mit ihrem dominanten Auftritt setzten die weiter ungeschlagenen Bayern ein "Ausrufezeichen" (Eberl) hinter ihren Traumstart mit zuvor sechs Pflichtspielsiegen und verteidigten damit die Tabellenführung. De Ligt und Mazraoui erlebten am Sonntag unterdessen mit Manchester eine bittere 0:3-Heimniederlage gegen Tottenham Hotspur . An zwei Gegentreffern war de Ligt, für dessen Verbleib in München zumindest mitbeteiligt. Im Sommer hatten noch über 70.000 Bayern-Fans eine Online-Petition mit dem Titel "Keep de Ligt! Wir wollen de Ligt!" unterschrieben. Nach sechs Spieltagen findet der Niederländer sich mit United momentan auf Rang 12 der englischen Premier League wieder. Von der Achillesferse zum Erfolgsschlüssel Für Patzer waren auch Kim und Upamecano in der vergangenen Saison immer wieder gut. Mit allein 45 Gegentreffern in der Liga war die Abwehr seinerzeit noch die Achillesferse der Bayern. Kompany, früher selbst ein Weltklasseinnenverteidiger bei Manchester City , hat Upamecano und Kim aber wieder zu neuem Selbstvertrauen und Stabilität verholfen. In Kompanys Pressingsystem sind die beiden mit ihrer Schnelligkeit, ihrer aggressiven Spielweise und Zweikampfstärke enorm wichtige Faktoren und Schlüssel zum momentanen Erfolg. Das sieht auch ihr Teamkollege Joshua Kimmich so. "Wie sie in den letzten Wochen spielen, ist brutal, was sie da wegbügeln", sagte Kimmich nach der Leverkusen-Partie. "Sie wurden nach dem Spiel gegen Wolfsburg kritisiert, aber der Trainer hat sich öffentlich und in der Mannschaft für sie starkgemacht", erklärte Kimmich das aktuelle Erfolgsgeheimnis. "Das zahlen sie jetzt zurück. Beide sind in überragender Form." Sportdirektor Christoph Freund bestätigte das. Als "richtig, richtig stark" bewertete er die Leistung der beiden. "Sie spielen extrem abgebrüht, extrem zweikampfstark", sagte Freund. Es komme Kim und Upamecano "entgegen", so der 47-Jährige, "dass wir so aggressiv nach vorne verteidigen, dass wir draufgehen Mann gegen Mann." Kim mit Spitze Richtung Tuchel Kim selbst bestätigte diesen Eindruck. Im Gespräch mit t-online, das der Südkoreaner eigentlich auf Englisch führte, schwärmte er von Kompanys Spielansatz. Dabei nannte er das entscheidende Schlüsselwort mehrfach – und zwar auf Deutsch: "Gegenpressing." Damit hat Kim sein deutsches Lieblingswort offenbar gefunden. "Er erklärt uns Spielern noch viel konkreter, was er sich wünscht. Und weil das ganze Team gut spielt, kann ich auch gut spielen", sagte Kim über Kompany. Damit schickte er zumindest indirekt eine kleine Spitze Richtung Ex-Coach Thomas Tuchel, der seine Spielweise nach einigen Patzern öffentlich als "teilweise zu gierig" kritisiert hatte. "Gegenpressing": Kims Lieblingswort ist der Schlüssel In seinem eigenen Spiel als Defensivakteur habe er nichts verändert, sagte Kim. Das Gefühl sei nun trotzdem besser. "Es geht um mehr Details im Vergleich zum letzten Jahr – wenn wir spielen und trainieren", sagte er. "Wir spielen jetzt aggressiver mit dem neuen Coach – und mit Gegenpressing." Der auf Dominanz, Ballbesitz und Offensivfußball ausgerichtete Ansatz kommt in der Mannschaft gut an. Das hohe Anlaufen des Gegners bringt aber auch Risiken mit sich – vor allem für die beiden Innenverteidiger. "Sie müssen riesige Räume verteidigen", sagte Kimmich. "Man muss viel Qualität haben, um 50-60 Meter vor dem Tor zu stehen und den großen Raum dahinter zu verteidigen." Und Geschwindigkeit. Die in der vergangenen Saison erreichten Topwerte sprechen da ebenfalls klar für Upamecano (35 km/h) und Kim (34,8 km/h) und gegen de Ligt (32,8 km/h). Kim: "Ich kann noch viel von Kompany lernen" Bislang rechtfertigen Kim und Upamecano die Entscheidung für sie auch auf dem Platz. Kim deutet immer mehr an, warum er 2023 noch zum besten Abwehrspieler in der italienischen Serie A gewählt wurde und die Bayern im vergangenen Sommer 50 Millionen Euro Ablöse für ihn an die SSC Neapel überwiesen. Aufgrund seiner aggressiven Spielweise verdiente er sich in Italien noch den Spitznamen als Abwehr-"Monster". "Im ersten Spiel in Wolfsburg hatten wir ein paar Probleme", sagte Kim über das Zusammenspiel mit Upamecano, "aber jetzt wird es immer besser. Unsere Kommunikation ist sehr gut. So wollen wir weitermachen." Auch Kompanys Kommunikation lobte Kim explizit. "Er redet nicht nur mit mir und Upa viel, sondern mit der ganzen Mannschaft", sagte er. Auch das ist, wie an der Säbener Straße zu hören ist, ein entscheidender Unterschied im Vergleich zur Vorsaison. "Ich kann noch viel von ihm lernen", sagte Kim über Kompany. "Er weiß, wie man verteidigt, und hat eine gute Taktik." Und mit Kim und Upamecano offenbar auch genau die richtigen Abwehrspieler dafür.
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