FC Bayern: Kompanys Umgang mit Talenten führt zu wachsendem Frust

latest news headlines 10 std vor
Flipboard
Als großer Talentförderer hat sich Vincent Kompany beim FC Bayern noch keinen Namen gemacht – im Gegenteil. Das löst wachsende Unzufriedenheit und Frust aus. Vincent Kompany und sein Jugendstil: Das ist beim FC Bayern mittlerweile zu einem Reizthema geworden, das den Cheftrainer der Münchner schon am Montag wieder einholen wird. Dann starten die Profis des Rekordmeisters nach drei Wochen Pause in die Vorbereitung der Saison. Dabei wird schnell zu erkennen sein, welche Nachwuchsspieler in seinen Planungen eine Rolle spielen – und welche eben nicht. Mit 39 Jahren ist Kompany selbst einer der jüngsten Trainer der Bundesliga . Und trotzdem gerät er für seinen Umgang mit den Jungstars des FC Bayern zunehmend in die Kritik. Als großer Talentförderer hat sich der Belgier in München jedenfalls noch keinen Namen gemacht – im Gegenteil. Frust und Unzufriedenheit am Bayern-Campus Dass speziell am Nachwuchs-Campus deshalb die Unzufriedenheit und der Frust groß sind, berichtete nun auch die "Sport Bild". Schließlich gibt es in den Jahrgängen 2006 bis 2009 beim Rekordmeister zwar rund 40 aktuelle Jugend-Nationalspieler. Bei den Profis werden sie allerdings kaum eingebunden. Viele trainieren zwar regelmäßig bei Kompany mit. Und bei den Übungseinheiten bemüht sich der Belgier dem Vernehmen nach auch durchaus um die Nachwuchskräfte. In der vergangenen Saison verteilte der Chefcoach in den Pflichtspielen der ersten Mannschaft aber insgesamt lediglich 53 Einsatzminuten an die U19-Talente. Auch Kompany gehört dazu: Die Verlierer der Klub-WM beim FC Bayern Kompanys Umgang mit den Bayern-Talenten wirft insgesamt Fragen auf. Die Klub-WM in den USA machte da zuletzt keine Ausnahme. Kompany hatte für den Wettbewerb zwar zahlreiche Toptalente in seinem Kader nominiert, gespielt haben sie am Ende aber kaum – wie schon während der gesamten Saison. Das Durchschnittsalter seiner Startelf betrug bei der Klub-WM im Schnitt 29,3 Jahre. Neuzugang Tom Bischof erlebte im zweiten Gruppenspiel und der 0:1-Niederlage gegen Benfica Lissabon ein denkbar unglückliches Startelfdebüt. In Bayerns B-Elf ging der 20-Jährige auf der für ihn ungewohnten Zehnerposition unter und wurde von Kompany in der Halbzeitpause ausgewechselt. Abgesehen davon kam er nicht mehr zum Einsatz. Möglicherweise wird er seine Entscheidung gegen die Teilnahme an der U21-Europameisterschaft mit der DFB-Auswahl, die das Finale erreichte, und stattdessen für die Reise mit den Bayern in die USA mittlerweile bereuen. Bereuen es Bischof und Aznou? Den anderen Talenten im Kader erging es nicht viel besser. Adam Aznou war mit der Hoffnung in die USA gekommen, sich als Ersatz für den verletzten Alphonso Davies empfehlen zu können. Der 19 Jahre alte Linksverteidiger gilt als hoch veranlagt, ist bereits Nationalspieler beim WM-Vierten Marokko, auf dessen Länderspiele im Juni er extra verzichtete. Auch in der spanischen Liga war er zuletzt bei Valladolid, wohin er seit Januar ausgeliehen war, Stammspieler – überzeugte unter anderem im Duell mit seinem Ausbildungsverein FC Barcelona . Am Ende spielte er bei der Klub-WM aber nur acht Minuten – beim 10:0 gegen Auckland. Ansonsten setzte Kompany lieber auf die erfahreneren Raphaël Guerreiro und Josip Stanišić. Für Aznou ist das eine unbefriedigende Situation. Schon während der Klub-WM sagte er im Interview mit dem spanischen Journalisten Gerard Romero: "Meine Zukunft ist nicht klar. Ich möchte spielen. Wenn ich beim FC Bayern keine Spielminuten bekomme, werden wir eine Lösung suchen müssen." Nun steht Aznou tatsächlich vor dem Wechsel in die Premier League zum FC Everton . Und Kompany hätte mit ihm das nächste internationale Toptalent vergrault. Keine Perspektive für Wanner bei Bayern? In München scheinen die Perspektiven für die Nachwuchskräfte jedenfalls momentan begrenzt zu sein. Stattdessen suchen die Jungstars lieber nach anderen Wegen, um sich weiterzuentwickeln. Mittelfeldspieler Maurice Krattenmacher (19) reiste vorzeitig aus den USA ab, um auf Leihbasis zu Hertha BSC zu wechseln. Auch für Paul Wanner, der sich bei seinen Leihstationen in Elversberg und Heidenheim in den vergangenen beiden Jahren stark entwickelt hat, gibt es momentan noch keinen Platz im Kader. Ein richtiger Plan der Bayern mit dem 19 Jahre alten offensiven Mittelfeldspieler für die Profimannschaft ist bislang nicht zu erkennen. Schon mit Mathys Tel konnte Kompany wenig anfangen. Wenn überhaupt, setzte er den Angreifer nur auf der von ihm ungeliebten n Außenbahn ein. Im Winter verabschiedete Tel sich zunächst auf Leihbasis und nun endgültig zu Tottenham Hotspur . Bayern verkaufte ihn für 35 Millionen Euro. Dabei galt der 20-Jährige eigentlich als die Zukunft im Bayern-Sturm, was die Verantwortlichen um Sportvorstand Max Eberl wiederholt betont hatten. Tel identifizierte sich voll mit dem Rekordmeister und war bei den Fans ein absoluter Publikumsliebling. Auch deshalb beobachten viele Fans vor allem der aktiven Szene den Umgang mit Bayerns Talenten zunehmend kritisch. Verliert Bayern den Unverhinderbaren? Immerhin ließ Kompany bei der Klub-WM Lennart Karl die gesamte zweite Halbzeit gegen Auckland spielen. Der 17 Jahre alte offensive Mittelfeldspieler verblüffte dabei mit seiner frechen, unbekümmerten Art und einigen gelungenen Dribblings sowohl seine Gegenspieler als auch so manchen Beobachter. Karl, der von Ex-Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack beraten wird, gilt als das wohl größte Talent, das die Bayern derzeit in ihrer Nachwuchsabteilung haben. Nach Karls Doppelpack im U17-Halbfinale gegen Borussia Dortmund (3:1) sagte Bayerns Campus-Boss Markus Weinzierl zu t-online über ihn vielsagend: "Er ist von uns unverhinderbar." Bayerns Campus-Boss: "Er ist von uns unverhinderbar" Inwieweit das der Realität unter Kompany entspricht, bleibt abzuwarten. Karl zögert bislang nämlich weiterhin mit der Verlängerung seines momentan nur noch bis Sommer 2026 befristeten Vertrags. In der neuen Saison soll Karl nun einen festen Platz als Back-up für Michael Olise auf dem rechten Flügel im Profikader bekommen. Ob ihn allein das von einem Verbleib überzeugen wird? "Idealerweise bringen wir jedes Jahr einen Spieler raus" Ein derart vielversprechendes Talent wie Karl möglicherweise ablösefrei zu verlieren, wäre aus Sicht des FC Bayern jedenfalls fatal. Schließlich soll der Nachwuchs-Campus an der Ingolstädter Straße, den sich der Rekordmeister rund 100 Millionen Euro kosten ließ, doch eigentlich die Münchner Antwort auf den Transferwahnsinn mit Ablöseforderungen in genau dieser Höhe auf dem internationalen Markt sein. Ex-Vorstandsboss und Aufsichtsratsmitglied Karl-Heinz Rummenigge sagte erst kürzlich der "Welt am Sonntag": "Idealerweise bringen wir jedes Jahr einen Spieler raus, der es in die erste Mannschaft schafft." Auch Kompany darf das eigentlich als unmissverständlichen Auftrag verstehen. Von dessen Erfüllung schienen er und die Bayern zuletzt weit entfernt. Das soll sich in der kommenden Spielzeit aber offenbar ändern – zumindest, wenn es nach Sportdirektor Christoph Freund geht. Der kündigte an, dass sieben Toptalente ab sofort permanent bei den Profis sein werden. "Wir haben bei der Klub-WM in den USA bewusst vielen Talenten die Möglichkeit gegeben, über einen längeren Zeitraum bei den Profis dabei zu sein", sagte Freund der "Sport Bild" und verriet: "Lennart Karl, Adam Aznou, Leon Klanac, Cassiano Kiala, Jonah Kusi-Asare und David Santos Daiber werden wie auch Wisdom Mike weiterhin regelmäßig mit den Profis trainieren." Freund weiter: "Wir setzen großes Vertrauen in diese Nachwuchsspieler: Jeder hat die Chance, seinen Weg zu machen. Die Tür ist bei uns generell offen." Das gelte auch für weitere Talente. In der Theorie hört sich dieser geplante Kurswechsel gut an. Es liegt jetzt aber vor allem an Kompany, ihn auch in die Praxis umzusetzen.
Aus der Quelle lesen