Michael Olise ist beim Sieg des FC Bayern gegen Donezk der Matchwinner und erstaunt mit einer unfassbaren Aktion. Auch seine Reaktion überrascht. Aus Gelsenkirchen berichtet Julian Buhl Dass Konrad Laimer als erster Bayern-Spieler durch den einem Kohle-Bergwerkstollen nachempfundenen Spielertunnel der Veltins-Arena in Gelsenkirchen in die Mixed Zone kam, passte perfekt ins Bild. Wer sonst hätte diesen Arbeitssieg gegen Schachtar Donezk besser erklären können als Bayerns Vorabeiter. Dass es genau ein solcher war, darüber konnte auch das am Ende dann doch noch sehr deutlich ausgefallene Endergebnis von 5:1 nicht hinwegtäuschen. Vor allem nach dem frühen 0:1-Rückstand war die aufgrund des russischen Angriffskrieges in der Ukraine in Gelsenkirchen ausgetragene Champions-League-Partie für den Rekordmeister lange ein hartes Stück Arbeit. Lizarazu kritisiert Olise: "In Frankreich erwarten wir mehr von ihm" Malocher Laimer, der in rot-weißen Badeschlappen und mit heruntergekrempelten Stutzen vor die Reporter trat, berichtete also von einem "holprigen Start": "Wir waren nicht so richtig giftig in unseren Zweikämpfen und ein bisschen unsauber in unseren Zuspielen." Aber eben auch von einem "sehr wichtigen Auswärtssieg", der am Ende dennoch dabei herausgekommen sei. Laimer selbst hatte den mit seinem platzierten Schuss unter die Latte zum 1:1 auf den Weg gebracht. Laimer über Olise: "Das war wie bei Mario Kart" Das Highlight des Abends setzte mit Michael Olise, der einen Sololauf übers halbe Feld mit dem Tor zum Endstand abschloss, aber ein Künstler im Team – und kein Arbeiter. Auch dafür hatte Laimer die perfekte Erklärung parat. "Er ist gefühlt durch 10 Spieler durchgedribbelt. Das war wie bei Mario Kart, wenn du einen Stern bekommst und keiner berührt ihn", sagte Laimer zu t-online. "Das hat er gut gemacht." Zuvor hatte der Franzose bereits den Elfmeter zum vorentscheidenden 3:1 sicher und platziert verwandelt sowie Laimers Tor – mit einer eher verunglückten Ballannahme – vorbereitet. Oh là là, Olise. Als bester Bayer verdiente er sich damit jedenfalls t-online-Note eins und die Man-of-the-Match-Trophäe der Uefa, die er anschließend etwas missmutig in die Kameras hielt. Abseits des Fußballplatzes scheut der 22-Jährige das Rampenlicht nämlich nach wie vor, gibt sich vor den Kameras weiterhin extrem wortkarg. Olise verlässt das Bankett als einer der Ersten Auch beim Mitternachtsbankett, bei dem die Mannschaft anschließend in der hippen Eventlocation Zeche Ewald-Ruhr auf dem Gelände eines stillgelegten Steinkohlenbergwerks empfangen wurde, hielt sich Olise anschließend nicht lange auf. Noch vor 1 Uhr verließ er die zum Galasaal umfunktionierte Maschinenhalle Süd, in der sich der Bayern-Tross versammelt hatte, als einer der ersten Spieler wieder. Die Verantwortlichen um Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen und Sportvorstand Max Eberl feierten da noch den Sieg bei argentinischem Rinderfilet, Himbeertiramisu und Rotwein. Damit stehen die Bayern in der neuen XXL-Tabelle der Champions League jetzt dort, wo sie auch am Ende mindestens hinwollen: auf Platz acht. Der garantiert ihnen nämlich die direkte Qualifikation fürs Achtelfinale – ohne den Umweg über die Play-offs nehmen zu müssen. Sichergestellt hatte dies vor allem Olise mit seinem Galaauftritt. Auch Eberl äußerte sich auf t-online-Nachfrage zum Mann des Abends, der in den vergangenen Wochen seine beeindruckende Frühform, mit der er in die Saison gestartet war, etwas verloren zu haben schien. Eberl verteidigt Olise gegen Kritik "Ich habe Michael nicht so kritisch gesehen", sagte Eberl, der gleichzeitig aber auch einräumte, dass Olise zuletzt "nicht mehr so viele Scorer gehabt" habe. "Das ist richtig, er war bei diesen entscheidenden Szenen nicht mehr so richtig dabei." Eberl betonte, dass Olise, der erst im Sommer für 53 Millionen Euro vom englischen Premier-League-Klub Crystal Palace nach München kam, schon in seinem ersten halben Jahr bei Bayern ein "sehr, sehr guter Spieler" sei, "der uns einfach guttut". "Dass ein Spieler auch mal eine Zeit hat, in der es vielleicht nicht so leicht von der Leber geht, sondern ein bisschen mehr mit Arbeit zu tun hat, ist normal", so Eberl weiter. "Aber er hat sich heute wieder mit seiner Leistung und seinen beiden Toren dafür belohnt, dass er eben auch gearbeitet hat." Eberl sah den Künstler am Ende also doch noch als Arbeiter. Lizarazu über Olise: "In Frankreich erwarten wir mehr von ihm" Nach seinem Doppelpack steht Olise jetzt jedenfalls bei insgesamt neun Toren und sieben Vorlagen in 21 Pflichtspielen. Damit hat er die mit Abstand beste Scorerbilanz aller Flügelspieler bei Bayern vorzuweisen. Sky-Experte Lothar Matthäus stellte auch deshalb zuletzt fest, er sehe "mit Olise derzeit nur einen Spieler beim FCB , der sich auf Weltklasse-Niveau befindet". Doch auch er sah sich zuletzt aufgrund einiger Spiele, in denen er untergetaucht war, zunehmender Kritik ausgesetzt. "Olise hatte einen guten Start bei Bayern", sagte etwa der ehemalige Bayern-Profi und Weltmeister Bixente Lizarazu zu t-online: "Bei der französischen Nationalelf ist das aber nicht der Fall." In seinen ersten vier Spielen für die "Équipe Tricolore" war Olise bislang noch an keinem Treffer beteiligt. "In Frankreich und im französischen Nationalteam erwarten wir mehr von ihm", so Lizarazu. ( Mehr zu Lizarazus Kritik an Olise lesen Sie hier. ) Zum Beispiel solche Tore wie beim 5:1. Auch die Bayern hätten sicher nichts dagegen, wenn Olise zukünftig noch öfter in den Mario-Kart-Modus mit Stern schalten würde.