Zum ersten Mal in dieser Saison verlässt der FC Bayern den Platz nicht als Sieger. Die Münchner fühlen sich trotzdem als Gewinner. Und wollen schon bald Revanche. Die Serie von 16 Pflichtspielsiegen des FC Bayern zum Start in diese Saison ist mit dem 2:2 bei Union Berlin zwar gerissen . Nach dem späten Ausgleichstreffer in der Nachspielzeit fühlten sich die Münchner aber trotzdem wie der Sieger des zehnten Bundesliga-Spieltags. "Am Ende ist es ein sehr guter Punkt für uns", sagte Kapitän Manuel Neuer hinterher bei Sky und rechnete vor: "Weil wir Punkte gesammelt haben und die Konkurrenz nicht. Deshalb sind wir heute dann sechs Punkte voraus." Was Neuer meinte, waren die Patzer, die sich RB Leipzig mit der 1:3-Niederlage gegen die TSG Hoffenheim und Borussia Dortmund mit dem 1:1 beim Hamburger SV nach einem Gegentor ebenfalls in der Nachspielzeit geleistet hatten. Damit konnten die Münchner ihren Vorsprung in der Tabelle auf ihre beiden ärgsten Verfolger mit dem Punktgewinn nämlich tatsächlich sogar noch ausbauen. Remis in der Bundesliga: Bayern zufrieden mit Punkt in Berlin Daher befand auch Vincent Kompany : "Wenn man schaut, was der Gegner gemacht hat, ist es natürlich ein gewonnener Punkt", sagte der Cheftrainer des FC Bayern nach dem Unentschieden bei DAZN. Dass sich die Münchner nur vier Tage nach dem 2:1-Erfolg bei Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain in Köpenick so schwertaten, kam für den Trainer wenig überraschend: "Ich habe die Mannschaft darauf vorbereitet, was auf uns zukommt. Ich wusste, dass es heute ein Kampf wird. In diesen Chaos-Momenten war Union gefährlich." "Hat uns das Genick gebrochen": Stimmen zum Remis zwischen Bayern und Union Berlin So gelang es Union, Bayerns Siegesserie zu beenden Was die Berliner denn nun besser gemacht hätten als die 16 Bayern-Gegner zuvor, wurde Neuer gefragt. "Erst mal zwei Tore", antwortete Neuer und fügte hinzu: "Das bei Standards so gutzumachen, dass wir die Tore dann auch kassieren, das hat uns so bisschen das Genick gebrochen." Dass Kompany sich dazu entschieden hatte, seine Mannschaft bis auf Leon Goretzka , der für Aleksandar Pavlović ins Spiel kam, kaum umzustellen, wollte niemand als Ausrede gelten lassen. "Wenn sie 16 Mal gewinnen, dann kannst du nicht im 17. Spiel sagen, dass es an der Frische gelegen hat", sagte auch Bayerns Chefkritiker Dietmar Hamann als Experte bei Sky. "Das größere Problem war heute, dass die ganze Welt sie abgefeiert hat für das Spiel am Dienstag", so Hamann. "Und sie heute gegen eine Mannschaft gespielt haben, die sich eine Woche darauf vorbereitet und um jeden Ball gefightet hat. So wie es die Bayern unter der Woche in Paris gemacht haben." Ein Blick in die Statistik belegt das. Union lief am Ende nämlich mehr als vier Kilometer mehr als die Bayern, die bei der Partie in der Hauptstadt phasenweise müde wirkten. Unentschieden in Berlin: Kane rettet Bayern in der Nachspielzeit Begünstigt wurde der Spielverlauf auch durch das 0:1 in der 27. Spielminute, bei dem sich Neuer einen seiner seltenen Patzer erlaubte und den Ball durch seine Hände und unter seinem Oberkörper ins Tor gleiten ließ. Auch Neuer erwähnte das "erste Tor" als Schlüsselmoment, "wo ich auch natürlich meinen Anteil daran habe. Ich habe die falsche Entscheidung getroffen." Durch ein Traumtor von Luis Díaz , der den Ball zuerst mit einer Grätsche vor der Auslinie rettete und anschließend aus unmöglichem Winkel unter die Latte traf, kamen die Bayern zwar vor der Halbzeitpause noch zurück (38.). An dem Spiel änderte sich aber auch nach dem Seitenwechsel wenig. Durch den zweiten Treffer von Danilho Doekhi ging Union sieben Minuten vor dem Ende nicht unverdient zum zweiten Mal in Führung. Schon in der Nachspielzeit angekommen, schien die erste Saisonniederlage der Bayern bereits nicht mehr zu verhindern zu sein. Bayern retten Punkt in der Bundesliga: "Geben uns nie geschlagen" Doch dann schlug Harry Kane nach Flanke des eingewechselten Tom Bischof in der Nachspielzeit mit seinem Kopfballtreffer noch mal zu. Und rettete den Bayern damit zumindest den momentanen Status der Unbesiegbarkeit. "Das zeigt den Spirit und die Entschlossenheit der Mannschaft. Wir geben uns nie und zu keinem Zeitpunkt geschlagen", sagte der Torschütze anschließend bei Sky über den geretteten Punkt in Berlin. "Wir hätten heute auch ganz leicht mit einer Niederlage vom Platz gehen können und uns damit dann in die Länderspielpause verabschieden müssen", räumte Kane ein. "Aber die Art und Weise, wie wir uns dieses Unentschieden noch geholt haben, hält das Momentum für uns aufrecht, auch wenn unsere Siegesserie jetzt hier geendet ist." Das müsse auch nicht unbedingt "etwas Schlechtes bedeuten", so Kane weiter. "Jetzt wird weniger darüber geredet und wir können uns wieder darauf fokussieren, Spiele zu gewinnen." Wiedersehen mit Union Berlin im Pokalachtelfinale Auch Kane sprach von einem "harten Spiel", das die "Eisernen" den Bayern geliefert hatten und durch ihre Leistung kurz davor waren, den Nimbus der Unbesiegbarkeit des Rekordmeisters als erstes Team in dieser Saison zu durchbrechen. "Es war genau das, was wir im Prinzip erwartet haben: Ein großer Kampf, viele lange Bälle, viele Standardsituationen, die es zu verteidigen gilt, ein furchtbarer Platz, viele kleine Entscheidungen gegen uns", so Kane: "Wir mussten kämpfen. Aber auch als wir in Rückstand geraten sind, sind wir fokussiert geblieben." Schlussmann Manuel Neuer bemerkte, dass Bayern in der Nachspielzeit sogar noch ein drittes Tor hätte erzielen und das Spiel damit noch komplett drehen können. "Im Grunde ist der Glaube, dass wir alles schaffen können, noch in unseren Köpfen", sagte er. Konkret ist das der mögliche Gewinn des Triples aus Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League . In nicht mal vier Wochen wird sich den Bayern dabei erneut Union Berlin in den Weg stellen. Im Achtelfinale des DFB-Pokals kommt es nämlich schon am 3. Dezember zur Neuauflage der Partie gegen die Bayern an der Alten Försterei. Die wissen spätestens jetzt ganz genau, was für eine harte Probe sie dort erwartet.