Finanziell stabil? Wie Geldsorgen die Gesundheit belasten

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Schulden machen krank – sie können sich negativ auf Körper, Geist und Seele auswirken. Den Kopf in den Sand zu stecken, hilft aber nicht. Was man für die eigene finanzielle Gesundheit tun kann. Dauerhafte Geldsorgen? Betroffenen geht es in solchen Fällen oft nicht nur finanziell schlecht. Auch das körperliche Wohlbefinden leidet darunter. "Studien zeigen, dass Schulden etwa zu Schlafmangel, Bluthochdruck und Depressionen führen können", sagt Verena von Hugo, Vorstandsvorsitzende des Bündnisses Ökonomische Bildung Deutschland. Zudem könne durch Schulden das Risiko für psychische Erkrankungen steigen. Dabei können Geldsorgen Krankheiten längst nicht nur auslösen, sondern sie auch verstärken. Darauf weist das Hamburger Institut für Finanzdienstleistungen (iff) hin. Demnach sind überschuldete Menschen in Deutschland zum Beispiel öfter von Schmerzen betroffen als die Durchschnittsbevölkerung. Forschende in Finnland fanden zudem in einer Längsschnittstudie mit knapp 49.000 Teilnehmenden heraus, dass Überschuldete ein erhöhtes Risiko haben, an chronischen Krankheiten wie etwa Diabetes, koronarer Herzkrankheit und Bronchialasthma zu erkranken. Schulden können einen krank, schlaflos und einsam machen Aber nicht nur das. Wer sich über eine längere Zeit in einer Finanzmisere befindet, entwickelt laut Verena von Hugo oft ein Ohnmachtsgefühl. Man fühle sich häufig der Situation ausgeliefert und wisse keinen Ausweg. Das führe nicht zuletzt dazu, dass man sich gegenüber anderen - etwa Freunden - schäme, offenzulegen, dass man kein Geld hat, um beispielsweise mit in ein Restaurant zu gehen. In der Folge mieden viele soziale Kontakte - und das mache einen irgendwann einsam. Krank, schlaflos, einsam - Schulden können sich enorm negativ auf Körper, Geist und Seele auswirken. "Letztendlich zeigt das, dass finanzielle Gesundheit genauso wichtig fürs Wohlbefinden ist wie eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung." Gute von schlechten Verbindlichkeiten unterscheiden Aber: Nur weil jemand Schulden hat, heißt das nicht gleich, dass er seiner Gesundheit übel mitspielt. "Schulden sind nicht gleich Schulden", sagt Wirtschafts-Professor Michael Heuser. Zu unterscheiden seien sogenannte gute Schulden von schlechten Schulden. "Sogenannte schlechte Schulden sind Konsum-Schulden, also, wenn man sich etwa mit einem Kredit eine Urlaubsreise finanziert", so Heuser, der Wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) ist. Gute Schulden sind laut Heuser indes Investitions-Schulden. Das kann neben einem Kredit für eine eigene Immobilie etwa ein Darlehen für Bildung sein – mit dem man sich oder Angehörigen zum Beispiel ein Studium oder eine Weiterbildung finanziert. "Zur Kategorie "gute Schulden" kann auch die Investition in ein Auto gehören." Nämlich dann, wenn man es für den Weg zur Arbeit benötigt. Beratung kann aus der Abwärtsspirale helfen Doch egal, ob gute Schulden oder schlechte Schulden – das Geld ist früher oder später zurückzuzahlen. "Schulden können vor allem dann echte Stressfaktoren sein, wenn man keine realistischen Strategien für eine Rückzahlung hat", sagt Verena von Hugo. In solchen Fällen macht es zumeist Sinn, eine Schuldnerberatungsstelle aufzusuchen und gemeinsam mit Profis einen Weg aus der Überschuldung auszuloten. So gibt es etwa das kostenfreie und telefonische Beratungsangebot der Stiftung Deutschland im Plus . In Zusammenarbeit mit sozialen Schuldnerberatungsstellen hat die Stiftung eine anonyme Ersthilfe im Angebot. Die Telefonnummer lautet 0800 5 03 58 51. Erreichbar ist sie montags bis freitags von 10 bis 13 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 15 bis 18 Uhr. Wer sich lieber online in einem Chat beraten lassen möchte, findet bei der Schulden-Helpline kostenfrei Hilfe. Finanzielle Bildung forcieren Verena von Hugo fasst es zusammen: Nur wer über grundlegende Kenntnisse im Hinblick auf Finanzen verfüge, könne in Geldfragen gute Entscheidungen treffen, sagt sie. Im Idealfall setzt Finanzbildung schon in der Schule an. Unterrichtsmaterialien etwa zu Themen wie Geldanlage und Nachhaltigkeit, Ver- und Überschuldung, Haushaltsbudget, Girokonto, Steuern und Versicherungen stellt zum Beispiel das Ratgeberportal der Finanztip Stiftung zur Verfügung. Die Flossbach von Storch Stiftung , deren Vorständin Verena von Hugo ist, bietet zur Vermittlung von Wirtschafts- und Finanzwissen im Unterricht für (angehende) Lehrkräfte kostenlose Online- und Präsenz-Seminare an. Daneben fördert sie die vom Institut für Ökonomische Bildung betriebene Datenbank Teach Economy für den Wirtschaftsunterricht mit Gratis-Materialien und digitalen Medien wie Erklärvideos, Filmen oder interaktiven Statistiken. Budget vernünftig planen und Notgroschen ansparen Wer aus dem schulfähigen Alter heraus ist, muss aber nicht verzagen. Mit ein wenig Recherche lassen sich im Netz verschiedene Angebote für zum Beispiel Einzel- und Gruppen-Workshops von Coaches, Verbänden und Stiftungen finden. "Um seine Finanzen im Griff zu halten, ist es wichtig zu wissen, wie man eine Budgetplanung macht", sagt Michael Heuser. Die Übersicht über Einnahmen und Ausgaben hilft dabei, zu erkennen, ob es eine finanzielle Schieflage gibt und woher diese rührt. So lässt sich gegebenenfalls gegensteuern. Außerdem kommt es darauf an, einen Notgroschen in Höhe von etwa drei Nettomonatsgehältern für unvorhersehbare Ausgaben anzusparen. Ebenfalls relevant: so früh wie möglich damit anzufangen, fürs Alter vorzusorgen. "So ist finanzielle Gesundheit auch im Ruhestand gewährleistet", sagt Heuser.
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