Formel 1: McLaren muss zittern – Schreckgespenst Verstappen ist zurück

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Eigentlich war Max Verstappen schon aus dem Rennen um den Weltmeistertitel ausgeschieden, doch nun meldet sich der Titelverteidiger zurück. Er hat nur ein Problem. Selbst an rennfreien Wochenenden nimmt Max Verstappen mittlerweile einen Schluck Sieger-Champagner. Während die Formel 1 am vergangenen Wochenende eine Pause einlegte, stieg er trotzdem ins Rennauto. Auf der Nordschleife am Nürburgring nahm der Niederländer in einem GT3-Auto an einem Lauf der Langstreckenweltmeisterschaft teil. Die legendäre Rennstrecke in der Eifel wird aufgrund ihrer hohen Komplexität und Gefahr auch "Grüne Hölle" genannt. Jeder Fahrer, der dort an Rennen teilnehmen will, muss vorher eine eigene Rennlizenz für die Strecke machen. Erst kürzlich erhielt Verstappen diese Lizenz. Er feierte nun sein Debüt – und gewann direkt das erste Rennen. "Das ist der beste Rennfahrer der Welt", zeigte sich Routinier Frank Stippler, der im Ford den dritten Platz holte, von Verstappen beeindruckt. Seinen Anspruch auf diesen Titel unterstrich Verstappen zuletzt auch wieder in seinem eigentlichen Zuhause: der Formel 1. Die vergangenen zwei Rennen gewann der viermalige Weltmeister. Trotz eines schwachen Saisonstarts scheint eine erneute Titelverteidigung plötzlich wieder möglich. Dafür müsste Verstappen aber einen nahezu perfekten Schlussspurt hinlegen. Allerdings wartet sein größtes Problem schon an diesem Wochenende. WM-Titelanwärter schienen klar Eigentlich war es bereits ausgemachte Sache, dass die beiden McLaren-Piloten Oscar Piastri und Lando Norris den WM-Titel in diesem Jahr unter sich ausmachen würden. Zu groß waren die Probleme bei Red Bull, zu dominant der britische Rennstall mit seinen beiden Topfahrern. Nur zwei der ersten 15 Saisonläufe konnte Verstappen gewinnen, zwölf der übrigen 13 Rennen gewann ein McLaren-Pilot. An Verstappens Klasse zweifelte dabei kaum jemand. Vielmehr hatte sein Red Bull große Probleme, konnte mit der Spitze des Feldes zu oft nicht mithalten. Immer wieder klagte Verstappen bitterlich über das Fahrverhalten seines Boliden. Der Weltmeister holte mit vier Podestplätzen neben den zwei Siegen meist noch das bestmögliche Ergebnis aus dem mangelhaften Auto heraus. Die Probleme bei Red Bull waren gar so groß, dass Teamchef Christian Horner , der den Rennstall seit seiner Gründung im Jahr 2005 leitete und zu insgesamt acht Fahrertiteln mit Sebastian Vettel und Verstappen sowie sechs Konstrukteurstiteln führte, im Juli gehen musste. Laurent Mekies, bis dahin Teamchef des kleineren Schwesterteams Racing Bulls, übernahm Horners Posten. Nach etwas Anlaufzeit präsentiert sich der Rennstall unter Mekies' Führung deutlich stabilisiert. Einige Updates am Auto brachten eine deutliche Verbesserung – und erlaubten Verstappen so, sich wieder im Kampf um Siege einzubringen. Der ließ sich nicht zweimal bitten: Beim Großen Preis von Italien Anfang September fuhr der 28-Jährige auf die Pole Position und münzte diese perfekte Ausgangslage in seinen dritten Saisonsieg um. Zwei Wochen später bot sich in Aserbaidschan dasselbe Bild. Mit über vier Zehntelsekunden Vorsprung sicherte sich Verstappen zunächst deutlich den ersten Platz in der Qualifikation und ließ der Konkurrenz bei seinem dominanten Start-Ziel-Sieg im Rennen nicht den Hauch einer Chance. Über 14 Sekunden Vorsprung hatte er bei der Zieldurchfahrt auf den Zweitplatzierten George Russell . Verstappens furiose Aufholjagd Die McLaren-Piloten erlebten zeitgleich einen Rennsonntag zum Vergessen. Der WM-Führende Piastri steuerte sein Auto bereits in der ersten Runde in die Streckenbegrenzung und schied aus. Verfolger Norris konnte das jedoch kaum nutzen und holte mit Platz sieben lediglich sechs Punkte auf. Seit der Sommerpause hat Verstappen dank der zwei Siege und Platz zwei bei seinem Heimrennen in Zandvoort 68 von 75 möglichen Punkten eingefahren. Piastri sammelte im gleichen Zeitraum nur 40 Punkte, Norris sogar nur 24 Zähler. Noch 199 Punkte zu vergeben Verstappen liegt nun "nur noch" 69 Punkte hinter Piastri und sogar nur 44 Punkte hinter Verfolger Norris. Der schon sicher geglaubte Titel für einen der beiden McLaren-Fahrer – so sicher scheint er jetzt nicht mehr. Immerhin sind bei sieben noch ausstehenden Grand Prix noch 175 Punkte zu holen. Hinzu kommen in den USA, Brasilien und Katar noch drei Sprintrennen, bei denen ein Sieg acht Punkte einbringt. Insgesamt sind also noch 199 Punkte in der Verlosung. Das Schreckgespenst Verstappen, das den Konkurrenten in den vergangenen vier Saisons mit seinem fehlerfreien wie aggressiven Fahrstil das Fürchten lehrte, ist zurück. Zumal Piastri mit seinem schwachen Wochenende in Baku und McLaren mit zwei vermasselten Boxenstopps bei Norris in Folge zuletzt uncharakteristische Fehler machten. Singapur kommt zur Unzeit Für Verstappen gilt dennoch: Will er seinen Titel verteidigen und zum fünften Mal in Folge Weltmeister werden, muss er seine Dominanz aus den vergangenen beiden Rennen fortsetzen und fast jedes der verbleibenden sieben Rennen gewinnen. Gleichzeitig müssen ihm die beiden McLaren-Piloten den Gefallen tun und weiter Federn lassen. Der Weltmeister selbst weiß das und stapelt tief: "Ich verlasse mich nicht auf Hoffnung. Es sind noch sieben Rennwochenenden und 69 Punkte sind viel", sagte er zuletzt. "Über den Titel denke ich deswegen nicht nach, ich gehe Rennen für Rennen an." Dafür kommt ausgerechnet das Rennen in Singapur am kommenden Wochenende für Verstappen zur Unzeit. Denn: Das Nachtrennen in dem asiatischen Staat ist seit jeher kein gutes Pflaster für Red Bull und Verstappen. Singapur ist das einzige der 24 Rennen im aktuellen Rennkalender, das Verstappen noch nie gewinnen konnte. Nicht mal zu seinen dominantesten Zeiten brach der Fluch: In der Saison 2023 gewann ein Red-Bull-Fahrer jedes einzelne Rennen des Jahres – mit Ausnahme von Singapur. Die Vorzeichen vor dem Rennen auf dem Stadtkurs könnten für Verstappen also besser sein. McLaren darf sich durchaus berechtigte Hoffnung machen, den Abstand auf den Niederländer wieder vergrößern zu können. Andersherum gilt aber auch: Sollte Verstappen seinen Singapur-Fluch brechen und seinen ersten Triumph dort einfahren, dürften bei der Konkurrenz die Alarmglocken schrillen. Auch Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko sagte mit Blick auf die WM vielsagend: "Warten wir Singapur ab. Wenn Max dort auch gewinnt, dann komme ich ins Nachdenken."
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