Frauen-EM: DFB-Team – Ein abruptes Ende für Carlotta Wamser

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Die EM sollte für Carlotta Wamser eine unerwartete Wendung nehmen. Nach einem Auf und Ab der Gefühle folgte eine schmerzhafte Konsequenz. Aus Zürich berichtet Kim Steinke Passenderweise fand Lena Oberdorf mitfühlende Worte für Carlotta Wamser, die beim 1:4 gegen Schweden Rot gesehen hatte. "Es ist eine schwierige Situation. Auch dadurch, dass Carlotta eine junge Spielerin ist und es das erste große Turnier ist", sagte Oberdorf am Sonntag in ihrem Podcast "Popcorn & Panenka" mit Blick auf den Platzverweis. "Jetzt verpasst sie ein Spiel und hat vielleicht auch das Gefühl, dass sie dieses Spiel verloren hat." Für Oberdorf kam die Europameisterschaft in der Schweiz einige Wochen nach ihrem Kreuzbandriss zu früh. Das dritte deutsche Gruppenspiel verfolgte die 23-Jährige daher in Zürich von der Tribüne aus. Sie sah, wie Wamser in der 31. Minute einen gegnerischen Schuss im eigenen Strafraum mit der Hand abgewehrt hatte. Die Folge: glatt Rot und eine Spielsperre für das Viertelfinale. "Ich würde mich an ihrer Stelle nicht arg reinsteigern", riet Oberdorf ihrer Teamkollegin. Nach einem turbulenten Turnierverlauf für Wamser ist das aber wohl leichter gesagt als getan. Rolle verändert sich schlagartig Noch vor wenigen Wochen war Wamser mit Freunden im Urlaub auf Kreta – ohne jegliche Gedanken an eine EM-Teilnahme. "Ich hatte es gar nicht mehr im Kopf, dass man noch angerufen werden kann. Ich war gerade im Urlaub", erklärte Wamser t-online. Sie hatte bis dato gerade einmal zwei Länderspiele absolviert. Dann klingelte das Handy. Doch statt des Bundestrainers rief zunächst ihre Mutter an: Christian Wück , der Wamsers Nummer nicht hatte, bat um Rückruf. Die junge Nationalspielerin musste sich also selbst melden, um von ihrer Nominierung zu erfahren. Dass sie eine tragende Rolle bei der Jagd um den EM-Titel spielen würde, ahnte Wamser da noch nicht. Im deutschen Team angekommen, spielte sie ohne große Erwartungen. "Umso schöner, dass ich ohne Druck aufspielen und trainieren kann", sagte sie damals. Sie habe die Chance, sich zu zeigen und zu empfehlen. Spannend: Ihre noch junge Karriere begann im offensiven Mittelfeld, führte über die Außenbahn bis in die Sturmspitze. Für das Turnier wurde sie als Rechtsverteidigerin eingeplant. Ganz neu ist die Rolle für Wamser aber nicht. Die gebürtige Herforderin wurde bereits in der vergangenen Saison bei Eintracht Frankfurt umgeschult. Zur neuen Spielzeit wechselt sie zu Bayer Leverkusen . Wie sie verschiedene Positionen so schnell annehmen konnte? "Ich bin relativ kopflos", sagte sie, "und es klappt irgendwie auch immer." Ein Satz, der während der Europameisterschaft immer wichtiger werden sollte. Denn schon im ersten Spiel gegen Polen (2:0) kam alles anders als geplant: Kapitänin Giulia Gwinn verletzte sich nach 36 Minuten schwer und musste ausgewechselt werden. Bundestrainer Christian Wück setzte auf die unerfahrene Wamser. Sie überzeugte mit Tempo und Zweikampfstärke, gewann mehrfach das direkte Duell gegen Weltklassestürmerin Ewa Pajor und war an beiden deutschen Treffern beteiligt. Torhüterin Ann-Katrin Berger lobte nach Abpfiff: "Sie wurde ins eiskalte Wasser geworfen – und hat geliefert." Ein abruptes Ende Im zweiten Spiel gegen Dänemark (2:1) erhielt Wamser erneut das Vertrauen – dieses Mal von Beginn an. Wieder war sie aktiv, kämpferisch, präsent und holte mit ihrem Steilpass auf Linda Dallmann einen Elfmeter für Deutschland heraus. Die Euphorie um "Calle", wie sie im Team genannt wird, wuchs. Wamser war bis hierhin die deutsche Entdeckung des Turniers. Doch der steile Aufstieg fand im dritten EM-Gruppenspiel gegen Schweden ein abruptes Ende. In der 31. Minute klärte Wamser vor dem deutschen Tor mit der Hand. Es war eine Instinkthandlung mit dramatischen Folgen. Schweden verwandelte den darauffolgenden Elfmeter und erhöhte auf 3:1. Die Skandinavierinnen nutzten den Vorteil, Deutschland kassierte die höchste EM-Niederlage seit 1993. Wamser wurde zur tragischen Figur des Abends. Denn das Handspiel hatte neben dem Platzverweis eine weitere Konsequenz: Die Uefa sperrte sie für das Viertelfinale. Die gute Nachricht: Am Sonntag konnte sie im Training bereits wieder lachen. Was bleibt, ist ein Turnier, das sich für Wamser innerhalb kürzester Zeit auf den Kopf gestellt hat. Auch wenn das Viertelfinale gegen Frankreich ohne sie stattfindet, bleibt ihr die Hoffnung auf eine weitere Wende – und das nächste Spiel in einem möglichen Halbfinale.
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