Es sah bereits nach Verlängerung aus in Genf, da schockte Italiens Kapitänin die favorisierten Norwegerinnen. Nun wartet Schweden oder England. Der erste Halbfinalist bei der Frauen-EM in der Schweiz steht fest. In Genf setzte sich Italien gegen Norwegen mit 2:1 durch und steht unter den besten Vier Europas. Für die Führung der Italienerinnen sorgte kurz nach der Pause Kapitänin Cristiana Girelli (50.). Der Ausgleich gelang Norwegens Spielführerin Ada Hegerberg (66.), nachdem sie zuvor einen Foul-Elfmeter neben das Tor gesetzt hatte (60.). Das letzte Wort aber hatte erneut Girelli, die per Kopf in der 90. Minute für die Entscheidung sorgte. So lief die Partie Norwegen war mit drei Siegen durch die Gruppenphase marschiert, doch in Genf gab dann plötzlich Italien den Ton an. Mehr Tempo, mehr Ideen, mehr Aggressivität – die Mannschaft von Andrea Soncin hatte durch Arianna Caruso (8.) vom FC Bayern und Emma Severini (22.) schon früh richtig gute Möglichkeiten. Norwegen wirkte vor 26.276 Zuschauern lange Zeit ungewohnt gehemmt und behäbig, wie aus dem Nichts vergab Kapitänin Hegerberg dann aber die Chance auf die Führung (37.). Als Girelli nach dem Seitenwechsel eine flache Hereingabe zum 1:0 vollendete, investierten die Norwegerinnen etwas mehr. Doch Hegerberg – von Elena Linari zu Boden gezogen – vergab bereits ihren zweiten Strafstoß im Turnier. Gegen die Schweiz zielte sie in der Vorrunde links daneben, dieses Mal rechts vorbei. Bezeichnende Szenen, schließlich rumorte es in der Heimat schon zuletzt gewaltig um das Idol. Wie schon im ersten Gruppenspiel schlug Hegerberg gerade mal sechs Minuten nach ihrem Missgeschick trotzdem zu, indem sie den Ball an Torhüterin Laura Giuliani vorbei spitzelte. Dann aber tauchte Girelli nach einer Flanke von der n Seite in letzter Minute frei am zweiten Pfosten auf und köpfte Italien aus kurzer Distanz ins Halbfinale. Trotz der makellosen Gruppenphase stand Hegerberg schon vor der Partie heftig in der Kritik, Experten und Medien forderten sogar, die 30-Jährige aus der Startelf zu nehmen – doch Trainerin Gemma Grainger schenkte der Mittelstürmerin von Olympique Lyon erneut das Vertrauen. Nach dem Turnier-Aus dürfte sich die Debatte nun noch verschärfen, wie Hegerberg enttäuschten auch ihre Kolleginnen. Italien wollte den Sieg einfach mehr – und die ganz starke Girelli stach im entscheidenden Moment eiskalt zu. Italien steht nach einer entschlossenen Vorstellung damit erstmals seit 28 Jahren wieder in einem EM-Halbfinale. Auf wen sie am kommenden Dienstag treffen, wird in der Partie zwischen Schweden und England ermittelt (Do., 21 Uhr im t-online-Liveticker).