Beginnt die neue PSG-Ära mit einem Triumph? Oder siegen zwei frühere Bayern-Stars mit Inter? Im Champions-League-Finale könnte ein Hauptdarsteller mit Happel, Heynckes und Hitzfeld gleichziehen. Die Nachfolger von Lionel Messi und Kylian Mbappé träumen vom historischen Triumph - aber auch der Bayern-Schreck mit einer halben Bundesliga-Auswahl hofft auf den Henkelpott. 13 Jahre nach dem tränenreichen "Finale dahoam" wird der Titelgewinner der Champions League am Samstag (21.00 Uhr/ZDF und DAZN) wieder in München gekrönt. Das nach der Ära der Superstars noch torfreudigere Ensemble von Paris Saint-Germain trifft in einem Generationenduell auf die Routiniers von Inter Mailand um die früheren Bayern-Profis Benjamin Pavard und Yann Sommer . Sommer kehrt nach München zurück "Das ist das wichtigste Spiel in meiner Karriere - ganz klar", sagte Inters Halbfinal-Held Sommer vor dem finalen Akt der reformierten Krösus-Liga. "Als Fußballer träumt man davon, diesen Pokal in der Hand zu halten." Fast auf den Tag genau zwei Jahre ist Sommers letzter Auftritt für den FC Bayern her, für den Pavard gar vier Jahre spielte und alle Titelehren feierte. Er freue sich "auf dieses große Spiel", sagte Pavard und warnte vor dem Team aus seiner Heimat. "Paris ist wirklich eine großartige Mannschaft, die das seit Jahren zeigt. Aber ich denke, PSG ist in dieser Saison noch konstanter." Der französische Weltmeister von 2018 bringt mit dem Verweis auf diese Stabilität eine neue Stärke von PSG 2.0 auf den Punkt. Besondere PSG-Pointe? Anders als in der hoch gerühmten - und höchstbezahlten - Ära von Messi, Mbappé und Neymar agiert Paris weniger launig. Mittlerweile läuft beim Scheich-Club, der nach anderthalb Jahrzehnten kurz vor dem Sehnsuchtsziel ist, jeder für jeden. Zwar ist PSG immer noch ein kostspieliges Projekt mit Mega-Millionen aus Katar; aber der Shopping-Wahn vergangener Jahre mit dem Höhepunkt der irren 222 Millionen Euro für Neymar ist vorbei. Der erste Königsklassen-Titel in der Zeit einer neuen Club-DNA und fünf Jahre nach der Final-Niederlage gegen den FC Bayern wäre da schon eine besondere Pointe. "Wir haben uns in dieser Saison stark entwickelt, und die Spieler haben große Fortschritte gemacht", sagte Trainer Luis Enrique. Exemplarisch gilt das für Ousmane Dembélé , der sich einst aus Dortmund zu Barça weg streikte und auch unter Enrique in der Hinrunde wegen Undiszipliniertheit eine kurze Denkpause bekam. Der Offensivspieler spielt mittlerweile aber in Karriere-Bestform. Jede Menge Bundesliga-Expertise - und ein Nationalspieler Wie der frühere BVB-Profi bringt auch Verteidiger Achraf Hakimi im Pariser Team Dortmunder Bundesliga-Erfahrung mit. Noch mehr Deutschland-Expertise hat aber Inter im Kader. Außer Sommer und Pavard liefen der frühere Dortmunder Henrich Mchitarjan, der Hamburger und Leverkusener Hakan Çalhanoğlu und der im Vergleich zu seiner Gladbacher Zeit stark gereifte Marcus Thuram in der Bundesliga auf. Der Ex-Bremer Marco Arnautovic ist bei Inter Offensiv-Reservist. Als einziger DFB-Akteur ist Yann Aurel Bisseck im Mailänder Aufgebot beim Finale dabei. Der gebürtige Kölner wäre Kandidat für die Startelf, falls Pavard wegen seiner Knöchelverletzung doch ausfällt. Flapsig ausgedrückt ist der von Bundestrainer Julian Nagelsmann für die Nations League nominierte Bissek sowieso eigentlich zu jung für die Mannschaft, die in dieser Saison den Startelf-Altersrekord in Europas Eliteliga von 31,1 Jahren hält. Donnarumma mit 26 fast schon Team-Senior "Die Spieler, die schon in einem Champions-League-Final waren, werden uns mit ihrer Erfahrung enorm helfen", sagte Sommer zum Faktor Routine. Besonders viel davon bringt Arnautović (36) mit, der schon bei Inters letztem Erfolg 2010 (gegen den FC Bayern) im Kader stand. Im Gegensatz zu Inter-Trainer Simone Inzaghi (49) schickte Enrique (55) im Herbst mal ein Team mit einem Durchschnittsalter von 23,2 Jahren auf den Rasen. Dabei war der in dieser Saison ebenfalls sehr starke Sommer-Gegenüber Gianluigi Donnarumma (26) im Paris-Tor fast schon ein Oldie. Nur drei Vereine hatten jüngere Mannschaften. Guardiola, Mourinho - und Enrique? Enrique selbst könnte seinen Namen in eine besondere Trainer-Galerie verewigen. Nach Carlo Ancelotti , Ernst Happel, Jupp Heynckes , Ottmar Hitzfeld, José Mourinho und Pep Guardiola könnte der frühere Barcelona-Coach zum siebten Coach werden, der Europas Club-Krone mit zwei verschiedenen Vereinen gewinnt. Paris winkt zudem das Triple. Für Inzaghi, dem ein Mega-Angebot aus Saudi-Arabien vorliegen soll, wäre es der größte Erfolg der Trainer-Laufbahn. Vor zwei Jahren unterlag er mit Inter im Endspiel Manchester City . Das City-Starensemble von Guardiola scheiterte im neuen Format der Champions League ebenso wie Titelverteidiger Madrid früh. Zumindest im ersten Jahr brachte die Reform ein Plus an Spannung - und für die Teams noch mehr Geld. Dem Gewinner am Samstag winken zu den 18,5 Millionen Euro für den Final-Einzug weitere 10,5 Millionen. Bayern-Sieg in Vorrunde, K.o. gegen Inter "Die Spieler haben etwas Außergewöhnliches geleistet. Wir haben vier großartige Spiele gegen zwei starke Teams wie Bayern und Barcelona gespielt", erinnerte Inzaghi. Das Halbfinalduell mit Barcelona gilt als eines der besten der Champions-League-Historie. Bayern kämpfte gegen die Nerazzurri zwar auf Augenhöhe, scheiterte dann aber bei der vollmundig ausgerufenen Mission vom "Titel dahoam" im Viertelfinale. Zuvor hatte Inter um Kapitän Lautaro Martínez in Vergleichen mit der Bundesliga 1:0 gegen Leipzig gewonnen und 0:1 gegen Leverkusen verloren. Paris war holprig in die Königsklassensaison gestartet und rettete sich erst am letzten Vorrundenspieltag durch ein 4:1 gegen Stuttgart in die K.o.-Phase. Dort trumpften die Franzosen dann ganz groß auf - und stehen nun ganz dicht vor der ultimativen Krönung.