Geldanlage: Von der Rendite der Weltwirtschaft profitieren

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In einer Ratgeberserie erklärt die t-online-Redaktion Schritt für Schritt, wie ein erfolgreicher Start an die Börse gelingen kann. Heute geht es darum, wie Sie mit günstigen Aktienfonds an der Wirtschaftsleistung der Welt teilhaben können. "Börse, das ist nichts für mich, das ist Zockerei, das verstehe ich nicht": Diese Gedanken gehen vielen Menschen durch den Kopf, die überlegen, wie sie Geld anlegen können. Die erste Folge von "Ihr Weg an die Börse" hatte zum Ziel, genau solche Sorgen zu adressieren. Der Artikel erläutert, wie und warum gerade Aktien dazu beitragen können, Vermögen aufzubauen und auskömmlich im Alter zu leben – und warum jeder Börse kann. Vielleicht haben Sie nach der Lektüre Lust, sich weiter mit dem Thema Sparen über die Börse zu beschäftigen. Folge 2 der Ratgeberserie dreht sich darum, wie Sie das als Einsteiger am besten anstellen. Ein wichtiges Prinzip beim Aktiensparen lautet, nicht auf einzelne Aktien, also Unternehmen, zu setzen, sondern auf viele. Und die Geldanlage an der Börse zu verstehen als: an der Wirtschaftsleistung (globaler) Unternehmen teilzuhaben. Viele Aktien auf einmal ist gleich: Aktienfonds Besitzen Sie viele Aktien gleichzeitig, lässt sich das Risiko von Kursverlusten minimieren . Stellen Sie sich vor, Sie besitzen statt einer Aktie gleich Hunderte, ausgegeben von den derzeit erfolgreichsten, den technologisch führenden Unternehmen der Welt. Selbst, wenn ein Konzern oder eine Branche einmal mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat, gibt es genügend andere, die dies kompensieren können. Genau dies ist das Prinzip von Aktienfonds : Sie fassen viele Aktien zusammen. Kaufen Sie einen Fondsanteil, sind Sie automatisch an vielen Unternehmen gleichzeitig beteiligt. Ein solcher Anteil kostet dabei meist einen überschaubaren Betrag, je nach Stückelung mal 50, mal 250 Euro. Das ist um ein Vielfaches weniger, als würden Sie alle Aktien einzeln kaufen wollen. Diversifikation: So schützen Sie Ihr Vermögen vor zu viel Risiko Warum überhaupt Aktien? Diese Chancen sollten Sie kennen (Serie, Folge 1) "Fonds für deutsche Aktien" seit 1950 Die Idee von Aktienfonds ist dabei schon sehr alt. Der erste für Privatanleger geöffnete Aktienfonds stammt aus den USA und hat gerade seinen 100. Geburtstag hinter sich. Hierzulande haben Sie vielleicht schon einmal vom Fondak, dem Fonds für deutsche Aktien, gehört. Diesen hatte die Allianz-Deutsche Investment-Gesellschaft kurz nach Kriegsende, im Jahr 1950, aufgelegt. Unternehmen wie Allianz , SAP , Siemens und die Münchener Rück führen heute den Fonds an. Damals wie heute sollte er die Wirtschaftskraft Deutschlands abbilden. Seither kamen viele Fonds dazu: Heute sind es Schätzungen zufolge mehr als 7.000, die sich nicht nur auf Deutschland beschränken, sondern auch einzelne Themen oder Branchen oder auch Regionen der Welt abdecken. Banken vertreiben oft aktiv gemanagte Fonds Womöglich kamen Sie auch schon einmal mit Aktienfonds in Berührung, etwa im Gespräch mit Ihrem Kundenberater bei der Bank. Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken, aber auch die Deutsche Bank haben eigene Fonds im Programm, aufgelegt von den angeschlossenen Fondsgesellschaften Deka, Union Investment und DWS. Daneben gibt es zahlreiche weitere Fondsgesellschaften wie Fidelity oder Allianz Global Investors. Während auch diese Gesellschaften mit zahlreichen Fonds das Prinzip der Risikostreuung beherzigen, lautet doch die Kritik aus dem Verbraucherschutz häufig, dass derartige durch einen Fondsmanager aktiv betreute Fonds für die Kunden zu teuer angeboten werden. Häufig wird einmalig ein sogenannter Ausgabeaufschlag fällig, dazu kommen laufende Kosten. Beides schmälert direkt die Rendite des Fonds. Günstiges Fondssparen mit ETFs Auch darum ist in den vergangenen 15 bis 20 Jahren bei Sparern eine Fondsart immer beliebter geworden: Exchange Traded Funds, auf Deutsch: börsengehandelte Fonds, kurz: ETFs . Anders als viele klassische Aktienfonds können Anleger Fondsanteile zu den Börsenöffnungszeiten selbstständig an der Börse kaufen und verkaufen. Das geht über einen Wertpapierhändler (Broker). Mehr dazu in einer späteren Folge. Daneben sind ETFs in der Regel deutlich günstiger als klassische Aktienfonds – sie lassen also mehr Rendite für den Sparer übrig. Während ein Fonds mit Fondsmanagern Verwaltungsgebühren zwischen 1 und 2 Prozent der Anlagesumme erhebt, kostet ein ETF oft ein Zehntel dessen. Das liegt auch daran, dass ein ETF keinen solchen Manager bezahlen muss – weil es den nicht gibt. ETFs "kopieren" bekannte Aktienindizes Wie aber sucht der ETF sich seine Aktien zusammen, wenn nicht durch eine Person? Hier kommen sogenannte Börsenindizes ins Spiel. Der bekannteste Index in Deutschland ist der Deutsche Aktienindex Dax, in Europa ist es der Euro Stoxx 50, in den USA der S&P 500 und der Dow Jones Industrial Average. Zu den bekanntesten globalen Indizes zählen der MSCI World und der FTSE All World Index. Ein ETF nimmt sich einen Index als Vorbild und bildet ihn möglichst exakt nach, indem er die darin enthaltenen Aktien im gleichen Verhältnis kauft. Auch darum nennt man ETFs auf Deutsch oft (börsengehandelte) Indexfonds. Fließt neues Anlegergeld in den ETF, wird dieses automatisch gemäß der Indexgewichtung investiert – große, stark gewichtete Unternehmen erhalten mehr Kapital als kleinere. Lesen Sie auch: Darum sind ETFs eine so beliebte Form der Geldanlage Wichtige Indizes und ihre Aktien Hinter den Indizes stehen Gesellschaften – Qontigo, eine Tochter der Deutschen Börse Group, für Dax und Euro Stoxx; S&P's Dow Jones Indices für den S&P 500 und den Dow Jones; Morgan Stanley Capital Investment für den MSCI World; und die Financial Times Stock Exchange für den FTSE – welche sie nach einem klar festgelegten Regelwerk zusammenstellen. Im Dax etwa sind die 40 in Deutschland ansässigen Unternehmen gebündelt, deren frei handelbare Aktien an der Frankfurter Börse den größten Börsenwert aufweisen. Für den Börsenwert, auch Marktkapitalisierung genannt, multipliziert man die Anzahl der Aktien mit dem Kurs zu einem Stichtag. Die Zusammensetzung des Dax wird zweimal jährlich, im März und September, überprüft. Im MSCI World sind Ende November 2025 rund 1.300 Aktien von großen und mittelgroßen Unternehmen aus 23 wirtschaftlich entwickelten Ländern enthalten. Zusammen bilden diese Unternehmen den größten Teil der jeweiligen Aktienmärkte, etwa 85 Prozent des Börsenwerts, ab. Der Index enthält also fast alle wichtigen und wertvollen Unternehmen eines Landes, kleinere Firmen bleiben meist außen vor. Viermal im Jahr überprüft MSCI die Zusammensetzung. Top-10 Aktien im MSCI World Unternehmen Sektor Börsenwert (in Mrd. EUR) Indexgewicht(in %) Nvidia Info-Tech 3,71 5,23 Apple Info-Tech 3,57 5,03 Microsoft Info-Tech 2,99 4,22 Amazon Konsumgüter 1,93 2,72 Alphabet A Tech-Services 1,6 2,26 Broadcom Info-Tech 1,56 2,2 Aplphabet C Tech-Services 1,35 1,9 Meta Tech-Services 1,21 1,71 Tesla Konsumgüter 1,05 1,48 Lilly (Eli) Gesundheit 0,75 1,05 Summe 19,72 27,8 Gut zu wissen: Am MSCI World wird häufig kritisiert, dass rund 70 Prozent der Wertschöpfung aus den USA stammen und ein gutes Viertel davon auf Technologieunternehmen entfällt. Dadurch leide die Risikostreuung. Befürworter halten dagegen, dass große Konzerne global agieren und Technologie die Schlüsselindustrie der Stunde sei. Wer Bedenken hat, kann ETFs so kombinieren, dass der US- und Tech-Anteil geringer ausfällt. Lesen Sie auch: Warum der MSCI World trotz Kritik ein guter Index ist (Kolumne) ETFs: Vorteile und Nachteile ETFs bündeln viele Vorteile, die auch der Verbraucherschutz betont: Dazu gehören insbesondere die erwähnten geringen Kosten und die Möglichkeit, Anteile selbstständig für geringe Gebühren an Börsenplätzen kaufen und verkaufen zu können. Auch das Sparen in monatlichen, kleinen Beträgen ist möglich, im sogenannten Sparplan. Mit dem Altersvorsorgedepot will die Bundesregierung ab 2027 ETF-Sparen staatlich fördern. Als weiterer Vorteil gilt aber auch die "passive" Anlagestrategie: Wenn der Index seine Zusammensetzung ändert, reagiert auch ein ETF und kauft und verkauft Aktien entsprechend. So bildet er stets die wertvollsten Unternehmen des gewählten Marktes ab, ohne dass Sie als Anleger dies im Blick behalten müssen. Das heißt auch: Innovation ist im ETF automatisch berücksichtigt. Schwache Phasen aussitzen Genau diesen Vorteil von ETFs sehen manche als Nachteil: Denn mehr als die Wirtschaftskraft der innovativsten Konzerne der Welt, übersetzt in eine Rendite pro Jahr, ist mit einem ETF nicht drin. Das heißt insbesondere: Mit einem weltweiten ETF sehen Sie in der Regel keine "zweistelligen Traumrenditen", und schon gar nicht kurzfristig. In einer Phase, in der die Weltwirtschaft schwächelt, schwächelt auch Ihr ETF. Kein Fondsmanager kann eingreifen und händisch Aktien einstreuen, die Analysten vielleicht als vielversprechend bewerten, aber die im Index fehlen. Der Index und damit auch der Indexfonds laufen in dem Sinne also immer hinterher. Doch gerade Einsteiger sollten beachten, was auch Ökonomen mathematisch hergeleitet haben: Systematisch lassen sich an der Börse keine Renditen erzielen, die höher liegen als der Markt. Dauerhaft die Inflation schlagen In anderen Worten: Trotz zahlreicher technischer Analysewerkzeuge und ökonomischer Kenngrößen kann keiner die Entwicklungen an der Börse mit Sicherheit vorhersehen. Glaskugel bleibt also Glaskugel. Mit einem weltweit ausgelegten ETF erhalten Sie die Rendite, die die führenden Unternehmen entwickelter Länder gerade zu leisten schaffen. Im langjährigen Durchschnitt waren das zwischen 7 und 8 Prozent pro Jahr. So geht es beim ETF-Sparen darum, langfristig die Inflation zu schlagen und so Vermögen für später aufzubauen. Lesen Sie in der nächsten Folge, wer solche ETFs eigentlich anbietet – wie bei der Marmelade im Supermarkt gibt es auch hier mehrere "Marken". Wenn Sie wissen, wer hinter den einzelnen Anbietern steckt, erscheinen manche Namen weniger abstrakt – und der einzelne Indexfonds vielleicht etwas weniger weit weg.
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