Glühwein-Tassen: Wie Mohaba zum weltweiten Marktführer wurde

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Die Glühweintasse hat sich längst zum Kultobjekt auf Weihnachtsmärkten entwickelt. Der Porzellanhersteller Mohaba aus NRW produziert jährlich Millionen dieser Tassen und exportiert sie in die ganze Welt. Angefangen hat es aber in einer ganz anderen Branche. Deutsche Weihnachtsmärkte erobern die Welt – und Mohaba liefert das passende Porzellan dazu. Das Familienunternehmen aus Düren hat sich auf ein Geschäft spezialisiert, das mit der globalen Popularität deutscher Weihnachtsmärkte boomt: die Glühweintasse. Kunden in Japan, Frankreich oder Kanada setzen auf die Qualität des Mittelständlers. Mohabas Geschäftsführer, Guido Schlepütz, betont: "Ich freue mich immer, wenn ich von Kunden höre, dass sie uns nicht nur wegen unserer Produkte, sondern auch wegen der guten Zusammenarbeit schätzen." Mohaba ist einer der weltweit größten Produzenten von Glühweintassen. Das rheinische Familienunternehmen stellt jedes Jahr über sechs Millionen Tassen her. Die Kunden – meistens die Organisatoren der Weihnachtsmärkte oder Schausteller – bestellen teilweise jedes Jahr neue Tassen mit immer neuen Motiven. Und die Nachfrage steigt, da sich Weihnachtsmärkte auch immer mehr zum Touristenmagneten entwickeln und viele Kunden ihre Tassen als Andenken mitnehmen. Schwips auf dem Weihnachtsmarkt: Macht Glühwein schneller betrunken als normaler Wein? Glühwein: Diese fünf Fehler sollten Sie vermeiden Bis in die Neunzigerjahre wurden die Getränke auf den Weihnachtsmärkten noch in Einwegbechern ausgeschenkt. Mit der Zeit wuchs bei vielen Kommunen und Weihnachtsmarktbetreibern jedoch der Frust über die wachsenden Müllberge auf den Weihnachtsmärkten. Nach und nach entschieden sie sich, den Glühwein und Glühpunsch in Mehrweggefäßen auszuschenken. Viele Schausteller und Organisatoren wollten jedoch nicht auf schnöde Kaffeetassen zurückgreifen. Stattdessen sollten sich die weihnachtliche Atmosphäre und der Charme der Märkte auch in den Tassen widerspiegeln. Tassen sind hohen Belastungen ausgesetzt Glühweintassen müssen hohen Anforderungen entsprechen. Die Tassen werden teils Hunderte Male am Tag verwendet. Sie müssen daher schnell und einfach zu reinigen sein. Dabei dürfen die Motive und Aufdrucke auf den Tassen keinesfalls verblassen oder abblättern. Außerdem sind die Tassen hohen Belastungen ausgesetzt: An einem kalten Dezemberabend werden auf den Weihnachtsmärkten Temperaturen von null Grad oder darunter erreicht. Zeitgleich ist der Glühwein in der Tasse kochend heiß. Und der soll natürlich auch bei kalten Außentemperaturen nicht so schnell abkühlen. Wegen der langjährigen Erfahrung von Mohaba in der Produktion von Glas- und Keramikgefäßen ergatterte das Unternehmen viele Aufträge. Mit der Zeit spezialisierte es sich immer mehr auf Glühweintassen. Heute produziert Mohaba fast nichts anderes mehr. Mehr als zehn Millionen Euro Umsatz Finanziell befindet sich das Unternehmen in einer guten Lage. Der Umsatz im Jahr 2023 betrug nach eigenen Angaben mehr als zehn Millionen Euro. Die Tendenz zeigt nach oben. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt, aufgrund der immer größeren Beliebtheit von Weihnachtsmärkten werden stetig mehr Tassen verkauft. Am Firmensitz im Dürener Stadtteil Gürzenich findet allerdings nur noch ein kleiner Teil der Produktion statt – denn die Tassen werden vor allem in China hergestellt. "Hierzulande gibt es einfach nicht die Kapazitäten, um unseren Bedarf zu decken", sagt Geschäftsführer Schlepütz. Lediglich ein Drittel wird noch in Europa produziert. Entweder in Kooperation mit einer Glashütte in Polen oder in Düren. Die Produktion direkt an der Firmenzentrale möchte Mohaba erhalten. Doch moderne Fertigungsanlagen wurden zunehmend zu groß für die alte Fabrikhalle aus den Sechzigerjahren. Schlepütz beschloss daher, eine neue Halle direkt neben der alten zu bauen. Diese nahm im Januar 2025 den Betrieb auf. Die alte Halle wird seitdem als Lager genutzt. Unternehmen begann in ganz anderer Branche In Zukunft möchte das mittelständische Unternehmen seine Produktpalette diversifizieren. Schon heute gehören Wein-, Sekt- und Whiskeygläser zum Sortiment. Geschäftsführer Guido Schlepütz möchte diese Sparte mit den größeren Kapazitäten in der neuen Halle weiter ausbauen. Die Glühweintasse soll aber weiter das Kerngeschäft bleiben. Mit der Familie Schlepütz ist Mohaba seit der Firmengründung im Jahr 1954 untrennbar verbunden. Guido Schlepütz führt das Unternehmen inzwischen in dritter Generation. Seinen Ursprung hatte das Unternehmen jedoch in einer ganz anderen Branche in der Nachkriegswirtschaft. Das Akronym Mohaba steht für "Montage Haus-Bau", die Firma baute vom Krieg zerstörte Gebäude wieder auf. 1961 erwarb Firmengründer Willi Schlepütz aus einem Abverkauf günstig einen Brennofen, sein Unternehmen spezialisierte sich schließlich auf Glas- und Keramikdruck. Montage-Haus-Bau wurde zur Mohaba Glas GmbH. Die folgenden Jahre wuchs Mohaba weiter und konnte seine Kapazitäten ausbauen. 1978 verstarb Willi Schlepütz. Sohn Hartmut, damals bei einer Bank in Zürich tätig, übernahm die Firma. "Als der Anruf kam, musste sich mein Vater innerhalb von wenigen Stunden entscheiden, wie es weitergeht", sagt sein Sohn heute. Der Senior gab sein Leben in der Schweiz auf, um den Platz seines Vaters an der Spitze des Familienunternehmens einzunehmen. Weihnachtsmärkte sind Exportschlager Bis in die Neunzigerjahre war Mohaba vor allem in einer klassisch rheinländischen Branche unterwegs: Kölsch- und Altbiergläser. Nachdem jedoch die Aufträge weggeblieben waren, orientierte sich Mohaba um. Seitdem setzt das Unternehmen auf heiße Getränke. Auch ihre Kunden schätzen das Unternehmen und dessen Produkte. Frank Hakelberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Schaustellerbundes, sagt dazu: "Die Firma Mohaba ist schon seit vielen Jahren ein verlässlicher Partner der Schaustellerbranche, der sich in die Besonderheiten unseres Gewerbes hineindenkt und nicht nur Lösungen findet, sondern auch immer wieder selbst Ideen hat und uns vorstellt!" Weihnachtsmärkte sind zwar grundsätzlich ein deutsches Phänomen. Schon seit einigen Jahren entwickeln sie sich immer mehr zum Exportschlager. Inzwischen gibt es die "German Christmas Markets" in aller Welt. Mit dem Export des Weihnachtsmarktes kam auch der Export der Glühweintassen. Mohaba schickt seine Produkte inzwischen weit über den deutschsprachigen Raum hinaus in Länder wie Großbritannien , Frankreich, Kanada oder in die baltischen Staaten. Auch ein Weihnachtsmarkt im japanischen Yokohama zählt Mohaba zu seinen Kunden. Eine Anfrage aus Australien verlief dagegen im Sand: "Vermutlich haben die da zur Weihnachtszeit im Hochsommer kein Interesse an Heißgetränken", schmunzelt Schlepütz.
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