Grimme-Preisträger geben Ehrung zurück – das steckt dahinter

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Der Grimme-Förderverein erkennt einer Autorin ihre Ehrung ab. Das sorgt für heftige Debatten, die das Institut selbst treffen. Das sagt die Grimme-Chefin. Die Autoren der im Frühjahr mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten ZDF-Serie "Uncivilized", Bilal Bahadır und Çağdaş Yüksel, geben ihre Preise zurück und üben scharfe Kritik am Grimme-Institut. Das teilten die Autoren über Instagram mit. Das Institut nahm die Entscheidung mit Bedauern zur Kenntnis, wie es in einer Erklärung hieß. Die Kritik treffe allerdings die falsche Institution. Hintergrund ist eine umstrittene Ehrung, die der Förderverein des Instituts "Verein der Freunde des Adolf-Grimme-Preises" der jungen Medienkritikerin und Aktivistin Judith Scheytt für ihre medienkritische Beschäftigung mit der deutschen Nahost-Berichterstattung zu Jahresbeginn zugesprochen und Monate später wieder aberkannt hat. Die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit hatte Kritik an Scheytts Beiträgen geäußert. Der "Verein der Freunde des Adolf-Grimme-Preises" hatte daraufhin die Arbeiten erneut analysiert und terminologische Verharmlosung von Terrorgewalt bemängelt, die antisemitische Narrative fördere, wie es in der Analyse hieß. Die Ehrung wurde aberkannt, obwohl ein Teil der Jury die Kritik nicht mittrug. "Ich habe da keinerlei Druck ausgeübt" Scheytt hatte in Interviews den Vorwurf des Antisemitismus zurückgewiesen und die Analyse des Vereins als unwissenschaftlich abgelehnt. Das Papier enthalte sachliche Fehler und Rechtschreibfehler, sagte sie. Der Förderverein agiert unabhängig vom Institut mit einem eigenen Vorstand und vergibt einen eigenen Preis mit eigener Preisjury sowie undotierte besondere Ehrungen wie im Fall von Scheytt. Bahadır und Yüksel werfen dem Grimme-Institut und seiner Leiterin Çiğdem Uzunoğlu vor, in dem Konflikt geschwiegen zu haben. Sie habe damit externe Einflussnahme auf eine unabhängige Jury toleriert und das Ansehen des Instituts beschädigt, so die Autoren. Uzunoğlu betont dagegen, dass das Institut und der "Verein der Freunde des Adolf-Grimme-Preises" völlig unabhängige Institutionen seien und gerade der Respekt vor der Jury-Entscheidung des Vereins jegliche Einflussnahme verbiete. "Ich habe da keinerlei Druck ausgeübt und ich wurde über die Entscheidung der Aberkennung lediglich in Kenntnis gesetzt", so die Grimme-Chefin.
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