Vor 55 Jahren sorgte der "Schulmädchen-Report" für Skandale und Millionen Zuschauer. Jutta Speidel blickt vor allem positiv auf ihre Rollen zurück. Willy Brandt war damals gerade seit einem Jahr Bundeskanzler, auch sein Credo "Wir wollen mehr Demokratie wagen" aus der ersten Regierungserklärung der sozialliberalen Koalition war ein Jahr her, als in den Lichtspielhäusern der verklemmten Republik plötzlich das Motto zu lauten schien: Wir wollen mehr Sex wagen. Vor 55 Jahren, am 23. Oktober 1970, gut einen Monat vor dem ersten "Tatort" im Fernsehen, kam der Film "Schulmädchen-Report: Was Eltern nicht für möglich halten" in die westdeutschen Kinos. Er beruhte auf einem Aufklärungsbuch von Günther Hunold. "Streng, verklemmt und furchtbar": Katja Bienert mit elf nackt im Erotikfilm Sieben Millionen Kinozuschauer hatte das lüsterne Werk unter dem Deckmantel einer Dokumentation in den Folgemonaten. Es war der Beginn der "Schulmädchen-Report"-Welle, die es bis 1980 auf 13 Teile schaffte. 100 Millionen Kinobesucher weltweit sollen sich die "Schulmädchen-Reporte" angesehen haben, heißt es bei Filmhistorikern. Im ersten Teil herrscht an einer Schule in München Unruhe: Die Schülerin Renate ist am Rande eines Ausflugs zu einem Elektrizitätswerk beim Sex mit dem Busfahrer erwischt worden. Sie hatte den schlafenden Mann angeblich verführt. Eine Lehrerkonferenz soll jetzt entscheiden, ob sie von der Schule fliegt. In einer weiteren Szene teilt die 16-jährige Heike ihre Sünden mit einem Pfarrer. "Ich habe das letzte Mal vor einer Woche gebeichtet, aber ich habe wieder schwer gesündigt." Sie habe "Unzucht getrieben" und Sex mit einem 40-jährigen Mann gehabt, der verheiratet ist und zwei Kinder hat. Sie war noch ein Teenager Gespielt wurde die Rolle von Jutta Speidel . Die heute 71-Jährige war bei der Premiere des Films gerade einmal 16 Jahre alt. Zum Zeitpunkt der Dreharbeiten war sie somit noch ein Teenie. Trotzdem stand sie nackt für den "Schulmädchen-Report" vor der Kamera. Die erste Szene mit Jutta Speidel zeigt, wie sich ihre Rolle im Gebüsch umzieht. Nur mit einer Unterhose bekleidet, steht der Teenager vor der Kamera. Eine Szene, die es so heute nicht mehr geben dürften. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) hat sich öfter mit der Reihe befasst. Indiziert aufgrund des Jugendschutzgesetzes (JuSchG) sind heute noch fast alle 13 Teile. Die Gremien monierten "vornehmlich die Verknüpfung von Sex und Gewalt". "Nichts davon hat mir geschadet" Die Schauspielerin blickt dennoch positiv auf ihren Auftritt zurück. "Ich bin aus heutiger Sicht sehr froh, wie experimentierfreudig wir arbeiten durften. Nichts davon hat mir geschadet. Es hat meinen Kopf frei gemacht, meinen Horizont erweitert", sagte sie 2023 der "Bild"-Zeitung. Dem "Spiegel" verriet sie zudem einmal ihre Gedanken während der Dreharbeiten: "Hoffentlich kriegt meine Mutter nicht heraus, in was für einem Episodenfilm ich da mitgespielt habe." Neben Jutta Speidel waren in der "Schulmädchen-Report"-Reihe auch Stars wie Sascha Hehn , Lisa Fritz, Ingrid Steeger und Heiner Lauterbach zu sehen. Letzterer sagte der "Bild" mal: "Ich habe Porno-Filme synchronisiert, ich habe 'Schulmädchen Report' gespielt – das sind Jobs. Wir müssen alle unser Geld verdienen. Ich finde es idiotisch zu sagen: Das ist unter meinem Niveau."