Kanzler bedroht? Der Mann, der Scholz umarmte, stand unter Drogeneinfluss

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Erst umarmte er den Kanzler, dann rauchte er gemütlich eine Zigarette in seinem Auto: Was absurd klingt, spielte sich am Mittwoch genau so in Frankfurt ab.Nach der ungeplanten Umarmung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf dem Rollfeld des Frankfurter Flughafens kommen weitere Details zu dem Vorfall ans Licht. Demnach berichtete das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" unter Berufung auf erste Erkenntnisse der Ermittler, bei dem festgenommenen Mann handle es sich um einen 48-jährigen Griechen. Laut einem Schnelltest habe er unter Drogeneinfluss gestanden.Der Mann habe bei der Vernehmung einen verwirrten Eindruck gemacht, heißt es in dem Bericht weiter. Zu Scholz soll er demnach gesagt haben, er wolle mit ihm "ein bisschen Musik machen". Eine offizielle Bestätigung dafür gab es zunächst nicht.Mann umarmte Scholz ungefragtDer 48-Jährige hatte sich am Mittwochabend unbemerkt dem Konvoi des Kanzlers auf dem Weg von der Europäischen Zentralbank zum Flughafen angeschlossen und passierte ungehindert die Sicherheitsabsperrung. Als Scholz sein Auto auf dem Rollfeld verließ, ging der Mann auf ihn zu, schüttelte ihm die Hand und umarmte ihn, wie vonseiten der Bundesregierung bestätigt wurde.Erst als der Mann auf Scholz zulief, wurden die Personenschützer von Scholz sowie weitere anwesende Polizisten aufmerksam, wie die "Bild"-Zeitung berichtete. Eine BKA-Sprecherin sagte dem Blatt, es sei niemand verletzt worden, der Mann sei "ohne Widerstand von der Bundespolizei am Flughafen Frankfurt festgenommen" worden.Regierungssprecher Steffen Hebestreit bestätigte am Freitag den Bericht als "im Wesentlichen so richtig". Landespolizei und Bundeskriminalamt (BKA) prüften jetzt, "was schiefgelaufen ist". Die "Bild" berichtete unter Berufung auf Informationen aus dem Kanzleramt, für Scholz sei es "in der konkreten Situation kein großer Vorfall" gewesen, "nur eine überraschend innige Umarmung"."Zu keiner Zeit bedroht gefühlt"Vizeregierungssprecher Wolfgang Büchner sagte in Berlin, der Kanzler habe sich "zu keiner Zeit bedroht gefühlt". Trotzdem stellten sich natürlich Fragen, die nun aufgeklärt würden, sagte er. Immerhin hätte auch "Schlimmeres passieren können". Es habe "einen Händedruck und dann eine Umarmung" gegeben, jedoch "über den physischen Kontakt hinaus" keinen Austausch zwischen dem Kanzler und dem beteiligten Mann, sagte Büchner weiter. Scholz hatte am Mittwochabend in Frankfurt eine Rede anlässlich des 25-jährigen Bestehens der EZB gehalten."Ein solcher Vorfall darf nicht passieren", sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) dazu am Rande eines Termins an der deutsch-tschechischen Grenze. "Die Beteiligten werden jetzt sehr genau aufarbeiten, woran es lag, wo Fehler passiert sind, um diese in Zukunft zu vermeiden."Mann rauchte nach Umarmung Zigarette im Auto"Wir nehmen den Vorgang sehr ernst", sagte auch ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. Zuständig für den Schutz von Scholz sei wie üblich das Bundeskriminalamt gewesen, im Fall des Frankfurter Flughafens zudem dort die Bundespolizei und die hessische Landespolizei. Bislang könne noch nicht genau gesagt werden, "wo der Fehler gelegen hat".Auch die Hintergründe des Vorfalls waren den Regierungsangaben zufolge zunächst unklar. Laut Bundesinnenministerium wurden gegen den Mann Ermittlungen durch die zuständige Staatsanwaltschaft eingeleitet. Dabei gehe es auch darum, ob sein Handeln strafrechtlich relevant gewesen sei.Der Mann fuhr dem "Spiegel" zufolge direkt hinter der Kanzler-Kolonne in den Sicherheitsbereich ein. Nach dem Vorfall sei er zunächst unbehelligt geblieben und habe in seinem Auto eine Zigarette geraucht. Erst alarmierte Bundespolizisten hätten ihn dann festgenommen. Es seien Ermittlungen wegen Hausfriedensbruch eingeleitet worden.Möglicherweise hätten die Sicherheitsleute des Kanzlers nicht sofort realisiert, dass es sich um eine nicht autorisierte Person handelte und nicht beispielsweise um einen zufällig anwesenden Flughafenmitarbeiter, hieß es. Der Mann sei offenbar etwa zu der Zeit ausgestiegen, als hessische Landespolizisten sich zu einem Erinnerungsfoto aufstellten. Gefährliche Gegenstände seien bei ihm oder in seinem Fahrzeug nicht gefunden worden.
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