Krankenkasse: Kosten für GKV und PKV im Vergleich

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Krankenversichert zu sein bedeutet, ein Leben lang immer höhere Kosten zu tragen. Unabhängig von der Krankenkasse stehen alle Versicherten vor großen finanziellen Herausforderungen. Die Krankenversicherung gehört zu den größten Fixkosten, die wir im Laufe unseres Lebens tragen müssen. Während manche gesetzlich versichert sind, entscheiden sich andere für die private Krankenversicherung (PKV). Doch welche der beiden Optionen ist langfristig günstiger, ohne dass die Qualität der Versorgung leidet? Und vor allem: Was kostet die Krankenversicherung im Laufe eines gesamten Lebens? Ist die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) im Vergleich zur PKV vielleicht sogar der bessere Weg? Wer sich wie versichern darf In der gesetzlichen Krankenversicherung sind Arbeitnehmer mit einem Bruttoeinkommen unter der Jahresarbeitsentgeltgrenze (2025: 73.800 Euro) sowie alle Rentner, Arbeitslose, Studierende und Kinder im Rahmen der Familienversicherung pflichtversichert. Die Beiträge orientieren sich am Einkommen, derzeit 14,6 Prozent. Dazu kommt ein kassenindividueller Zusatzbeitrag, der je nach Krankenkasse 2025 zwischen 1,84 und 4,4 Prozent beträgt. Die private Krankenversicherung steht Selbstständigen, Beamten und Arbeitnehmern mit einem Bruttoeinkommen über der erwähnten Einkommensgrenze offen. Ihre Beiträge hängen von dem Eintrittsalter, Gesundheitszustand und dem gewählten Tarif ab. Personen mit Vorerkrankungen zahlen deutlich mehr oder werden abgelehnt. So viel kostet die GKV ein Leben lang Für einen gut verdienenden Angestellten liegen die monatlichen Kosten in der GKV bei etwa 480 Euro, was 5.760 Euro pro Jahr entspricht. Kinder und Ehepartner ohne eigenes Einkommen sind kostenlos mitversichert, was für Familien kostengünstig ist. Freiwillig gesetzlich versicherte Selbstständige zahlen je nach Einkommen bis zu 960 Euro monatlich, Angestellte teilen sich die Beiträge mit dem Arbeitgeber. Die Krankenversicherungspflicht besteht in dieser Modellrechnung in der Regel von etwa 18 Jahren bis 85 Jahren, was 67 versicherungspflichtige Jahre in der Summe ergibt. Vereinfacht gerechnet belaufen sich in diesem Beispiel die Gesamtkosten pro Kopf auf rund 385.930 Euro (5.760 Euro/Jahr x 67 Jahre). Für Gutverdienende oder Selbstständige, die den Höchstbetrag (ca. 11.520 Euro/Jahr) zahlen, kann der Betrag auf bis zu 771.840 Euro im Laufe eines Lebens steigen – unter der Annahme, dass der Höchstbetrag immer gleich bleibt. So viel kostet die private Krankenversicherung ein Leben lang In der PKV zahlen junge, gesunde Menschen anfangs niedrigere Beiträge (ab 300 Euro/Monat), während Personen mittleren Alters (40 bis 50 Jahre) mit 500 bis 700 Euro rechnen müssen. Mit zunehmendem Alter steigen die Kosten auf 800 Euro und darüber hinaus. Familienmitglieder sind nicht automatisch mitversichert. Für jedes Kind käme noch mal ein Beitrag von 100 bis 200 Euro jeden Monat dazu. Auch hier nehmen wir wieder als Richtwert an, dass die Krankenversicherungspflicht von etwa 18 Jahren bis 85 Jahren besteht – unabhängig von der Wahl der Krankenkasse. Auch in der PKV ergeben sich somit theoretisch rund 67 versicherungspflichtige Jahre. Man kann den Lebensverlauf vereinfacht in drei Phasen aufteilen: 18- bis 30-Jährige zahlen 57.600 Euro (4.800 Euro/Jahr x 12 Jahre), 30- bis 50-Jährige etwa 144.000 Euro (7.200 Euro/Jahr x 20 Jahre) und 50- bis 85-Jährige zahlen 336.000 Euro (9.600 Euro/Jahr x 35 Jahre). Die Gesamtkosten belaufen sich pro Kopf auf rund 537.600 Euro (57.600 Euro + 144.000 Euro + 336.000 Euro). Dieser Betrag kann bei höherem Leistungsumfang in der PKV oder individuellen Tarifen auch 600.000 Euro oder mehr im Laufe eines Lebens erreichen. GKV und PKV im Kostenvergleich Die PKV kann in der Lebensspanne bei ähnlichem Leistungsumfang teurer sein, besonders im Alter. Während gesetzlich Versicherte je nach Einkommen und Familienstand rund 385.920 Euro bis 771.840 Euro zahlen, kommen auf Privatversicherte Versicherungsbeiträge zwischen 537.600 Euro und 600.000 und mehr je nach Tarif und Alter zu. Allerdings hängt die tatsächliche Summe stark von den individuellen Lebensumständen ab. Zudem sind in der Modellrechnung zukünftige Kostensteigerungen nicht berücksichtigt. Aufgrund immer besserer medizinischer Versorgung und einer alternden Gesellschaft steht jedoch heute schon fest, dass die Versicherungsbeiträge in Zukunft weiter ansteigen werden. Beiträge steigen unterschiedlich stark Die Beiträge in der PKV werden durch die sogenannte medizinische Inflation und sinkende Zinsen für Rücklagen beeinflusst. "Unter dem Begriff 'medizinische Inflation' versteht man die Steigerung der durchschnittlichen Versicherungsleistung pro versicherter Person und Jahr", erklärt Maik Schwarz, Fachreferent bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), die die Beitragsstabilität in der privaten Krankenversicherung untersucht hat. Gesetzliche Krankenkassen: So viel können Sie bei einem Wechsel sparen Da die medizinische Inflation grundsätzlich über der durchschnittlichen Preissteigung liege, würden immer wieder Anpassungen nötig, so Schwarz. Von 2024 auf 2025 sind die Versicherungsbeiträge bei Privatversicherten im Durchschnitt um 12 Prozent angehoben worden. In der GKV führen Einkommenserhöhungen im Laufe der Arbeitsjahre und steigende Kosten im Gesundheitssystem zu Anpassungen bei den Kassenbeiträgen. Wenn allerdings mit Eintritt der Rente das Einkommen sinkt, gehen auch die Beiträge für die gesetzliche Krankenversicherung wieder zurück. Lohnt sich der Wechsel zur PKV? Auch in diesem Jahr sind die Beiträge für viele Menschen deutlich gestiegen – und zwar unabhängig davon, ob sie gesetzlich oder privat versichert sind. Vor diesem Hintergrund erscheint ein Wechsel zwischen den Systemen womöglich unattraktiv. Dennoch stellen sich vor allem jüngere Gutverdiener die Frage: Lohnt sich der Wechsel in die private Krankenversicherung langfristig? PKV und GKV: So wechseln Sie von der privaten in die gesetzliche Krankenversicherung Krankengeld für Selbstständige: Habe ich Anspruch? In der Studie hat die Bafin auch eine prognostizierte Kostenentwicklung von GKV und PKV für die kommenden 50 Versicherungsjahre gegenübergestellt – eine Rechnung, die viele Unschlüssige vor dem Wechsel interessieren dürfte. Das Ergebnis: "Wer sich in der PKV in einem Umfang versichert, der ungefähr dem Leistungsumfang der GKV entspricht, kann damit rechnen, dass sich die Beiträge im Schnitt in der Größenordnung der GKV-Höchstbeiträge entwickeln werden", sagt Schwarz. Für den Vergleich hat die Studie den Standardtarif der PKV herangezogen, der laut PKV-Verband auf den gesetzlichen GKV-Höchstbeitrag gedeckelt ist, aber nur von 0,6 Prozent der Versicherten gewählt wird. Wer mehr Leistung will, muss auch mehr bezahlen. Für den durchschnittlichen Versicherten wird die private Krankenversicherung in den nächsten 50 Jahren also teurer. Besonders die Beiträge im höheren Alter haben ein erhebliches Gewicht. Ältere Menschen leiden unter hohen PKV-Beiträgen Im Alter steigen die Gesundheitskosten oft überproportional in Relation zum Einkommen, und die PKV kann die in jungen Jahren gebildeten Rücklagen oft nicht ausreichend abfedern. Beitragsanpassungen von zehn Prozent oder mehr pro Jahr sind keine Seltenheit. Wer im Ruhestand keine ausreichenden Rücklagen gebildet hat, gerät so schnell in finanzielle Schwierigkeiten. Frag t-online: Bleibe ich mit Renteneintritt privat versichert? Um die zukünftigen Beiträge stemmen zu können, sollte man vor einem Wechsel genau rechnen. "Früher lautete die Faustregel: Alles, was man in jungen Jahren durch den Wechsel spart, anlegen", sagt Ulrike Steckkönig, Versicherungsexpertin bei der Stiftung Warentest . "Aber das reicht heute unter Umständen nicht mehr." Zudem komme es immer auf die persönliche Situation an. Wer viele Kinder habe oder keine Rücklagen für die höheren Beiträge im Ruhestand bilden könne, für den könne die private Krankenversicherung trotz eines guten Einkommens zu teuer sein. Welches System ist langfristig besser? Ein Wechsel zur PKV lohnt sich nur dann, wenn Sie gesund sind, langfristig hohe Einnahmen haben und bereit sind, für das Alter Rücklagen zu bilden. Familien und Menschen mit begrenztem Einkommen sollten in der Regel in der GKV bleiben. Eine sorgfältige, individuelle Abwägung unter Berücksichtigung langfristiger finanzieller Belastungen ist daher unerlässlich. Lassen Sie sich vor einer Entscheidung individuell beraten. Kalkulieren Sie die voraussichtlichen Kosten für Ihr gesamtes Leben und berücksichtigen Sie dabei Ihren Gesundheitszustand, Ihre Familienplanung und Ihr Einkommen im Alter. Wer jung und gesund ist, kann durch den Wechsel sparen – sollte jedoch die Ersparnisse gezielt für später anlegen. Für ältere Menschen, die bereits in der PKV sind und hohe Beiträge zahlen, kann ein Wechsel in den sogenannten Basistarif eine Entlastung bringen. Die Wahl der Krankenversicherung ist eine der wichtigsten finanziellen Entscheidungen im Leben – auch der Wechsel in die private Krankenversicherung will gut überlegt sein, vor allem vor dem Hintergrund einer möglichen Rückkehr in die gesetzliche Krankenkasse. Ab einem Alter von 55 Jahren ist dies nur noch schwer möglich . Eine sorgfältige Planung mit Blick auf Ihre Gesundheit und Ihren Geldbeutel ist dabei von entscheidender Bedeutung.
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