Kupferpreis steigt, ETF fällt: Warum das Anleger oft überrascht

latest news headlines 14 std vor
Flipboard
Jeden Tag beantwortet die t-online-Ratgeberredaktion eine Leserfrage rund ums Geld. Heute geht es um Kupfer und Kupfer-ETFs. Sie verfolgen aufmerksam die Entwicklung der Rohstoffmärkte und freuen sich, wenn die Preise für Kupfer steigen? Doch ein Blick in Ihr Depot sorgt für Ernüchterung: Ihr Kupfer-ETF zeigt ein Minus. Wie kann das sein, obwohl der Rohstoffpreis doch gestiegen ist? Genau das ist einem t-online-Leser passiert, als er sich die Wertentwicklung seines ETFs angeschaut hat. Doch woher kommt diese Diskrepanz? Kupfer: Schlüsselrohstoff der Energiewende Kupfer ist aufgrund seiner einzigartigen physikalischen und chemischen Eigenschaften einer der wichtigsten und begehrtesten Rohstoffe weltweit. Die Gründe dafür sind vor allem seine hervorragende elektrische Leitfähigkeit – nach Silber ist Kupfer das beste Metall zur Leitung von Elektrizität. Damit ist es unverzichtbar für die Energiewende. Jede Windturbine benötigt beispielsweise zwischen 950 Kilogramm und 5 Tonnen Kupfer. Über 40 Prozent der globalen Kupferproduktion werden im Bauwesen verwendet, etwa für Rohre, Dächer und Heizsysteme. Kupfer gilt wegen seiner breiten industriellen Verwendung oft als "Barometer" für die Weltwirtschaft. In den vergangenen 20 Jahren ist der Kupferpreis um rund 190 Prozent gestiegen. Derzeit kostet eine Tonne Kupfer an der Börse mehr als 8.000 Euro. ETFs vs. ETCs: Der entscheidende Unterschied Wer als Privatanleger gezielt in Kupfer investieren möchte, kann dies in Europa nicht über einen klassischen ETF tun. Nach den UCITS-Richtlinien ist es in der EU nämlich nicht erlaubt, einen ETF ausschließlich auf einen einzelnen Rohstoff aufzulegen. ETFs müssen immer diversifiziert sein. EU-Richtlinie für Investmentfonds: Was bedeutet die 5-10-40-Regel für mein Geld? Passives Investieren: So viel Rendite werfen ETFs ab Stattdessen kommen sogenannte Exchange Traded Commodities (ETCs) zum Einsatz. ETCs sind börsengehandelte Wertpapiere, die die Wertentwicklung eines einzelnen Rohstoffs oder Rohstoffkorbs abbilden, ohne den Rohstoff physisch zu besitzen. Ein Kupfer-ETC ist also direkt an den Preis von Kupfer gekoppelt. Das kann physisch geschehen, wobei der Rohstoff tatsächlich gelagert wird. Häufiger jedoch ist die Abbildung synthetisch – mittels sogenannter Terminkontrakte (Futures). Dabei wird ein standardisierter Vertrag abgeschlossen, der den Kauf oder Verkauf einer bestimmten Menge Kupfer zu einem festen Preis und Zeitpunkt regelt. Diese Futures bilden die Basis für die Wertentwicklung des ETCs. Weil es sich um Terminpreise handelt, kann es aber zu Abweichungen zum täglichen Marktpreis kommen. Beispiele für Kupfer-ETCs, die die Wertentwicklung des Rohstoffs Kupfer abbilden: Produktname ISIN Typ Fondsgröße (Mio. EUR) WisdomTree Copper GB00B15KXQ89 ETC 669 WisdomTree Copper - EUR Daily Hedged JE00B4PDKD43 ETC 38 BNPP Kupfer (TR) ETC DE000PB8C0P8 ETC 6 BNPP RICI Kupfer (TR) Enhanced ETC DE000PB8R1C7 ETC 2 BNPP RICI Enhanced Kupfer (ER) EUR Hedge ETC DE000PZ9REC4 ETC 1 SG ETC COMEX Copper Futures (HG) DE000ETC0787 ETC - Quelle: justETF.com, Stand: 09.06.2025 Was bildet ein Kupfer-ETF wirklich ab? Ein ETF hingegen, der mit Kupfer bezeichnet ist, investiert nicht direkt in den Rohstoff selbst. Stattdessen bildet er einen Index ab, der Unternehmen enthält, die mit Kupfer zu tun haben – zum Beispiel Kupferminenbetreiber, Verarbeiter oder Händler. Ein Beispiel dafür ist der Global X Copper Miners UCITS ETF (ISIN: IE0003Z9E2Y3), der den Solactive Global Copper Miners Index nachbildet. Nach vorliegenden Informationen handelt es sich dabei um den in Deutschland einzigen an der Börse aufgelegten "Kupfer-ETF". Der ETF investiert physisch in Aktien dieser Unternehmen und ist damit UCITS-konform. Die Ertragsverwendung ist thesaurierend, die Kostenquote liegt bei 0,55 Prozent pro Jahr. Vertreten sind unter anderem Unternehmen wie First Quantum Minerals, Boliden AB, Zijin Mining Group, Antofagasta , Lundin Mining , KGHM Polska Miedz, Southern Copper und Freeport-McMoRan. Geografisch stammen 35 Prozent der Unternehmen aus Kanada, gefolgt von den USA (8,86 Prozent), Japan (7,4 Prozent), China (7,3 Prozent) und weiteren Ländern. Warum der ETF-Wert sinken kann, obwohl der Kupferpreis steigt Die Wertentwicklung eines Kupferminen-ETFs kann sich deutlich vom Kupferpreis unterscheiden. Das liegt daran, dass viele weitere Faktoren eine Rolle spielen: Unternehmensgewinne, Produktionskosten, politische Risiken, Wechselkurse und der generelle Aktienmarkt. So hatte der Global X Copper Miners ETF in den vergangenen drei Monaten eine Performance von 3,7 Prozent, lag auf Jahressicht aber rund neun Prozent im Minus. In drei Jahren lag die Rendite bei knapp elf Prozent. Der Kupferpreis selbst dagegen fiel in den letzten drei Monaten um 4,2 Prozent, verlor auf Jahressicht rund 5,9 Prozent, verlor innerhalb der vergangenen drei Jahre rund 5,80 Prozent, konnte aber über die letzten fünf Jahre eine Gesamtrendite von 67,5 Prozent erzielen. Um die Wertentwicklung von Aktienfonds oder ETFs mit Indizes zu vergleichen, ist es ratsam, den Kaufzeitpunkt mit dem an diesem Tag gültigen Wert des Vergleichsindex zu vergleichen. Monatsvergleiche oder Jahresvergleiche könnten allein dadurch zu Verzerrungen führen, wenn der Vergleichszeitraum zwischen den Werten nicht identisch ist. Goldpreis auf Rekord: Vorsicht vor Goldminen-Aktien Kupfer bleibt gefragt – aber der richtige Zugang ist entscheidend Kupfer bleibt aufgrund seiner besonderen Eigenschaften auf absehbare Zeit ein unverzichtbarer Rohstoff für Zukunftstechnologien – von der Elektromobilität bis zur Energiewende. Ein vollständiger Ersatz ist nicht in Sicht. Wer in einen Kupfer-ETF investiert, setzt nicht direkt auf den Rohstoff, sondern auf die wirtschaftliche Entwicklung von Unternehmen im Kupfersektor. Deren Aktienkurse können sich jedoch völlig anders entwickeln als der Kupferpreis. Wer hingegen die reine Preisentwicklung von Kupfer abbilden möchte, sollte auf einen Kupfer-ETC setzen. Wichtig ist in beiden Fällen: Rohstoffpreise und Aktienkurse schwanken teils erheblich. Ein genauer Blick auf das Produkt, seine Struktur und die eigene Risikoneigung ist daher unerlässlich.
Aus der Quelle lesen