Nach dem tragischen Tod von Laura Dahlmeier im Karakorum-Gebirge bestätigt ihr Vater nun, dass eine Bergung nicht mehr möglich ist. Eine letzte Rettungsmission ist gescheitert. Jetzt herrscht auch in dieser Angelegenheit Gewissheit: Wie Andreas Dahlmeier, der Vater der im Juli im Karakorum-Gebirge tödlich verunglückten Laura Dahlmeier , bestätigte, ist eine Bergung des Leichnams der Ex-Biathletin nicht mehr möglich. Die Familie habe sich schweren Herzens damit abgefunden, dass die ehemalige Olympiasiegerin am Laila Peak bleiben müsse. "Wir hätten Laura gern nach Hause gebracht. Aber es war nicht möglich, sie zu holen. Es war nach dem Unfall zu gefährlich", sagte Andreas Dahlmeier dem "Spiegel" und berichtete von einem letzten gescheiterten Bergungsversuch durch den erfahrenen Bergsteiger Thomas Huber: "Als Thomas noch mal an den Laila Peak ging, war sie nicht mehr auffindbar. Somit bleibt Laura am Berg zurück. Es besteht keine Chance, sie noch zu bergen." Am 28. Juli war Dahlmeier beim Abstieg vom über 6.000 Meter hohen Berg in Nordpakistan von einem Steinschlag tödlich getroffen worden. Es war damals zu gefährlich, zur Unglücksstelle vorzudringen. Im September wurde auf Wunsch der Familie noch ein weiterer Versuch unternommen. Huber reiste dafür gemeinsam mit dem US-Amerikaner Tad McCrea an den Berg. Ausgerüstet mit Fernglas und Drohne, suchten sie das Gebiet ab, in dem Dahlmeier verunglückt war. "Dann wären wir in die Wand gestiegen und hätten sie geborgen" Doch an der bekannten Stelle war nichts mehr zu finden. Huber erklärte im Gespräch mit dem "Spiegel": "Ich wusste genau, wohin wir gehen mussten, um den optimalen Blick zu haben. Wir hatten ein Spektiv mit 30-facher Vergrößerung dabei, mit dem wir das Gelände absuchten, außerdem eine Drohne. Wenn wir Laura gefunden hätten, wären wir in die Wand gestiegen und hätten sie geborgen. Wie erwartet, war Laura aber nicht mehr an der Unfallstelle." Huber hatte bereits vermutet, Dahlmeiers Leichnam nicht finden zu können. "In der Regel schmilzt eine Eissanduhr unter Belastung nach einigen Tagen aus", sagte er. Bei einer Eissanduhr handelt es sich um einen Sicherungspunkt im Eis, der sich besonders zum Abseilen eignet. Dahlmeier verwendete solch einen Sicherungspunkt, kurz bevor sie von den niedergehenden Steinen getroffen wurde. "Bei diesem warmen Sommer in Pakistan lag es nahe, dass Lauras Leichnam weiter abstürzen würde." Das Team untersuchte daher auch mögliche Spalten in der Nähe, doch der Einsatz blieb ohne Ergebnis. "Wir wollten alle Möglichkeiten prüfen und absuchen, wo sie sein könnte. Wir suchten alle Spalten ab, kletterten in ein großes Eisloch, aber wir haben keine Spuren gefunden." "Ein wunderschöner Ort, wo Laura jetzt ihre Ruhe findet" Die täglich niedergehenden Felsmassen könnten die sterblichen Überreste inzwischen zugedeckt haben. Nach seiner Rückkehr zeigte Huber den Eltern schließlich Aufnahmen von dem Ort, an dem ihre Tochter nun vermutlich liegt – mit Blick auf ein weites Gletschertal und drei Achttausender. "Es ist ein wunderschöner Ort, wo Laura jetzt ihre Ruhe findet", sagte Huber. Huber war unmittelbar am Tag nach Dahlmeiers Unglück gemeinsam mit McCrea zu einer ersten vergeblichen Rettungsmission am Laila Peak aufgebrochen. Die hatte er noch mit der großen Hoffnung gestartet, Dahlmeier lebend mit ins Tal zurückbringen zu können. Mit dem Hubschrauber umkreisten Huber und sein Team die Unglücksstelle mehrfach – nur um dabei festzustellen, dass sie für eine Rettung bereits zu spät kamen. Aufgrund der Schwere der Kopfverletzung, die Dahlmeier durch einen Steinschlag erlitten hatte, musste Huber genau wie Dahlmeiers Seilpartnerin Marina Krauss davon ausgehen, dass es schon direkt nach dem Unfall keine Überlebenschance mehr gab. "Und dann haben wir beide geweint" Unmittelbar nach der Landung im Basislager telefonierte Huber über ein Satellitentelefon mit Andreas Dahlmeier und berichtete dem Vater, was er und sein Team gesehen hatten. "Und dann haben wir beide geweint", sagte Huber nun. Laura Dahlmeier kannte die Risiken genau, die sie mit ihrer großen Leidenschaft, dem Bergsteigen, einging. Schriftlich hatte sie deshalb sogar verfügt: Sollte ihr dabei etwas zustoßen und eine Bergung zu gefährlich sein, solle der Leichnam am Berg verbleiben. Sie wollte nicht, dass sich andere Bergsteiger unnötig in Gefahr begeben, wenn es für sie bereits zu spät sei. Darum übergingen ihre Eltern Dahlmeiers letzten Willen Dennoch entschied sich ihre Familie anders und wollte Dahlmeiers Leichnam nicht auf dem Laila Peak zurücklassen. Warum, erklärte Andreas Dahlmeier folgendermaßen: "Wir wussten, dass sie sich an einer Stelle befand, an der andere Expeditionen vorbeikommen könnten. Wir wollten nicht, dass vielleicht Fotos von ihr gemacht werden. Deshalb wollten wir, dass sie geholt wird, wenn die Verhältnisse es zulassen." Aber die Bedingungen wurden nicht besser – im Gegenteil. Deshalb wagte in den folgenden Wochen auch zunächst niemand mehr einen Aufstieg. Auf Wunsch der Eltern von Dahlmeier kehrte Huber schließlich im September dann doch noch einmal auf den Laila Peak zurück. Doch der Wunsch der Familie Dahlmeier konnte nicht mehr erfüllt werden.