Leon Goretzka: Der eigentlich Totgesagte begeistert im DFB-Trikot

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Der Name Leon Goretzka ist seit Wochen in aller Munde. Sportlich wegen seiner Leistungen, aber auch, weil er sich gegen alle Widerstände durchgesetzt hat. Totgesagte leben länger, heißt es. Leon Goretzka hat in den letzten Wochen und Monaten genau das bewiesen. Was wurde nicht alles über ihn geschrieben? "Braucht man Goretzka noch?" "Reicht das spielerisch noch?" Manch einer sah ihn schon nicht mehr bei den Bayern oder in der Nationalmannschaft. Er selbst äußerte sich dazu bewusst nicht, ließ das alles über sich ergehen. Er gab die Antwort auf dem Platz. Inzwischen ist er bei den Bayern nicht mehr wegzudenken. Und nach seinem starken DFB-Comeback gegen Italien auch nicht mehr aus der Nationalelf. Ohne zu übertreiben: Das gleicht einem kleinen Fußballwunder. Einem Märchen, das man schöner nicht schreiben könnte. Bundestrainer Julian Nagelsmann sprach nach dem Italien-Spiel von einer "herausragenden Leistung" Goretzkas. Später schob er nach: "Es ist generell immer ratsam im Leben, nicht immer alles gleich hinzuwerfen. Wir werden durch dieses Swipe-Leben dazu gebracht, schnell etwas Neues zu machen, wenn das Alte nicht so gut ist." Recht hat er. Leon Goretzka hat gekämpft, sich durchgebissen, als Trainer wie Thomas Tuchel und auch Vincent Kompany ihn längst beim FC Bayern in die Wüste schicken wollten. Natürlich gab es auch berechtigte, sportliche Kritikpunkte an dem Mittelfeldspieler. Auch Julian Nagelsmann wird gute Gründe gehabt haben, ihn nicht für die Heim-EM im Sommer 2024 zu nominieren. Aber Goretzka musste sich auch darüber hinaus viel anhören und einstecken – und gab dennoch nie auf. Goretzka zeigte immer Haltung. Nicht nur, weil er nicht aufgab, als viele andere in seiner Situation einfach hingeschmissen oder den Verein gewechselt hätten. Sondern er hebt sich auch hervor, weil er seine Wurzeln nicht leugnet, sich selbst treu bleibt. So stand er, als sein Jugendklub Bochum in der Relegation spielen musste, im VfL-Trikot im Stadion. Standhaft ist Goretzka auch, wenn es darum geht, Position zu beziehen und sich in politische Debatten einzumischen. Bei der EM 2021 zum Beispiel legte er sich mit den ungarischen Fans an, als er nach einem Tor provokativ mit einer Herzgeste jubelte. Damals war eine Debatte in Ungarn um die Rechte der LGBTQ-Bewegung entbrannt. Goretzka postete später noch ein Bild mit seiner Herzgeste, schrieb dazu: "Verbreitet Liebe. Ja!!!!!!!! Wembley ruft!" Dazu eine Regenbogenfahne. Es sollte ein klares Zeichen der Toleranz und der Solidarität mit der LGBTQ-Community sein. Mehr Spieler wie ihn Natürlich gab es auch daran Kritik, und die Frage kam auf, ob ein Fußballer so provozieren dürfe. Aber auch hier: Von solchen Debatten lässt sich der 30-Jährige nicht beeindrucken. Die Geschichte, die Leon Goretzka vor allem aber in den letzten Wochen schrieb, sein Kampf gegen alle Widerstände – genau solche Geschichten sind es, die die Menschen in diesen bewegten, politisch aufwühlenden Zeiten brauchen. Menschen wie Goretzka machen Mut und sind ein Lichtblick. Es müsste mehr Spieler wie ihn geben.
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