Viele Rastplätze sind abends voll, weitere Lastwagen werden trotzdem abgestellt. Mit gefährlichen Folgen. Trotz Technik und Ausbau bleibt das Problem akut. Der Druck ist hoch, der Platz knapp – und dann wird es gefährlich. Lkw-Fahrer haben in Deutschland große Probleme, am Ende ihrer erlaubten Lenkzeit einen Stellplatz entlang der Autobahnen zu finden. Eine neue Erhebung des ADAC zeigt, dass sich an der schwierigen Parksituation für Lastwagen in den vergangenen Jahren kaum etwas verbessert hat: Von 100 untersuchten Rastanlagen waren nahezu die Hälfte ab 22 Uhr so überlastet, dass Lastwagen in Ein- und Ausfahrten oder sogar auf dem Seitenstreifen standen. Drei Jahre zuvor hatte der ADAC bereits ähnliche Zustände festgestellt. Auch der Auto Club Europa (ACE) kam im Sommer 2025 zu einem vergleichbaren Ergebnis. Zwischen Mitte April und Mitte Juni erfassten dessen Mitarbeitende teils chaotische Zustände an Rastplätzen – mit überfüllten Flächen, zweckentfremdeten Bus- und Wohnmobilparkplätzen und abgestellten Lkw in verkehrsgefährdenden Zonen. Ein immenses Ausmaß Auf 85 der 100 Anlagen parkten Lkw beim aktuellen ADAC-Test außerhalb erlaubter Flächen – etwa auf Pkw-Parkplätzen oder in Fahrgassen. In Kassel Ost Lohfelden, einer Raststätte an der A7 in Hessen, wurden bis zu 138 Parkverstöße gezählt – darunter auch riskante Falschparker in den Einfahrten. Geordnete Verhältnisse fanden die Tester nur an zwei Anlagen. Der ADAC nennt offizielle Zahlen. Demnach fehlen rund 20.000 Stellplätze. Der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) hält diese Schätzungen laut Berichten des RBB sogar für zu niedrig und spricht von 40.000 fehlenden Stellplätzen. Zwar wurden in den vergangenen Jahren neue geschaffen – doch das Wachstum des Güterverkehrs übertrifft den Ausbau bei Weitem. Bis 2040 könnte der Bedarf laut Verkehrsprognose auf 600.000 steigen. Gleichzeitig liegen zwischen Planung und Fertigstellung eines Parkplatzes oft bis zu zehn Jahre, heißt es. Warum falsch geparkt wird Lkw-Fahrer stehen unter gesetzlichem Zeitdruck: Ist die erlaubte Lenkzeit um, müssen sie pausieren. Ohne geeigneten Stellplatz wird improvisiert: Oft bleibt nur die Möglichkeit, auf nicht dafür vorgesehene Flächen auszuweichen. Das zeigte sich auch in den Stichproben von ADAC und ACE. Busparkplätze? Belegt mit Lkw. Stellflächen für Pkw mit Anhängern? Ebenfalls zweckentfremdet. Selbst Sonderflächen für Schwertransporte mit Überlänge sind oft mit regulären Lastwagen besetzt. Das Resultat sind riskante Situationen, insbesondere nachts: Blockierte Einfahrten, verdeckte Sichtachsen, kaum Ausweichmöglichkeiten. Nicht selten parken Lkw bereits wenige Meter nach der Einfahrt – dort, wo sie von anderen Verkehrsteilnehmern zu spät gesehen werden. Der ACE schildert einen tödlichen Unfall, bei dem ein Auto mit hoher Geschwindigkeit auf einen dort abgestellten Lastwagen prallte. Beide Insassen kamen ums Leben. Das soll passieren Neben stellenweisen Neubauten setzt die Autobahn GmbH vermehrt auch auf digitale Lösungen. Auf einigen Rastplätzen wie Jura-West oder Hunsrück-West steuern telematische Systeme den Verkehr. Lkw erhalten Stellplätze per Schranke zugewiesen, digitale Tafeln zeigen Abfahrtszeiten an. Eine App, die freie Plätze anzeigt, ist in Arbeit. Doch auch sie kann keine Fläche schaffen, wo keine vorhanden ist. Im Extremfall parken Lkw auf den meist unbeleuchteten Seitenstreifen der Autobahnen und setzen sich und den fließenden Verkehr einem hohen Risiko aus. Die Wirtschaft leidet mit Was aus Fahrersicht frustrierend ist, wird für die Logistikbranche zum Problem. Wer seine Pause nicht sinnvoll planen kann, verliert Zeit. Und wer wegen des Parkplatzmangels früher anhält, nutzt seine Lenkzeiten nicht voll aus. Lieferketten geraten aus dem Takt, Transporte werden ineffizient. Der Branchenverband BGL spricht von messbarem wirtschaftlichem Schaden. Hinzu kommt: Der Fahrermangel verstärkt das Problem, weil immer mehr Lieferungen von weniger Menschen gestemmt werden müssen. Und in Zukunft könnten zusätzliche Anforderungen dazukommen – etwa, wenn bei E-Lkw jeder Stellplatz auch mit Ladeinfrastruktur ausgestattet sein muss.